Ernährung Sind Zero- und Light-Getränke wirklich so ungesund?
Die Sonne brennt unerbitterlich vom Himmel, eine Erfrischung muss her. Wasser ist den Meisten jedoch zu fade, es muss was Süßes sein. Der Griff vieler Menschen geht dabei zu Light-Getränken. Doch sind diese nicht eigentlich ungesund? Ein Ernährungsexperte und ehemaliger Spitzensportler aus Halle klärt auf.
Halle - Immer wieder wird vor der verheerenden Wirkung von Süßstoffen gewarnt. Sie werden damit in Verbindung gebracht hungrig zu machen, unser Verlangen nach Zucker zu steigern und sogar krebserregend zu sein.
Diese Behauptungen seien aber völlig aus der Luft gegriffen und übertrieben. Die zugrunde liegenden Studien seien sogar häufig Lobbyarbeit der Zuckerindustrie, um Süßstoffe zu diskreditieren, sagt Marco Spielau, Dipl. Ernährungswissenschaftler und ehemaliger Spitzensportler vom Institut für Leistungsdiagnostik und Gesundheitsförderung (ILUG) in Halle.
Süßstoff rege vielmehr Rezeptoren auf der Zunge an und leite diese Information an das Gehirn weiter - eine Art "Vorspielen" von echtem Zucker. Eine Auswirkung auf den Appetit könne dabei nicht nachgewiesen werden, so Spielau.
Nichts sei vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) so gut kontrolliert wie Süßstoff, sagt Spielau. Auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (efsa) kontrolliert und reguliert streng, welche Lebensmittel zugelassen werden oder gar schädlich für Verbraucher sind. Diese kam bereits 2013 zu dem Schluss, dass der Süßstoff Aspartam unbedenklich sei.
Für eine Diät geeignet
Süßstoffe in Softdrinks stellen für Spielau keinerlei Probleme dar. Sie seien sogar zum Abnehmen geeignet und allemal besser als die zuckerhaltigen Alternativen. Die darin enthaltene Phosphorsäure sei jedoch mit Vorsicht zu genießen. Denn die könne durchaus Schaden anrichten, indem sie beispielsweise den Zahnschmelz angreift, erklärt er.
Viele Menschen würden zudem mit einer falschen Erwartungshaltung an Süßstoffe herangehen, erklärt Spielau. Sie glauben, dass sie wegen der eingesparten Kalorien mehr Essen könnten, ohne dick zu werden - ein Trugschluss.
Diese Risiken bringt Süßstoff mit sich
Mit der künstlichen Süße erwartet uns jedoch auch das Gift. Beim Verzehr von beispielsweise Aspartam entsteht ein Abbauprodukt - und zwar das Nervengift Methanol.
Was viele allerdings nicht wissen: Es gelangt gar nicht erst in unseren Stoffwechsel und wird unverarbeitet wieder ausgeschieden. Außerdem ist Methanol noch in weiteren Lebensmitteln wie Tomatensaft zu finden. Dieser beinhaltet viermal so viel von dem Nervengift wie Aspartam. "Deshalb würde aber niemand auf die Idee kommen Tomatensaft als ungesund zu bezeichnen", gibt Spielau zu bedenken.
Süßstoffe könnten zudem auch die Süßschwelle erhöhen. Das bedeutet, dass man Produkte immer mehr süßen muss, um dieselbe Süße wahrzunehmen. Denn die enorm hohe Süßkraft dieser Süßstoffe könne die Geschmacksnerven beeinflussen. Zum Vergleich: Aspartam ist etwa 200-mal süßer als Zucker.
Sind natürliche Alternativen besser?
Aus Marketinggründen werden Süßstoffe wie zum Beispiel Aspartam häufig verrufen und wesentlich teurere Produkte wie Stevia oder Kokosblütenzucker als natürliche Alternativen angepriesen: "In Stevia sind auch nur Stevioglycoside drin, die im Labor hergestellt werden. Wie bei jedem anderen Süßstoff", erklärt Spielau. Im Falle von Kokosblütenzucker sei dieser nicht einmal gesünder als handelsüblicher Zucker und habe auch noch vergleichbar viele Kalorien.
Geringere Lebenserwartung?
Obwohl Behörden und viele Experten den Stoff als unbedenklich einstufen, wird in vielen internationalen Studien untersucht, was Süßstoff in der Darmflora anrichten kann oder ob er eine krebserregende Wirkung zeigt. Einen belegbaren Nachweis, dass eine normale Dosis Süßstoff gesundheitliche Auswirkungen nach sich ziehen könnte, gebe es nicht – "selbst, wenn man den ganzen Tag Cola-Light trinkt", ist sich Spielau sicher.
Ernährungswissenschaftlerin und zertifizierte Ernährungsberaterin Dr. Alexandra Blaik aus Magdeburg sieht die Süßstoffe dagegen kritischer. So nennt sie eine die EPIC-Studie aus dem JAMA Networks, aus der hervorgeht, dass sowohl mit Zucker gesüßte Getränke als auch alternativ-gesüßte mit einer höheren Sterblichkeit in Zusammenhang stehen würden.
Die Autoren dieser Studie fügen jedoch hinzu, dass dieser Zusammenhang zwar theoretisch und laut Statistiken zutreffen könne, die Light-Softdrinks aber nicht zwingend als Ursache gelten würden.