Bauherren aufgepasst So finden und vermeiden Sie Mängel am Bau
Beim Bauen können Fehler passieren. Zwar gibt es häufig ein Wissensgefälle zwischen Unternehmer und Auftraggeber, doch einige Dinge können auch Laien erkennen. Sechs Tipps, worauf Sie achten sollten.
Berlin/Bernau
Die Fußbodenheizung wurde falsch verlegt, in den Wänden sitzt Feuchtigkeit, die Wasseranschlüsse befinden sich an der falschen Stelle: Beim Hausbau können viele Fehler passieren.
Laien erkennen solche Mängel oft erst, wenn es zu spät ist oder die Folgen offensichtlich sind: etwa der Boden kalt bleibt, an Wänden Schimmel auftritt oder die Küchenplanung nicht hinhaut.
Häufig sind Bauherren dann auf das Wissen eines Sachverständigen angewiesen, dem die Mängel bei der Abnahme einzelner Arbeitsschritte oder der finalen Bauabnahme auffallen.
Doch manche Probleme können auch Bauherren erkennen - und unter Umständen durch rechtzeitiges Eingreifen und Nachfragen sogar verhindern. Bauherren sollten daher die Baustelle regelmäßig besichtigen - auch wenn die Handwerker nicht da sind - und alles kontrollieren. Das gilt insbesondere, wenn ein neuer Arbeitsabschnitt beginnt. Wann es sich besonders lohnt, genauer hinzuschauen:
Beispiel 1: Richtige Planung und Sonderwünsche vermerken
Vieles beginnt schon bei der genauen Planung. Bauherren sollten sich ihre Wünschen vorab bewusst machen und diese im Bauplan detailliert festlegen. Florian Becker, Geschäftsführer vom Bauherren Schutzbund rät: „Während der Bauphase sollten Sie möglichst wenig umplanen. Denn jede Umplanung ist immer eine Fehlerquelle. Außerdem entstehen dadurch oft hohe Mehrkosten.“
„Auch alle Sonderwünsche, die im Bauplan nicht vorkommen, weil sich der Hausanbieter den Aufwand sparen will, können später Probleme bereiten“, sagt Marc Ellinger, Sachverständiger vom Verband Privater Bauherren (VPB).
Denn auch wenn Bauherren beispielsweise mit dem Chef einer Handwerksfirma alles detailliert besprechen, können Informationen etwa durch Krankheit eines Kollegen oder fehlende Absprachen verloren gehen.
Beispiel 2: Anlieferung und Lagerung von Baumaterial
Bauherren sollten darauf achten, ob geliefertes Baumaterial trocken und unbeschädigt auf der Baustelle ankommt. „Nicht jeder Riss beispielsweise im Holz ist ein Problem. Wer aber größere Schäden entdeckt, sollte aussagekräftige Fotos davon machen, nachfragen und die Baufirma darauf hinweisen“, rät Marc Ellinger.
Die Handwerker müssen dafür sorgen, dass sie etwa Holz, Dämmungen oder Platten vor der Witterung geschützt lagern. „Eine Plane sollte das Baumaterial nach Feierabend abdecken, aber auch während der Bauarbeiten wenn etwa Regen aufzieht“, rät Florian Becker.
„Das ist wichtig, damit etwa die Dämmung nicht aufweicht und keine Feuchtigkeit ins Holz zieht“, sagt der Bauexperte. „Sonst bekommen Sie die Feuchtigkeit, die beispielsweise in die Dämmung eingedrungen ist, später nicht mehr aus dem Haus“, sagt Becker. Eine mögliche Folge wäre dann Schimmel an den Wänden. „Auch auf Mauerkronen und die Oberseite der Brüstung gehört jeweils eine Folie. Die Abdeckung sollten die Handwerker beschweren, damit sie nicht wegweht“, sagt Ellinger.
