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Vitamin-D-Tabletten Herzrhythmusstörungen, Nierenschäden, Tod: So gefährlich ist zu viel Vitamin D

Viele Menschen nehmen Vitamin-D-Tabletten ein, ohne zu wissen, ob sie überhaupt einen Vitamin-D-Mangel haben. Warum das gefährlich ist und was bei einer Überdosis im Körper passiert.

Von DUR/rw Aktualisiert: 10.04.2024, 11:25
Eine Vitamin-D-Überdosis ist nur durch eine dauerhaft überhöhte Zufuhr von Vitamin-D-Tabletten möglich.
Eine Vitamin-D-Überdosis ist nur durch eine dauerhaft überhöhte Zufuhr von Vitamin-D-Tabletten möglich. Foto: dpa

Halle (Saale). - Viele Menschen nehmen im Winter einfach Vitamin-D-Tabletten ein, ohne zu wissen, ob sie einen Vitamin-D-Mangel haben. Das ist gefährlich, denn nicht nur ein Mangel, sondern auch ein Überschuss an Vitamin D kann gesundheitsschädlich sein.

Welche Symptome bei einer Vitamin-D-Überdosis auftreten können

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) kann eine Vitamin-D-Überversorgung zu Übelkeit, Bauchkrämpfen und Erbrechen sowie in schweren Fällen zu Nierenschäden, Herzrhythmusstörungen, Bewusstlosigkeit oder sogar zum Tod führen.

Der Vitamin-D-Spiegel sollte laut RKI idealerweise zwischen 20 und 30 Nanogramm pro Milliliter Blutserum liegen. Bei einer Vitamin-D-Konzentration von über 50 Nanogramm pro Milliliter handelt es sich dem Institut zufolge um eine Vitamin-D-Überdosierung.

Vitamin-D-Überdosis nur durch überhöhte Einnahme von Tabletten möglich

Eine Vitamin-D-Überdosis ist nach Angaben des RKI allerdings nur durch eine dauerhaft überhöhte Zufuhr von Vitamin-D-Präparaten möglich – nicht durch eine exzessive Sonnenbestrahlung der Haut oder die Ernährung.

Um eine gute Vitamin-D-Versorgung zu erreichen, muss man normalerweise keine Vitamin-D-Präparate einnehmen. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) reicht es, wenn man regelmäßig nach draußen geht.

Unter den Vitaminen nimmt Vitamin D eine Sonderstellung ein. Denn es ist das einzige Vitamin, das der Körper in nennenswerter Menge selbst herstellen kann. Dazu benötigt er Sonnenlicht. Die Ernährung trägt nur in sehr geringem Maße zur Vitamin-D-Versorgung bei.

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Vitamin D: Maximal 100 Mikrogramm pro Tag

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat einen oberen Grenzwert für eine orale Vitamin-D-Zufuhr berechnet: Bei Erwachsenen liegt dieser Wert bei 100 Mikrogramm pro Tag, bei Kindern bis zehn Jahren bei 50 Mikrogramm. Der Wert gibt die Gesamtzufuhr an – die Zufuhr also, die über Nahrung und Vitamin-D-Tabletten zusammen aufgenommen wird.

Über die Nahrung nehmen Jugendliche und Erwachsene in Deutschland laut DGE nur zwei bis vier Mikrogramm Vitamin D pro Tag zu sich, Kinder nur ein bis zwei Mikrogramm.

Zu viel Vitamin D erhöht Kalziumspiegel

Die meisten Vitamin-D-Präparate werden nicht in Mikrogramm angeben, sondern in Internationalen Einheiten, kurz IE. Ein Mikrogramm Vitamin-D-Serum sind umgerechnet 40 IE, 100 Mikrogramm 4.000 IE.

Nimmt ein Erwachsener regelmäßig mehr als 100 Mikrogramm Vitamin-D-Tabletten pro Tag ein, steigt der Kalziumspiegel im Körper, wie das RKI schreibt. Das kann zu den oben genannten Nebenwirkungen wie Nierenschäden oder Herzrhythmusstörungen führen.

Der Körper kann Vitamin D speichern

Es kann sowohl zu einer akuten als auch zu einer schleichenden Überdosierung kommen. Grund dafür ist, dass der Körper Vitamin D speichern kann. Bildet der Körper in den Sommermonaten mehr Vitamin D, als er benötigt, speichert er es im Fett- und Muskelgewebe. Auf diese Reserven greift er im Winter zurück, wenn die Sonne kürzer und weniger intensiv scheint.

"Wenn sich Vitamin-D-Depots im Fettgewebe gebildet haben, dauert es lange, bis diese wieder verschwinden", teilte eine Sprecherin der DGE auf Anfrage mit. "Die Halbwertszeit des Vitamins beträgt zwei Monate."

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Vitamin-D-Tabletten nicht einfach so schlucken

Wenn man im Winter einfach so Vitamin-D-Tabletten schluckt, obwohl die Vitamin-D-Speicher aus dem Sommer noch gut gefüllt sind, kann das zu einer Überversorgung führen. Daher warnt die DGE ausdrücklich davor, Vitamin-D-Präparate sorglos einzunehmen.

"Weltweit gibt es einen medizinisch nicht gerechtfertigten Trend zu Vitamin D und entsprechenden Hypervitaminosen", sagte die DGE-Sprecherin. Auch Präparate, die als unbedenklich gelten, könnten zu Vergiftungen führen, wenn sie hochdosiert eingenommen würden.

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Vitamin-D-Tabletten nur bei nachgewiesenem Mangel einnehmen

Die DGE empfiehlt die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten nur dann, wenn ein Vitamin-D-Mangel ärztlich nachgewiesen wurde – und sich der Vitamin-D-Spiegel nicht durch mehr Aufenthalte im Freien und eine ausgewogenere Ernährung verbessern lässt.

Wer Vitamin-D-Tabletten einnimmt, sollte laut Bundesinstitut für Risikobewertung auf Nahrungsergänzungsmittel mit maximal 20 Mikrogramm Vitamin D zurückgreifen.

Diese Tagesdosis ist nach Angaben des Instituts auch bei langfristiger Einnahme und unter Berücksichtigung weiterer Vitamin-D-Quellen "nicht mit gesundheitlich bedenklichen Effekten" verbunden. Die Einnahme hochdosierter Vitamin-D-Präparate sollte nur unter ärztlicher Kontrolle erfolgen.