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Job-Protokoll Geborgenheit für Gebärende: Was macht eine Doula?

Viele Mütter kennen sie vermutlich: die Angst vor der Geburt. Doulas sind dafür da, Frauen bei dieser Erfahrung emotional zu unterstützen. Wie sie das machen - und was sie von Hebammen unterscheidet.

Von Protokoll: Sabine Meuter, dpa 17.07.2024, 00:05
Carina Appl ist Tischlerin, Architektin und hat viele Jahre als Bauleiterin gearbeitet - jetzt begleitet sie als Doula Frauen bei der Geburt.
Carina Appl ist Tischlerin, Architektin und hat viele Jahre als Bauleiterin gearbeitet - jetzt begleitet sie als Doula Frauen bei der Geburt. Moritz Frankenberg/dpa-tmn/dpa

Hannover - Eine Geburt ist nicht nur körperlich, sondern auch mental herausfordernd. Für viele ist dieses einschneidende Erlebnis mit Unsicherheit und Ängsten verbunden. Hier kann eine Doula helfen, die der Frau aber auch deren Partner oder Partnerin währenddessen zur Seite steht, sie emotional bestärkt und unterstützt. Dabei ersetzt sie nicht die Hebamme, sondern ergänzt deren Arbeit. 

Wie sie das macht, erzählt Doula Carina Appl aus Isernhagen bei Hannover Job-Protokoll:

Der Weg in den Beruf

Eigentlich bin ich Tischlerin und Architektin. Viele Jahre habe ich als Bauleiterin gearbeitet. Dann bin ich schwanger geworden. Natürlich hatte ich Angst vor den Wehen. Ich hatte mich informiert, welche Möglichkeiten es gibt, so unverkrampft wie möglich die Geburt meines Kindes zu erleben. So stieß ich auf das sogenannte Hypnobirthing. Das ist eine Methode, bei der die Mutter erlernt, sich während der Geburt zu entspannen und ihrem Körper zu vertrauen.

Ich brachte mein Kind damals in einem Geburtshaus – und nicht in einem Krankenhaus - zur Welt. Es war eine sehr kraftvolle, selbstbestimmte und wohlbehütete Geburt bei Kerzenlicht, bei der mich eine Hebamme sehr zugewandt und liebevoll begleitet hat.

Als mein Kind älter war, arbeitete ich zunächst wieder auf dem Bau und stellte fest, dass meine Arbeit in Teilzeit in einem Männerberuf nicht wertgeschätzt wurde. Dann erinnerte ich mich daran, wie fasziniert ich während der Geburt meines Kindes von meiner Hebamme war - und fast den Entschluss, künftig in einem Beruf zu arbeiten, in dem auch ich Frauen begleite. So kam ich schließlich auf den Beruf der Doula.

Die Ausbildung 

Während meiner Ausbildung habe ich eine Woche lang eine Reihe von Seminaren besucht. Dort lernte ich, wie ich Schwangere und deren Partner vor, während und nach der Geburt umsorgen kann. Ich habe gelernt, verschiedene Wohlfühltechniken zu praktizieren und wurde auch für non-verbale Kommunikation sensibilisiert.

Thema ist dort auch, dass ich als Doula nicht in medizinische Belange eingreifen darf. Außerdem habe ich sehr viel Literatur gelesen - circa 30 bis 40 Bücher waren das. Und ich habe an einem Geburtsvorbereitungskurs teilgenommen. Zusätzlich dazu habe ich drei Geburten begleitet und anonymisiert dokumentiert. 

Ich habe dann ein Doula-Zertifikat zur zertifizierten DiD Doula bekommen. Es lehnt sich an internationale Standards an. Aussteller ist der Verein Doulas in Deutschland e.V. Doulas nehmen zudem regelmäßig an Weiterbildungen teil.

Der Berufsalltag

Vor der Geburt treffe ich mich mit der Schwangeren und ihrem Partner etwa dreimal. Dabei geht es in erster Linie darum, welche Vorstellungen und Wünsche die Schwangere an mich hat, damit sie sich in der Phase vor der Geburt und danach geborgen und gut aufgehoben fühlt. Die Wünsche sind dabei sehr unterschiedlich und reichen von Ruhe haben über Musik hören, Hypnose oder Massage bis hin zu gemeinsam Kuchen backen. Auch die Wünsche des Partners sind bei den Treffen ein wichtiges Thema.

Genau fünf Wochen um den errechneten Geburtstermin bin ich dann an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr in Rufbereitschaft. Sobald die Wehen einsetzen, bin ich an der Seite der Gebärenden. Ich massiere sie, wenn sie das möchte, lese ihr etwas vor oder bin einfach nur da. Während der Geburt bin ich die ganze Zeit dabei und unterstütze die Frau emotional - und zwar so, wie sie es möchte. Ich weiß ja dann, wovor sie Angst hat und kann dementsprechend etwas entgegensetzen. Nach der Geburt kommt es dann noch zu ein bis zwei weiteren Treffen, wenn die Eltern dazu bereit sind.

Was eine Doula von einer Hebamme unterscheidet

Es gibt klare Abgrenzungen zwischen den Berufen. Wir Doulas dürfen keinerlei medizinische Behandlungen vornehmen, die medizinische Verantwortung rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett liegt bei den Hebammen. Doulas sind „nur“ dafür da, Gebärende emotional zu unterstützen und zu begleiten. Aber wir Doulas verstehen uns durchaus als Team mit den Hebammen.

Das schönste Erlebnis

Viele kennen Doulas gar nicht. Wenn ich Frauen, die schon Mütter sind, von meinem Beruf erzähle, sagen nicht wenige: „Wenn ich gewusst hätte, dass es Doulas gibt, hätte ich auch eine gebucht“. Mein Highlight war, als ich meine beste Freundin bei der Geburt ihres Kindes als Doula begleiten durfte – und dann ihr Baby in den Händen hielt. 

Info-Kasten: Gehaltsaussichten

Die Verdienstmöglichkeiten sind nicht sonderlich gut. Pro Auftrag gibt es im Schnitt insgesamt 1000 Euro plus Umsatzsteuer – für Vor- und Nachtreffen, eine permanente Rufbereitschaft rund um den errechneten Geburtstermin und für die Geburtsbegleitung. Wer als Doula gut gebucht ist, kommt auf etwa 30 Aufträge im Jahr. Aber mir ist nicht wichtig, viel Geld zu verdienen. Für mich steht im Vordergrund, Gebärenden Nähe, Wärme und Geborgenheit zu spenden.