Beispiel 3: Auf das Wetter und Temperaturen achten
Nicht nur Regen auch andere Witterungsbedingungen können die Abläufe auf einer Baustelle beeinflussen. „Eine Bodenplatte sollten Handwerker beispielsweise weder bei Frost noch bei Hitze gießen. Das gilt insbesondere bei Temperaturen unter minus fünf Grad, wenn die Handwerker kein Frostschutzmittel verwenden“, sagt Becker.
Häufig ist es auch ein Problem, wenn es zu heiß ist. „Bei 30 bis 35 Grad kann es passieren, dass der gegossene Beton zu schnell abtrocknet. Dann entstehen Risse“, sagt Becker. Es sei denn, die Handwerker halten die Bodenplatte feucht genug - sie müssen sie also abdecken und wässern.
„Es gibt klare Temperaturvorgaben, die Handwerker bei der Lagerung und dem Einsatz der Baumaterialien beachten müssen“, sagt Ellinger. Die Angaben stehen auf dem Gebindezettel - und sind daher auch für den Bauherren überprüfbar.“ Wer feststellt, dass Handwerker Grenzen ignorieren, sollte die Baufirma informieren - und gegebenenfalls auch den Bausachverständigen, wenn diese nicht reagiert.
Wenn absehbar ist, dass es die kommenden Tage besonders heiß, kalt oder regnerisch wird, sollten Laien bei der Baufirma nachfragen, welche Arbeitsschritte anstehen und welche Maßnahmen diesbezüglich geplant sind. „Oft hilft es, solche Dinge anzusprechen. Die Reaktion der Baufirma gibt auch Aufschluss darauf, ob sie entsprechend vorausschauend solche Dinge einplanen“, sagt Becker
Beispiel 4: Beim Außenputz an die Sonne denken
Bringen Handwerker den Außenputz an, lohnt es sich ebenfalls das Wetter im Blick zu behalten. Klar, bei Starkregen sollte der Arbeitsschritt vertagt werden, doch was gilt an einem sonnigen Tag?
„Idealerweise beginnen Außenputzarbeiten dann früh morgens. Die Handwerker sollten von Süd, nach West, über Nord und Ost die Arbeiten durchführen“, empfiehlt Ellinger. Dann sei die Gefahr gering, dass der Putz aufbrennt - also durch die Sonne zu schnell trocknet. „So kann man verhindern, dass sich Risse bilden oder der Putz nicht richtig haftet.“
Beispiel 5: Beim Estrich auf Abstände zur Wand achten
„Bevor Handwerker den Estrich gießen, sollten Bauherren kontrollieren, ob es an der Wand rundherum Abstandshalter gibt“, rät Becker. Sind diese Styroporleisten an einer Stelle beschädigt, kann es passieren, dass der Estrich unter Umständen an die Wand läuft und diese berührt. „Durch solche Schallbrücken kann sich später Lärm auf das gesamte Haus übertragen“, warnt Becker. Ein Problem, das seines Wissens nach, durchaus häufiger vorkommt.
Beispiel 6: Verlegte Leitungen kontrollieren
Die Handwerker haben die Elektronik verlegt. „Bevor sie die Wände verputzen, sollten Bauherren mit dem Bauplan durch das neue Zuhause laufen und überprüfen, ob die Handwerker Steckdosen, Schalter, Anschlüsse an den vorgesehenen Stellen angebracht haben“, sagt Becker. Auch die Anzahl der Anschlüsse sollten sie kontrollieren.
Sitzt etwa eine Steckdose zu tief oder zu weit links, könne dies später die gesamte Küchenplanung durcheinander bringen, so Becker. Ellinger nennt ein konkretes Beispiel: „Blöd wäre es etwa, wenn ein Küchenblock mitten im Raum geplant ist, aber es in der Mitte keinen Strom- oder Wasseranschluss gibt.“
Ellinger rät: „Bauherren sollten sich die Position und den Verlauf der Leitungen genau notieren.“ Das Ganze hat einen weiteren Vorteil: „Sind die Wände verputzt, wissen Bewohner genau, wo die Leitungen verlaufen - sehr praktisch, wenn Sie beispielsweise einen Nagel in die Wand schlagen wollen, um ein Bild aufzuhängen“.