Sologamie Ja, ich will mich - Vom Trend zur Selbst-Hochzeit
Kein Partner für die Hochzeit? Man kann auch sich selbst heiraten. Eine Italienerin ist nun als Solo-Braut berühmt geworden. Der Trend hat sogar schon einen Namen. Doch deutsche Standesbeamte haben Einwände.
Rom (dpa) - Für die "Märchenhochzeit" brauchte Laura Mesi keinen Prinzen. Die Italienerin heiratete einfach sich selbst. Mit 40 Jahren hatte sie eine zwölf Jahre lange Beziehung hinter sich und wollte nun die Liebe zu sich selbst aussprechen.
Im weißen Brautkleid, weißem Rosenstrauß und einer Torte, auf der eine Laura-Figur aus Zuckerguss stand. Etwa 70 Gäste waren zu der Hochzeitsparty in einem Restaurant im norditalienischen Vimercate eingeladen. Den Ring steckte sie sich selbst an den Finger und schwor sich selbst ewige Treue, wie sie in einem Video festhielt: "Ja, ich, Laura, nehme mich selbst zur Frau." Mesi wurde zum Medienstar und freut sich nun über so viel Aufmerksamkeit.
"Ich glaube an die Liebe, nicht an Märchen, und eine Hochzeit geht auch ohne den Märchenprinzen", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. "Ich bin überzeugt, dass man sich selbst zuerst lieben muss, bevor man eine andere Person lieben kann." Zunächst hätten einige in ihrem Umfeld ihr Vorhaben als "Spinnerei" abgetan. Aber als sie dann die Feier mit allem, was dazu gehört, ausrichtete, hätten "selbst die Männer Tränen in den Augen gehabt". Auch in die Flitterwochen sei sie gefahren - alleine. "Ich bin superglücklich", erklärte die Fitnesstrainerin. Auf ihrer Facebook-Seite melden sich nun reihenweise heiratswillige Männer.
Mesi folgt einem Trend, den es vor allem in den USA schon länger gibt und der sogar einen eigenen Namen trägt: Die Selbst-Heirat oder "Sologamie". Prominente Vorbilder gibt es auch. So richtete unter anderem Carrie Bradshaw alias Sarah Jessica Parker in der US-Kult-Frauenserie "Sex and the City" eine Hochzeit für sich selbst aus - weil sie die ständigen Partys nur für andere satt hatte und sich ein Paar teure Schuhe als Hochzeitsgeschenk wünschte. Auch in Italien hatte sich ein Mann schon mal selbst geheiratet.
So manch einer sieht eine gute Geschäftsidee dahinter. So verkauft eine US-Firma "I married me"-Boxen inklusive Ring, Trausprüchen und Zeremonie-Anweisungen. Kostenpunkt: zwischen 50 und 230 US-Dollar (fast 200 Euro).
Laura Mesi hatte von all dem vor ihrer Selbst-Hochzeit noch nie gehört, wie sie beteuert. Erst als sie zum Star in den Sozialen Netzwerken wurde und sich vor Interview-Anfragen nicht mehr retten konnte, habe sie gesehen, dass schon andere sich selbst das Jawort gegeben haben. "Ich habe auch von einer Agentur in Asien gelesen, die Männer für einen Tag ausleiht für eine Hochzeit."
Nach Deutschland ist der Trend noch nicht geschwappt. Bei ihm sei so eine Anfrage noch nie eingegangen, sagte Gerhard Bangert, Geschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Standesbeamten. "Nach deutschem Recht geht das sowieso nicht." Denn eine Ehe könne nur zwischen zwei Personen geschlossen werden.
Ob die Solo-Hochzeit glücklicher macht als die herkömmliche Ehe? Der Single- und Partnerschaftsberater Christian Thiel glaubt nicht daran. Das Problem, warum vergangene Beziehungen nicht hielten, sei damit nicht gelöst. "Man sollte sich fragen, wie man eine Partnerschaft findet, die besser funktioniert als die letzte." Dieser Aufgabe weiche man mit einer Single-Hochzeit aus. Sie bediene nur ein Klischee, dass man ein großes Event brauche, um sein Liebesglück zu demonstrieren. "Ich kann mich schließlich auch lieben, ohne mich zu heiraten", so Thiel.
Die Italienerin Laura Mesi ist dagegen fest von ihrer Ehe überzeugt. "Eine Scheidung von mir selbst ist ausgeschlossen. Meine Ehe wird eine der wenigen sein, die wirklich das ganze Leben hält."