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Mit Female Finance Equal Pay Day: So werden Frauen finanziell unabhängig

Ob jetzt oder im Alter: Damit Frauen nicht irgendwann ein böses finanzielles Erwachen erleben, tun sie gut daran, sich frühzeitig mit ihren Finanzen zu beschäftigen. Das schafft Unabhängigkeit.

Von Anissa Brinkhoff, dpa 04.03.2025, 00:05
Frauen haben es in Sachen Altersvorsorge oft schwerer als Männer. Mit einem guten Plan können sie ihre Finanzen trotzdem auf solide Füße stellen.
Frauen haben es in Sachen Altersvorsorge oft schwerer als Männer. Mit einem guten Plan können sie ihre Finanzen trotzdem auf solide Füße stellen. Uwe Umstätter/Westend61/dpa-tmn

Berlin - Frauen verdienen in Deutschland weniger als Männer, arbeiten häufiger in Teilzeit und übernehmen einen Großteil der unbezahlten Care-Arbeit - etwa die Kinderbetreuung. Auf diesen Umstand macht der einmal im Jahr stattfindende Equal Pay Day (2025 am 7. März) aufmerksam. 

Oft sind geringere Rentenansprüche, ein erhöhtes Risiko für Altersarmut und finanzielle Abhängigkeit vom Partner die Konsequenz. Umso wichtiger ist es, dass Frauen frühzeitig die Weichen für ihre finanzielle Zukunft stellen. Doch wie gelingt das? Female-Finance-Expertinnen geben ihre besten Tipps.

Finanzielle Unabhängigkeit bringt Selbstbestimmung

Wer weniger finanziellen Spielraum hat, muss selbst stärker gegensteuern. Dieses Bewusstsein für finanzielle Unabhängigkeit wächst bei Frauen mittlerweile. „Immer mehr Frauen setzen sich mit Themen wie Vermögensaufbau und Altersvorsorge auseinander“, sagt Karolina Decker, Finanzexpertin und Mitgründerin der Plattform FinMarie.

„Wer finanziell unabhängig ist, kann selbstbestimmt Entscheidungen treffen – sei es in der Partnerschaft, im Beruf oder im Ruhestand“, sagt die Journalistin und Finanzexpertin Jessica Schwarzer.

Female Finance – also weibliche Finanzbildung – bietet hier Lösungsansätze. Denn klassische Finanzbildungsinhalte berücksichtigten nur selten die besonderen Lebensumstände von Frauen wie längere Erwerbsunterbrechungen, geringere Einkommen oder die Doppelbelastung durch Beruf und Familie, erklärt Astrid Zehbe, Co-Chefredakteurin des Magazins „Finanzielle“. Female Finance setzt genau hier an: Es geht darum, Frauen in ihren Lebensrealitäten abzuholen und sie zu ermutigen, ihre Finanzen selbst in die Hand zu nehmen. Und so geht's:

Schritt 1: Bestandsaufnahme und Budgetplanung

Der erste Schritt zur finanziellen Unabhängigkeit ist ein ehrlicher Kassensturz. Eine Übersicht über die eigenen Einnahmen und Ausgaben, bestehende Verträge und Vermögenswerte schafft Klarheit über die eigene finanzielle Situation. Anschließend sollten Budgets festgelegt werden – und zwar nicht nur für laufende Kosten, sondern explizit auch jene für den Vermögensaufbau und die Altersvorsorge. „Viele Frauen unterschätzen, wie viel sie tatsächlich sparen und investieren können“, sagt Karolina Decker. Zumindest so lange, bis sie sich einen genauen Überblick verschaffen.

Daniela Meyer, die zweite Chefredakteurin des Magazins „Finanzielle“, rät, ein Haushaltsbuch oder digitale Apps zur Hilfe zu nutzen: „Wer weiß, wo sein Geld hingeht, kann bewusster sparen und investieren.“

Schritt 2: Den Partner einbeziehen – aber nicht abhängig sein

Finanzielle Sicherheit sollte nicht vom Partner abhängen. Gerade in klassischen Rollenverteilungen - in denen der Mann arbeiten geht, die Frau sich um die Familie kümmert - ist es wichtig, dass Frauen eigenständig für ihre Altersvorsorge sorgen. „Ein gemeinsamer ETF-Sparplan auf den Namen der Frau kann beispielsweise für einen fairen finanziellen Ausgleich sorgen“, schlägt Jessica Schwarzer vor. 

Wichtig ist Karolina Decker zufolge zudem, finanzielle Entscheidungen in einer Partnerschaft stets gemeinsam zu treffen. Frauen sollten dafür eine eigene finanzielle Basis haben.

Schritt 3: Finanzielle Bildung erweitern

Finanzwissen ist Macht und nie war es so einfach, sich dieses Wissen anzueignen. Denn inzwischen gibt es eine Vielzahl an Büchern, Podcasts oder Online-Kursen für Frauen, die sich mit Themen wie Investitionen, Rentenvorsorge und Steueroptimierung auseinandersetzen. Zudem gibt es immer mehr Female-Finance-Communities, in denen Frauen sich austauschen und gegenseitig unterstützen können. „Sich mit anderen Frauen über Finanzen auszutauschen, motiviert und bringt neue Perspektiven“, sagt Jessica Schwarzer.

Daniela Meyer stellt hier einen klaren Wandel fest: „Wir sehen, dass immer mehr Frauen, ermutigt und informiert durch digitale Angebote, bereit sind, in Investments wie Aktien, ETFs oder Immobilien einzusteigen.“

Schritt 4: Investieren lernen und langfristig denken

Die Grundlage einer langfristigen Finanzplanung ist ein eigener Notgroschen für unvorhergesehene Ausgaben. Je nach Sicherheitsbedürfnis sollte die Summe die kompletten Ausgaben von drei bis sechs Monaten decken. „Wir nennen es gerne Fuck-you-Money, weil es erlaubt, zu jedem Zeitpunkt aus jeder Tür heraus spazieren zu können – egal, ob es die Wohnungs- oder Bürotür ist“, sagt Daniela Meyer. Wer den Notgroschen angespart hat, kann sich dem Vermögensaufbau durch Investieren widmen.

Jessica Schwarzer empfiehlt, dabei keine Angst vor der Börse zu haben. Wer sein Geld nur auf dem Sparkonto liegen lässt, verliert langfristig durch Inflation an Kaufkraft. Aktien, ETFs und Fonds bieten dagegen attraktivere Renditen. Besonders ETF-Sparpläne bieten Karolina Decker zufolge für Anfängerinnen einen guten Einstieg in die Welt der Geldanlage. Diese börsengehandelten Indexfonds bilden eins zu eins bestimmte Börsenindizes nach, diversifizieren dadurch im Idealfall breit über Branchen und Länder hinweg. Gleichzeitig sind die laufenden Kosten vergleichsweise gering, weil kein Fondsmanager aktiv an der Auswahl der einzelnen Titel beteiligt ist.

„Frauen neigen dazu, auf den perfekten Moment zu warten, um mit dem Investieren anzufangen“, sagt Astrid Zehbe. Weil es den aber gar nicht gebe, sei es besser, möglichst früh klein anzufangen und nach und nach dazuzulernen.