Online-Konto fürs Smartphone Neobanken: Wie sieht die Zukunft des Bankings aus?
Ein Online-Konto hat mittlerweile jedes Geldinstitut. Junge Fintechs bringen mit ihren Angeboten das Konto auch auf das Smartphone. Lohnt sich das für Bankkunden?
Berlin - Für jede Überweisung in die Bankfiliale? Ein- und Auszahlungen nur am Schalter? Zeiten, in denen Geldgeschäfte an die Öffnungszeiten von Filialen gebunden waren, sind lange vorbei. Direktbanken haben Online-Banking schon seit langem salonfähig gemacht. Heute kommt kein Geldinstitut ohne ein internetfähiges Girokonto aus.
Mit N26, C24, Tomorrow, Revolut oder Klarna drängt eine neue Generation von Anbietern auf den Markt. Was haben Verbraucher davon?
„Grundsätzlich sind neue Angebote immer eine Chance“, sagt Niels Nauhauser, Abteilungsleiter Altersvorsorge, Banken, Kredite bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Schließlich bekämen Verbraucherinnen und Verbraucher so eine weitere Möglichkeit, für sie passende Angebote zu finden.
Nutzerverhalten ändert sich
Die Zeit für die digitalen Anbieter ist günstig, denn ihre Zielgruppe wird allmählich größer: Inzwischen gehen selbst viele der Bankkunden, die nicht mit dem Internet aufgewachsen sind, nicht mehr so oft in die Filiale, sondern erledigen ihre Bankgeschäfte lieber online.
Eine Umfrage, die der Branchenverband Bitkom im vergangenen Oktober veröffentlicht hat zeigt: Nur etwa 10 Prozent der Befragten nutzen überwiegend die Bankfiliale, 53 Prozent hingegen verlassen sich auf das Online-Banking und 35 Prozent setzen sogar ausschließlich darauf.
Überwiegend wird dafür der Laptop genutzt, zeigt die Studie. Aber das Smartphone holt auf, und kommt bei mehr als der Hälfte (58 Prozent) beim Banking zum Einsatz. Genau da setzen die neuen Anbieter an.
Zielgruppe ist neugierig
Zielgruppe vieler Newcomer ist derzeit ein eher junges, internetaffines Publikum. Auf den Homepages wird unter anderem Nachhaltigkeit, simpler Budgetplanung oder der vollen Kontrolle über das eigene Geld gelockt. „Der typische Kunde ist ein global denkender, digitaler Nomade, der Bequemlichkeit schätzt“, sagt Susanne Krehl, eine der Organisatorinnen des Fintech-Stammtisches Berlin.
„Viele Kunden nutzen die voll-digitalen Angebote neugierig“, sagt Lena Luise Justen, ehemalige Mitgründerin von Fino, einem Fintech, das Produkte für Finanzdienstleister anbietet. „Sie sind mit den oft nur teil-digitalisierten Services der alteingesessenen Banken unzufrieden.“
Neobanken treffen einen Nerv
Und das, obwohl die etablierten Banken die Digitalisierung nicht grundsätzlich verschlafen haben. Sowohl Direkt- als auch Filialbanken bringen mit ihren Apps das Banking ebenso auf das Smartphone wie die neuen Anbieter. „Die große Revolution sind die Neobanken nicht“, sagt Niels Nauhauser. „Das Produkt Girokonto ist ja am Ende dasselbe.“
„Neobanken sind eher eine Form der Prozessoptimierung“, erklärt Susanne Krehl, die selbst lange Zeit beim Fintech Barzahlen.de gearbeitet hat. „Sie bieten die gleiche Dienstleistung an aber ohne großen Apparat dahinter.“ Das Produkt Girokonto werde rein digital gebaut und sei so besser auf das Nutzererlebnis ausgerichtet.
Girokonto ist Datengrundlage
Zugleich fungieren manche der neuen Finanzdienstleister eher als Open-Banking-Plattform, die auch anderen Anbietern eine Vertriebsmöglichkeit bietet. So gibt es bei Neobanken inzwischen zum Teil auch Versicherungen, andere bieten Vertragsmanagement an.
Das Girokonto dient somit als Datengrundlage für weitere Angebote und Geschäfte. Wichtig deshalb für Verbraucher: Sie sollten nicht nur auf das Nutzererlebnis achten, sondern auch darauf, wie die eigenen Daten genutzt werden. „Kontodaten wurden zwar schon immer für Cross-Selling genutzt“, sagt Verbraucherschützer Niels Nauhauser. „Nun droht aber ein Trend zur vollständigen Durchleuchtung des Konsumverhaltens zur Verhaltensprognose bis hin zur Verhaltensmanipulation.“
Das sieht auch Vincent Haupert, promovierter Informatiker und Sicherheitsforscher so: Der digitale Fußabdruck sei bei den neuen Finanz-Apps oft größer als bei der etablierten Konkurrenz. „Daten der Nutzerinnen und Nutzer werden zur Produktanalyse, zu Marketingzwecken und nicht zuletzt zur Verbesserung der eigenen Algorithmen erfasst und genutzt - leider oftmals ohne informierte Erlaubnis der Betroffenen.“