Reparatur und Renovierung Handwerkerangebote einholen - darauf kommt es an
Zunächst muss man einen geeigneten Handwerker finden. Dann tauchen viele Fragen auf: Besser einen Stunden- oder Tagessatz vereinbaren? Ist Vorkasse nötig? Tipps zur Suche und zum Vertragsabschluss.

Berlin - Der Wasserhahn tropft, die Heizung blubbert, das Dach muss abgedichtet oder die Fassade gedämmt werden - in Haus und Wohnung fallen viele Aufgaben an, für die man gute Handwerker braucht.
Doch es ist gar nicht so leicht, eine geeignete Firma zu finden. Viele Handwerker sind stark beschäftigt und über Monate ausgebucht, andere müssen Anfragen wegen Fachkräftemangels absagen. Und es gibt schwarze Schafe, die lediglich schnelles Geld für wenig Arbeit verdienen wollen. Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu.
Wie finde ich einen guten Handwerker?
„Am besten ist es, wenn man jemanden kennt, der jemanden kennt“, so Florian Becker, Geschäftsführer des Bauherren-Schutzbundes in Berlin. „Eine Empfehlung von Nachbarn oder Bekannten ist meist eine sichere Bank. Wenn die Firma dort gute Arbeit geleistet hat, ist zu erwarten, dass sie es auch weiterhin tut.“
Auch im Internet kann man recherchieren. „Gute Quellen sind Foren von Nutzern, in denen sie ihre Erfahrungen mit Bau- oder Handwerksfirmen schildern“, sagt Rechtsanwältin Manuela Reibold-Rolinger.
Bei Plattformen, die Aufträge vermitteln, sei jedoch Vorsicht angebracht. „Dort tummeln sich auch schwarze Schafe“, so Reibold-Rolinger, die Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Bau- und Immobilienrecht im Deutschen Anwaltverein ist.
Ansonsten kann man sich auch an Innungen oder an die Handwerkskammer wenden. „Dort wird man aber in der Regel keine Empfehlungen bekommen, sondern nur Adressen von Unternehmen im eigenen Wohnumfeld“, so Florian Becker. „Dann muss man selbst herausfinden, ob die Firma passt.“ Auf jeden Fall sollten Kunden nichts überstürzen und nicht gleich den erstbesten Handwerker beauftragen.
Woran erkenne ich, ob die Firma die gewünschte Leistung in hoher Qualität anbietet?
Ein Blick auf die Website kann schon Aufschluss geben: Ist die gewünschte Leistung, etwa der Aufbau und die Installation einer Photovoltaikanlage, ein Spezialgebiet dieser Firma? Sind die Mitarbeiter dafür besonders qualifiziert? Oder ist diese Leistung im Portfolio nur eine von vielen?
Becker nennt ein Beispiel: „Manchmal bieten Dachdecker auch Photovoltaikarbeiten an, obwohl sie dafür nicht speziell ausgebildet sind.“ Auch hier gilt: Im Zweifelsfall könne es helfen, nach Referenzen zu fragen. „Kann die Firma keine Referenzen vorlegen, ist das ein Zeichen, dass sie wenig Erfahrung mit dem jeweiligen Thema hat“, so Becker.
Gute Handwerker erkennt man zudem daran, dass sie sich vor Ort ein Bild von den auszuführenden Arbeiten verschaffen, ein Aufmaß machen und die zu erwartenden Kosten detailliert aufführen. „Kunden sollten sich nicht auf pauschale Angebote ohne Besichtigung einlassen, vor allem nicht bei umfangreicheren Arbeiten“, rät Reibold-Rolinger.
Wie erhalte ich einen Überblick über die zu erwartenden Kosten?
„Um sich einen Überblick zu verschaffen, können Kunden jederzeit unverbindlich nach den Kosten für verschiedene Arbeiten fragen“, sagt Becker. Das lohne sich, denn die Angebote könnten schon mal um mehrere hundert Euro auseinanderliegen.
