Pflanzenjauche lässt Blumen und Gemüse gedeihen Flüssigdünger selbst gemacht aus Rohstoff vom Wegrand
Völlig zu Unrecht werden sie oft als Unkraut bezeichnet : In jedem Garten finden sich Pflanzen wie Brennnesseln, Schachtelhalm oder Beinwell. Für den Gärtner wachsen sie häufig zur falschen Zeit am falschen Platz. Dabei sind diese Wildkräuter äußerst nützlich, denn aus ihnen lassen sich mit wenig Aufwand Pflanzenjauchen herstellen, die Gemüse, Obst und Zierpflanzen stärken.
Neustadt / Bornhöved ( ddp ). " Fast alle Pflanzen lieben es, mit Pflanzenjauchen gedüngt zu werden. Die Herstellung eigener Pflanzenjauchen ist zudem eine gute Möglichkeit, Brennnessel- und Beinwellüberschüsse im eigenen Garten zu verwerten ", sagt Marie Lang von der Staudengärtnerei Bornhöved in der gleichnamigen schleswig-holsteinischen Gemeinde. Besonders dankbar seien alle Starkzehrer im Gemüsegarten, vor allem Tomaten, Gurken, Zucchini und Kürbisse.
Grundsätzlich lassen sich viele Pflanzen zu Flüssigdünger verjauchen. Als Klassiker gelten Brennnessel- und Beinwelljauche. " Zur Herstellung einer Jauche braucht man nur ein Gefäß, das nicht aus Metall sein sollte, und eine Ecke im Garten, in der die Jauche ungestört vor sich hin stinken kann ", empfiehlt die Staudengärtnerin. Gefäße aus Metall dürfen nicht verwendet werden, weil es während der Gärung zu unerwünschten chemischen Reaktionen kommen könnte. Geeignet ist zum Beispiel eine Regentonne aus Plastik.
In zwei bis drei Wochen ist die Jauche fertig
Die Blätter von Beinwell oder Brennnesseln werden grob zerkleinert und kommen dann in das Gefäß, das mit Wasser, am besten mit Regenwasser, aufgefüllt wird. Für zehn Liter Wasser benötigt man etwa ein Kilogramm frische Pflanzen. Alternativ sind auch 150 Gramm getrocknete Kräuter möglich. Kräftig durchrühren – fertig. Weil der Verjauchungsprozess Sauerstoff braucht, sollte das Gefäß mit Fliegendraht abgedeckt werden. Eine solche Abdeckung kann für jedes Behältnis mit wenig Aufwand selbst gebastelt werden. " Wenn Sie einen fest geschlossenen Deckel benutzen, kommt zu wenig Sauerstoff an die Jauche. Wenn Sie das Gefäß aber offen lassen, werden sich schon bald Insekten einstellen, die ihre Eier in der Pflanzenjauche ablegen ", warnt Marie Lang.
Einmal angesetzt, genügt es, alles täglich kräftig umzurühren. Bei warmem Wetter ist die Jauche in zwei bis drei Wochen fertig. Wenn sich keine Bläschen mehr bilden, ist der Verjauchungsprozess abgeschlossen. Angewendet wird die Jauche verdünnt, und zwar im Verhältnis eins zu zehn mit Wasser. Gemüse, Obst und Zierpflanzen können dann einmal in der Woche mit dem selbst hergestellten Flüssigdünger gegossen werden. " Alle Früchte bildenden Pflanzen wie Tomaten, Gurken und Bohnen lieben Beinwelljauche mit ihrem hohen Kaliumgehalt. Brennnesseljauche ist reich an fast allen Mineralstoffen und eine echte Allzweckjauche ", rät Marie Lang. Die beiden Pflanzen können auch zusammen verjaucht werden, je nachdem, was der Garten hergibt.
Wer alle vier Wochen frische Jauche ansetzt, hat den ganzen Sommer lang Nachschub. Brennnesseln sollten allerdings geerntet werden, bevor sie Samen ansetzen, denn Brennnesselsamen überstehen den Verjauchungsprozess unversehrt. Auch Schachtelhalm lässt sich gut verjauchen. " Mit Schachtelhalmjauche gegossene und gespritzte Pflanzen sind weniger anfällig für Pilzbefall wie Mehltau ", sagt die Staudengärtnerin. Beinwell freut sich übrigens über eine Gabe von seiner eigenen Jauche.
Einziger Nachteil : Durch die Vergärung stinkt die Jauche. Die Tonne sollte daher so platziert werden, dass die unangenehmen Gerüche niemanden belästigen. " Bei starker Geruchsbildung kann man etwas Steinmehl hineinstreuen ", rät Eva Morgenstern, Beraterin bei der Gartenakademie Rheinland-Pfalz.
Alternativ sei auch ein nicht riechender Kaltwasser-Auszug möglich : " Werden frische Pflanzen einen Tag in kaltes Wasser gelegt, kann die Brühe unverdünnt gegen Läuse gespritzt werden ", rät Eva Morgenstern. Die Ausgangsmaterialien sind für Auszug und Jauche gleich : Pflanzenteile und Wasser. Der Unterschied liegt in der Zeit. Nach wenigen Stunden ist der Kaltwasserauszug einsatzbereit, die Jauche muss dagegen zwei bis drei Wochen gären.
Extrakte wie Pflanzenjauchen und Kaltwasser-Auszüge helfen gegen unterschiedliche Schädlinge und Pilze : Brennnessel : gegen Blattläuse, dient der allgemeinen Pflanzenstärkung. Farn : gegen Blatt-, Schild-, Schmier-, Blutläuse. Knoblauch : gegen Milben und Pilze. Wermut : gegen Ameisen, Raupen, Läuse, dient der allgemeinen Pflanzenstärkung. Zwiebel : wehrt Möhrenfliegen ab, wirkt gegen Pilze, dient der allgemeinen Pflanzenstärkung. Schachtelhalm : gegen Spinnmilben, Blattläuse, Pilze. Rainfarn : gegen Spinnmilben, Insekten, Rost, Mehltau. Jauchen und Auszüge aus Baldrian, Löwenzahn, Meeresalgen und Ringelblumen dienen der allgemeinen Pflanzenstärkung. ( Quelle : Gartenakademie Rheinland-Pfalz )