Für prominente Füße: Rote Teppiche aus der Eifel
Das Geschäft mit edlen Läufern läuft bestens. In Deutschlands letzter mechanischer Kokosweberei entstehen rote Teppiche, über die die Prominenz im Scheinwerferlicht schreitet.
Eisenschmitt (dpa) - Päpste, Präsidenten und Prinzen sind schon über sie geschritten. Auch für Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundespräsident Joachim Gauck werden sie immer wieder ausgerollt: rote Teppiche, die in Eisenschmitt in Rheinland-Pfalz entstehen. Und zwar ganz traditionell.
In der Kokosweberei Schär werden sie aus indischem Kokosgarn auf mechanisch betriebenen Webstühlen gefertigt. Bei vielen Staatsakten liegen rote Teppiche aus Eisenschmitt, sagt Unternehmenschef Georg Fritzsche, der die von seinem Großvater 1929 gegründete Kokosweberei in dritter Generation führt.
Das liegt wohl auch daran, dass Fritzsche eine Nische besetzt. In den 1950er Jahren habe es noch 35 Kokoswebereien in Deutschland gegeben. Es gab sogar einen Fachverband der Kokosindustrie, erinnert er sich. Die Produktion von Läufern, Matten und Teppichen aus Kokosgarn habe sich aber inzwischen aus Kostengründen immer mehr in asiatische Länder verlagert. Wir sind die letzte mechanische Kokosweberei, die in Deutschland übrig geblieben ist, sagt der 62-Jährige, dessen Unternehmen sich derzeit vor Aufträgen nicht retten kann.
Denn Kokos-Teppiche würden gerne genommen, auch um Treppenhäuser und Flure in Altbauten auszulegen. Oder um Innenräume von Kirchen oder Messehallen zu bestücken. Unser Lager ist leer. Wir kommen kaum mehr hinterher. Kokosgarn habe einmalige Eigenschaften: Es ist robust, brennt und fault nicht und hält nahezu ewig, sagt Fritzsche und hält ein Feuerzeug an das Garn, das sich nicht entzündet, nur schwarz verfärbt.
Die britische Königin Elizabeth II. sei schon in Estland über einen roten Läufer aus der Eifel gelaufen, berichtet Fritzsche und zeigt in seinem Büro stolz auf ein Beweisfoto mit der Queen. Papst Benedikt XVI. stand bei einem Deutschlandbesuch ebenso darauf - wie auch schon die amerikanischen Präsidenten George Bush, Bill Clinton und Barack Obama. Es ist eben der typische rote Teppich: Wenn jemand besonderes kommt, wird er ausgerollt - und danach wieder eingerollt, sagt Fritzsche.
Früher hätten Bundeskanzleramt und Auswärtiges Amt immer direkt im Dorf bestellt, berichtet der 62-Jährige. Dies sei heute nicht mehr so. Die haben Firmen, die auf Abruf die Teppiche da hinbringen. Und wir liefern an diese Firmen. Deshalb könne man nicht sagen: Was wir heute weben, liegt morgen da oder da.
Die Firma Buchele Raumgestaltung in München etwa ist seit Jahrzehnten Kunde von Fritzsche. Wir bestellen rote Teppiche für Staatsbesuche und andere offizielle Anlässe, sagt Firmenchef Andreas Buchele. Über die Jahre seien da etliche Kilometer zusammengekommen. Das Münchner Traditionsunternehmen hat ein eigenes Lager, wo die Teppiche aufbewahrt und gepflegt werden. Jüngst hat in Eisenschmitt auch ein Luxemburger Ministerium angefragt, das die Teppiche möglicherweise auch für hohe Besuche ordern will.