„Einen verbindlichen Kostenvoranschlag sollte man dann aber nur bei Firmen anfordern, die in die engere Wahl kommen“, rät Becker. Eine Vergütung für den Kostenvoranschlag dürfen Handwerker oder Kundendienste nur verlangen, wenn dies vorher ausdrücklich vereinbart worden ist, so die Verbraucherzentralen.
Auch Reibold-Rolinger empfiehlt, immer mehrere Kostenvoranschläge einzuholen. So bekommen Kunden einen Eindruck von den Preisspannen und können einschätzen, ob das Angebot im Rahmen liegt.
Übrigens: Bei kleineren Aufträgen darf der Endpreis bis zu 25 Prozent über dem ursprünglichen Angebot liegen.
Außerdem ist beim Vertragsabschluss wichtig, dass die Leistungen so genau wie möglich beschrieben sein sollten. Verbindlich geregelt sein sollte laut den Verbraucherzentralen:
- Umfang
- Ausführungstermin
- Vergütung
Was ist besser - Tagessätze, Stundensätze oder ein Festpreis für alles?
„Transparent für den Kunden ist es, wenn der Handwerker seine Preise für Material, Stundensätze für seine Arbeit und eventuelle Anfahrtskosten in seinem Angebot genau aufschlüsselt“, so Becker. Am besten ist es, wenn dann am Ende ein Festpreis steht, an den sich die Firma halten muss.
Wenn der Kunde solch ein Angebot zum Beispiel per E-Mail bekommt und es per E-Mail bestätigt, gilt der Vertrag als geschlossen. Bei größeren Projekten sollte jedoch ein formaler Verbrauchervertrag abgeschlossen werden.
Rechtsanwältin Reibold-Rolinger rät, den Auftrag immer schriftlich an den Handwerker zu schicken. Ein Telefonanruf reicht nicht aus. „Für alle Verträge mit Handwerkern und Baufirmen gilt: schriftlich abschließen.“
Muss ich Beginn und Ende der Arbeiten exakt vereinbaren?
„Das ist vor allem bei größeren Bauprojekten sehr wichtig“, so Reibold-Rolinger. Hier sollten Beginn und Ende schriftlich festgehalten werden. Damit ist der Kunde bei Bauverzögerungen rechtlich geschützt.
Halten Handwerker einen verbindlichen, fest vereinbarten Termin nicht ein, geraten sie in Verzug. Verbraucher sollten bei solchen Verzögerungen eine Frist setzen, raten die Verbraucherzentralen. Ein bis zwei Wochen sind im Regelfall angemessen.
Muss ich mich auf Vorauszahlungen einlassen?
„Wenn eine Firma Vorauszahlungen fordert, ist das ein Zeichen, dass etwas nicht in Ordnung ist“, warnt Rechtsanwältin Reibold-Rolinger.
„Grundsätzlich muss das Unternehmen in Vorleistung gehen. Der Kunde zahlt erst, wenn die Leistung erbracht ist.“ Eine Ausnahme gibt es allerdings. Vorkasse sei möglich, wenn der Unternehmer eine Erfüllungssicherheit leistet, bevor der Bauherr den Betrag zahlt. Wenn ein Vorschuss verlangt wird, kann der Bauherr also vor seiner Zahlung eine Sicherheit fordern.
Generell gilt: Kunden müssen nur für mangelfreie Leitungen zahlen. Daher raten die Verbraucherschützer: Sind die Arbeiten fertiggestellt, sollte man prüfen, ob die Leistungen ordnungsgemäß erbracht worden sind.
Welche Rechte habe ich, wenn Mängel auftreten?
Mängel sollten Auftraggeber dokumentieren - und unbedingt Fotos machen. Die beauftragte Firma muss die Mängel im Rahmen der gesetzlichen Gewährleistung beseitigen.
Kunden sollten den Handwerker schriftlich auffordern, den Mangel zu beseitigen, und dafür eine Frist setzen. Dazu raten die Verbraucherzentralen. Gibt es Probleme, sollte man sich rechtlich beraten lassen.