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Auszahlung verzögert? Was Betroffene bei Problemen mit Elterngeld tun können

In einigen Fällen kommt es erst viele Monate nach der Geburt des Kindes zur Auszahlung des Elterngeldes. Was für manche Eltern kein Problem ist, bringt andere in finanzielle Nöte. Rechtzeitig handeln hilft.

Von Sabine Meuter, dpa 21.08.2023, 14:01
Noch immer kein Geldeingang auf dem Konto? Wer lange Zeit auf die erste Elterngeldzahlung warten muss, kann sich unter Umständen wehren.
Noch immer kein Geldeingang auf dem Konto? Wer lange Zeit auf die erste Elterngeldzahlung warten muss, kann sich unter Umständen wehren. Christin Klose/dpa-tmn

Berlin/Remscheid - Endlich, das Baby ist da. Doch zur Freude gesellt sich mitunter Frust - nämlich dann, wenn es auch viele Monate nach der Geburt des Kindes immer noch nicht zur ersten Auszahlung des Elterngeldes gekommen ist. Das bringt Eltern mitunter in arge finanzielle Bedrängnis. Schließlich hat nicht jeder Erspartes, um damit für längere Zeit über die Runden zu kommen.

Das sollten betroffene Eltern tun

„Die Auszahlung des Elterngeldes kann sich verzögern, wenn der Elterngeldantrag lückenhaft ausgefüllt wurde oder Nachweise fehlen“, sagt Ulrike Gebelein von der Diakonie Deutschland. Mütter und Väter sollten sich daher frühzeitig mit dem Antrag befassen.

Einrichtungen der Diakonie helfen Eltern bei Bedarf ebenso wie Arbeiterwohlfahrt, Caritas und Pro familia. Auch kommerzielle und aufs Elterngeld spezialisierte Anbieter wie Elterngeldhelden, Elterngeldexperten, Einfach Elterngeld oder Elterngeld.net unterstützen Mütter und Väter beim Ausfüllen des Antrags.

Wichtig zu wissen: Das Elterngeld können Eltern erst nach der Geburt des Kindes beantragen, da dem Antrag unter anderem eine Kopie der Geburtsurkunde beizufügen ist. Idealerweise sollten sich Paare aber schon mit Beginn der Schwangerschaft mit dem Thema Elterngeld auseinandersetzen.

Dazu gehört laut Niko Nesselrath von Elterngeldhelden auch, die Situation in der jeweils zuständigen Elterngeldstelle auszuloten. Denn im Öffentlichen Dienst und damit auch in den Elterngeldstellen gibt es vielerorts Personalmangel. „Dieser Mangel an Fachkräften kann ebenfalls dazu führen, dass Elterngeldanträge nicht in angemessener Zeit bearbeitet werden“, so Nesselrath.

In Großstädten dauert Bearbeitung tendenziell länger

Ob die Probleme bei der Antragsbearbeitung aufgrund von Personalmangel eher in Städten oder eher auf dem Land auftreten, lässt sich pauschal nicht sagen. „Es gibt allenfalls leichte Tendenzen, dass es in Großstädten etwas länger dauern könnte“, so Nesselrath. Das gilt aber längst nicht für alle Metropolen in Deutschland.

Weitere Probleme, die Auswirkungen auf die Bearbeitung von Elterngeldanträgen haben, sind laut Gebelein „viel Bürokratie sowie die mangelnde Digitalisierung“: In Elterngeldstellen von einigen Kommunen erfolgen die Arbeitsabläufe immer noch nach längst veralteten Mustern und nicht online.

Welche Rechte und Ansprüche Betroffene haben

Wenn Eltern sechs Monate nach Einreichen des Elterngeldantrags noch keine Rückmeldung von der Elterngeldstelle bekommen haben, können sie eine Untätigkeitsklage vor dem zuständigen Sozialgericht erheben. Diese Möglichkeit ist im Sozialgerichtsgesetz verankert.

„Hat indes die Elterngeldstelle den Antragstellern zum Beispiel mitgeteilt, dass sie den Antrag erhalten hat, die Bearbeitung aber noch etwas dauert, können Eltern keine Untätigkeitsklage erheben“, stellt Nesselrath klar.

Ihm zufolge können Eltern, bei denen das Geld knapp ist, beim Einreichen des Elterngeldantrags einen Hinweis auf Mittellosigkeit beifügen. Diesem formlosen Schreiben sind Nachweise wie Kontoauszüge und eine Kreditbestätigung beizufügen. „Dieses Vorgehen kann unter Umständen die Bearbeitung des Elterngeldantrags etwas beschleunigen“, so Nesselrath.

Wenn absehbar ist, dass das Geld von vorne bis hinten nicht reicht, sollten Eltern bei der Elterngeldstelle vorstellig werden und ihr Problem schildern. „Das hilft vielleicht, dass ein Antrag schneller bearbeitet wird“, sagt Gebelein.

Wie Betroffene Miete & Co. zahlen

Theoretisch gibt es die Möglichkeit, bei einer finanziellen Notlage aufgrund von ausbleibendem Elterngeld Wohngeld oder einen Kinderzuschlag zu beantragen. „Allerdings sind hier die Bearbeitungszeiten ähnlich lang wie beim Elterngeld“, sagt Nesselrath. Sein Tipp: Sobald sich der finanzielle Engpass abzeichnet, sollte man das Jobcenter aufsuchen und sich dort beraten lassen.

Andere Optionen: „Schuldnerberatungsstellen kontaktieren und sich dort beraten lassen“, so Gebelein. Manchmal bleibt Eltern, die aufs Elterngeld warten, nichts anderes übrig, als einen Kredit aufzunehmen. Das geht ganz klassisch über eine Bank - oder vielleicht auch etwas unkomplizierter, indem man Großeltern, Patentanten oder gegebenenfalls Freunde um ein Darlehen bittet. Letztere Option führt zwar nicht immer zum Erfolg. Doch einen Versuch ist es wert.