Flula Borg ist Hollywoods komischer Deutscher
Er kommt aus Franken und entlockt Stars wie Anna Kendrick und Steve Carell seltsame Töne. Er singt in Pitch Perfect 2 und ulkt auf YouTube. Flula Borg aus Erlangen gilt in den USA als Internet-Star.
Los Angeles (dpa) - Mit Schuhplatteln in Lederhose fing es in der fränkischen Heimat früh an. Schon als Kind wollte ich experimentieren, wollte doof sein, mochte schrecklichen Techno und Hip-Hop, erzählt Flula Borg.
Das ist kein Künstlername. Er heißt wirklich so. Meine Eltern waren Hippies, sagt der gebürtige Erlanger und grinst. Hätten sie mich Peter genannt, wäre ich wahrscheinlich Bäcker in Erlangen, auch nicht schlecht.
In Hollywood hat der 33-Jährige längst einen anderen Namen weg: German Weirdo Dude. Dass er als komischer deutscher Kerl gilt, ist ein großen Kompliment. Das ist eine Marktlücke hier, die fülle ich gerne, warum nicht? Mit breitem Grinsen, unverfrorener Nettigkeit, schrägen Einfällen und dem starken dschörman Akzent trifft der 1,90 Meter große Bayer in Hollywood irgendwie den richtigen Ton. Ich verstehe selber nicht, was ich da so mache.
Von Überheblichkeit keine Spur. Flula Borg ist einfach der nette Typ von nebenan. Ganz locker schäkert er mit Promis wie Will Ferrell, Steve Carell und Anna Kendrick. Keine Hemmungen? Ich habe Ziele. Ich wollte unbedingt einen Song mit Tönen von Anna Kendrick kreieren, also habe ich sie einfach gefragt "Willste mitmachen?", 'Let's do it", und meistens sagen sie "Ja". Das Ergebnis: mit den Geräuschen, die er den Stars entlockt, mixt er neue Songs.
Mit Kendrick stand Flula in der Musikkomödie Pitch Perfect 2 vor der Kamera. Er ist Pieter Krämer, ein verbissener A-cappella-Sänger der Gruppe Das Sound Machine, sein bisher größter Hollywood-Coup.
Das war auch ein bisschen Glückssache, die hatten von mir mehrere YouTube-Videos gesehen, sagt Flula. Eigentlich suchten Regisseurin Elizabeth Banks und ihr Ehemann, Produzent Max Handelman, eine Zaftige Anke, also eine kräftige Deutsche. Doch dann sprach Flula vor und die Rolle wurde umgeschrieben. Handelman nannte Borg in der US-Zeitschrift People total lustig und extrem klug.
Flula Borg jongliert ein Dutzend Projekte gleichzeitig: Er rast von Drehsets zu Gigs in Comedy-Clubs, von Vorsprechen für neue Rollen zu Interview-Terminen. Jeder Tag ist Chaos, ich will mich nicht langweilen, sondern immer kreativ sein.
Rund 300 Witz-Videos hat der YouTuber und DJ schon ins Netz gestellt. Auf der Videoplattform hat er mehr als 630 000 Abonnenten, bei Twitter 68 000 Follower, sein Hit-Video Jennifer Is A Party Pooper wurde sieben Millionen Mal aufgerufen. In seiner Clip-Serie German with a German with Flula erklärt er auf Englisch Begriffe wie Arschgeige (Anus Violin), oberaffengeil (Top Monkey Cool) oder scheißfreundlich (Poop Friendly).
Für Auto Tunes packt er sein Mischpult ins Auto, dazu einen Beifahrer, wie Basketball-Star Dirk Nowitzki, und singt dann etwa Satisfaction von den Rolling Stones. Das passte gar nicht, der ist ja kein Musiker, aber es hat geklappt und Spaß gemacht. Borgs Wunschliste für singende Beifahrer: Mit Will Ferrell würde ich gerne ein Lied singen, Meryl Streep, Susan Sarandon, Jennifer Lawrence, Taylor Swift wäre spitze, Boris Becker, warum nicht?
Seine Eltern spannte er auch schon ein. Erst kannten die YouTube überhaupt nicht, aber jetzt haben sie Spaß daran, meint der Sohn. Kein Wunder, denn Flula ist damit auf Erfolgskurs. Das Fachmagazin Hollywood Reporter kürte den Franken kürzlich zu einem der 25 größten Stars der digitalen Welt.
Seit 2012 lebt er hauptsächlich in Los Angeles. Sein Akzent ist noch typisch Deutsch, auch sehnt er sich in Kalifornien immer mal wieder nach Hause. Sauheiß ist es hier, immer scheint die Sonne, ich will es auch mal bewölkt haben. Das fehlt mir, genauso wie Mamas Essen, die Dampfnudeln, die Rouladen, die Spätzle und die Bäckereien.
Und was ist untypisch deutsch an Flula? Ich nehme die Sachen nicht so ernst, bin einfach etwas lockerer. Ich mag es, dass ich keine Ahnung habe, wie mein Leben in ein paar Monaten aussieht.
Vielleicht kommt bald der Film Killing Hasselhoff heraus, darin spielte er einen deutschen Landstreicher. Er hofft auf weitere Filmrollen, es kann auch was Ernstes sein.
Zu Kopf gestiegen sind ihm die Hollywood-Erfolge nicht. Ich bin keine 17 mehr. Ich weiß, dass alles in Sekunden weg sein kann. Man muss aufpassen und dankbar sein und sehr hart arbeiten. Genau das gefällt mir. Prompt fällt ihm die Redewendung Nicht alle Tassen im Schrank haben ein. Die muss ich mal den Amerikanern erklären.