Parasit Läuse auf dem Kinderkopf
Fast alle Eltern von Kindern haben schon mit Kopfläusen zu tun gehabt. Mit der richtigen Behandlung ist man die Plagegeister schnell los.
Köln (dpa) l Da krabbelt doch was – beim Haarekämmen oder Zöpfeflechten entdecken Eltern unerwünschte Gäste auf dem Kopf ihres Kindes. Andere gucken genauer hin, nachdem ein Aushang in der Kita oder ein Zettel im Schulranzen Läuse in der Einrichtung gemeldet hat. Kopflausbefall ist kein Grund zum Schämen, denn mit mangelnder Sauberkeit hat er nichts zu tun. „Auch auf einem bestens gepflegten Kopf können sich Läuse wohlfühlen und vermehren“, sagt Heidrun Thaiss, Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Köln, sie sollen sogar frisch gewaschenes Haar bevorzugen.
Es ist eher ein Zeichen von hoher Sozialkompetenz, sagt Ursula Sellerberg von der Bundesapothekerkammer. „Denn wer Läuse bekommt, hat beim Spiel seinen Kopf viel mit anderen Kindern zusammengesteckt.“ Besonders anfällig oder immun ist erstmal keiner. „Die Läuse sind nicht wählerisch, ab zwei Zentimetern gehen sie auf jedes Haar, das sich ihnen anbietet“, sagt die Apothekerin. Allerdings haben Mädchen öfter Kopfläuse als Jungen, sagt Heidrun Thaiss, „weil sie beim Spielen wohl eher längeren und intensiveren Kontakt haben.“ Denn Läuse können nicht fliegen oder springen, sie krabbeln von Haar zu Haar. Bürsten und Kämme, Mützen oder Kuscheltiere sind als Überträger eher auszuschließen.
Wer Läuse entdeckt, sollte sie bekämpfen, von allein verschwinden sie nicht. Unternimmt man nichts, vermehren sie sich rasant. Weil die Laus bei jeder Blutmahlzeit etwas Speichel in die Kopfhaut spritzt, kann diese jucken und das Kind kratzt sich. „Dadurch entstehen manchmal kleine Hautwunden, die sich entzünden und bakterielle Hautinfektionen oder Ekzeme verursachen können“, erklärt die ausgebildete Kinderärztin Thaiss.
Zweierlei vernichtet die Blutsauger: Die einen Mittel wirken auf das Nervensystem der Tiere, die anderen verstopfen ihre Atemöffnungen. Erstere gibt es auf pflanzlicher und chemischer Basis, Letztere auf der von Silikonölen. Kinderarzt und Apotheker beraten, welches Produkt für wen geeignet ist. Oft wird zu Silikonölen geraten, sagt Sellerberg. „Weil sie physikalisch wirken und keine Resistenzen bekannt sind. Bei einigen der Mittel, die wie ein Nervengift wirken, ist aus anderen Ländern bekannt, dass die Läuse schon gelernt haben, damit zu leben.“
Abzuraten ist von Hausmitteln wie Mayonnaise, Essig oder gar dem Einsatz eines Föhns, warnt Thaiss. Hierdurch könnte die Kopfhaut geschädigt werden. Wer sich für ein Produkt entschieden hat, muss auf jeden Fall streng nach Beipackzettel vorgehen, sagt Sellerberg: „Man sollte ausreichend viel von dem Präparat nehmen, und man sollte es lange genug einwirken lassen.“ Ein häufiger Fehler ist, das Mittel auf nassem Haar anzuwenden. „Dann wird das Mittel gleich verdünnt, deshalb in der Regel auf trockenes Haar auftragen.“ Wenn man dem Kind ein Handtuch um den Kopf wickelt, saugt dieses etwas von dem Mittel auf, auch das könne die Wirkung beeinträchtigen.
Nach der Anwendung wird das Haar ausgespült und Strähne für Strähne mit einem speziellen Läusekamm ausgekämmt. Das Kind ist erstmal läusefrei. Getan ist es damit aber noch nicht: „Das Auskämmen steht zwei Wochen lang alle vier Tage auf dem Programm“, sagt Heidrun Thaiss.
Unbedingt nötig ist die Zweitbehandlung, in der Regel am neunten oder zehnten Tag. „Man erwischt beim ersten Mal nur die lebenden Läuse und nicht die Eier, die diese schon gelegt haben“, erklärt Sellerberg. Bis Tag acht können noch Larven schlüpfen, und ab Tag elf können junge Weibchen wieder neue Eier legen. Wer das Zeitfenster an Tag neun oder zehn verpasst, riskiert, dass alles wieder von vorne losgeht. Wer auf Nummer sicher gehen will, packt Bürste oder Kuscheltier für drei Tage in eine Tüte.