Strahlentherapie Krebstherapie: Was kann der Anti-Tumor-Roboter wirklich?
Forscher versprechen mit einem neuartigen Roboter in nur 30 Minuten schmerzfrei die betroffene Stelle bestrahlen zu können und dabei nicht einmal eine Narbe zu hinterlassen - ganz ohne Narkose. Doch was hat es mit dieser Krebstherapie auf sich? Der Chefarzt der Neurochirurgie aus dem Klinikum Magdeburg informiert.
Magdeburg - Horrordiagnose Krebs: Es gibt wohl nur wenig Menschen, die sich nicht davor fürchten. Nun versprechen die Entwickler des Anti-Tumor Roboters Zap-X vom Cyberknife-Zentrum in München eine besonders schonende und effektive Behandlung der Krankheit, die schätzungsweise jeden zweiten Menschen im Laufe seines Lebens betreffen wird und jedes Jahr etwa 230.000 Todesopfer fordert. Doch ist der Anti-Tumor Roboter tatsächlich so gut, wie es scheint? Die Volksstimme hat mit einem Fachmann aus dem Klinikum Magdeburg gesprochen.
"Ich kann den Hype um das Gerät nicht verstehen. Das ist nichts Neues", zeigt sich Dr. Werner Braunsdorf unbeeindruckt von dem Münchner Roboter. Ähnliche Roboter verwende man bereits seit den 70ern, erklärt der Fachmann aus dem Bereich Neurochirurgie des Klinikums Magdeburg. Seit den 80ern sei die Anwendung mit sogenannten Gamma-Messern der Standard. Dabei handele es sich um ein Strahlentherapiegerät, das fast genauso wie der Roboter funktioniere. Doch wie unterscheidet sich der Anti-Tumor Roboter von der gängigen Krebstherapie?
Bestrahlung ist präzise und nicht invasiv
Die Behandlung mit dem Anti-Tumor Roboters Zap-X ist, wie die herkömmliche Gamma-Messer-Methode, nicht invasiv - das heißt, dass keine Operation vorgenommen wird. Doch der Anti-Tumor Roboter hat einen entscheidenden Vorteil: Bei der Gamma-Messer-Methode konnte bisher nur das Gehirn bestrahlt werden - der Zap-X kann auch andere Regionen des Körpers wie den Halsbereich bestrahlen, auch wenn er speziell für die Anwendung im Gehirn entwickelt wurde. Ein Hoffnungsschimmer für Menschen, mit Tumoren außerhalb des Gehirns.
Mehr als 100 Photonenstrahlen treffen bei einer Behandlung mit dem Roboter den Patienten aus unterschiedlichen Winkeln und sollen dabei den Tumor vollständig beseitigen können. Die Entwickler des Roboters beschreiben diese Strahlen als ultraharte Röntgenstrahlen. In der Regel gebe es dabei keine Nebenwirkungen wegen der geringen Größe der entfernten Tumore. Zudem sei nur eine einmalige Bestrahlung notwendig. Das heißt: An einem Tag hinfahren, bestrahlen und wieder heimfahren - so wird das Prozedere auf der Webseite des Cyberknife-Zentrums erklärt.
Wie bei einem MRT werde der ganze Körper in ein riesiges Gerät gefahren und mit einer Maske fixiert, damit man sich nicht aus Versehen während des Eingriffs bewegt, erklärt der Chefarzt der Neurochirurgie. Das Strahlfeld ist dabei sehr präzise mit Abweichungen von weniger als einem Millimeter.
Genaue Diagnose vor jeder Bestrahlung
Doch die als besonders schonend beworbene Therapie habe auch Nachteile, so Braunsdorf. So soll es Menschen geben, die wegen der geringen Nebenwirkungen auf eine genaue Diagnose verzichten würden. Sollte es sich bei einer Geschwulst, also einer krankhaften Wucherung von Gewebe, um einen Abszess handeln, würde während der Behandlung Eiter aus dem Abszess herausspritzen und könne so für große Schmerzen beim Patienten sorgen. Eine genaue Diagnose sei daher im Vorfeld ratsam.
Doch ist die Behandlung für alle geeignet? Nein, denn die meisten Tumore seien größer als die empfohlene Größe von eineinhalb bis zwei Zentimetern, erklärt der Arzt. Da bestehe die Gefahr Nachbarzellen zu erwischen. Somit sei eine Bestrahlung durch den neuen Roboter für viele Patienten nicht geeignet.
Tumor verschwindet nicht nach Behandlung
Viele hätten leider eine falsche Vorstellung, was eine Bestrahlung leisten kann, sagt der Mediziner: "Ein Tumor schmilzt nicht einfach wie Butter in der Sonne". Er werde lediglich daran gehindert weiter zu wachsen. Häufig werde den Betroffenen suggeriert der Tumor sei nach einer solchen Behandlung verschwunden.
Insgesamt gebe es in Deutschland bereits fünf dieser Cyberknife-Zentren, in Sachsen-Anhalt dagegen noch keines. "Das liegt aber auch daran, dass diese Geräte ein Vermögen kosten". Der Chirurge schätzt die Kosten auf zwei bis fünf Millionen Euro in der Neuanschaffung. Deshalb müsse auch die Kostenübernahme jeder Behandlung genauestens mit den Krankenkassen abgestimmt sein.
Trotz der Kritik sei das Gerät eine hochwertige Neuerung in der Krebstherapie. "Wer es hat, kann sich glücklich schätzen", resümiert Braunsdorf. Eine Wunderwaffe oder dergleichen sei der Roboter allerdings nicht.