Trainerin erklärt (Zu viel) Harmonie im Team - warum das nicht immer gut ist
Vordergründig sind alle freundlich zueinander, insgeheim machen sich Frust und Unzufriedenheit breit: Ein großes Harmoniebedürfnis im Team hat nicht nur positive Seiten.
Hamburg - Keine Lust auf Konflikte und Streitigkeiten? Ein Team, in dem es immer harmonisch zugeht, mag zunächst zwar positiv klingen. Zu viel Harmonie könne einem Team aber auch schaden, sagt Teresa Stockmeyer, Trainerin und Beraterin für Teamentwicklung.
Ein stark harmonisches Team zeigt der Expertin zufolge oft eine paradoxe Dynamik. „Die Stimmung wirkt freundlich, aber unterschwellig gibt es Spannungen.“ Kritisch sieht Stockmeyer auch, dass oft ein eingeschränktes Repertoire an Interaktionsmustern vorliegt. „Wenn alle sofort zustimmen, kann dies ein Zeichen sein, dass kontroverse Meinungen unterdrückt werden.“
Wo Konflikte zugunsten der Team-Harmonie unterdrückt werden, entsteht unterschwellig Unzufriedenheit und Frust bei den Mitgliedern. Wie geht es besser? Die Trainerin zeigt anhand von vier typischen Beispielen, wie Teams von Konflikten profitieren können.
1. Konflikte zur Klärung von Zielen und Rollen
Haben Teammitglieder unterschiedliche Vorstellungen, welche Aufgaben Priorität haben oder wie ein Ziel erreicht werden soll, kann das Unstimmigkeiten hervorrufen. Sie helfen laut Stockmeyer aber, „blinde Flecken zu erkennen“ und sicherzustellen, dass das Team flexibel auf Änderungen reagiert. Außerdem werde das Verständnis für einzelne Ziele und die Aufgabenverteilung dazu geschärft.
2. Reibungen durch verschiedene Arbeitsweisen
„Menschen arbeiten unterschiedlich – während einige klare Strukturen bevorzugen, mögen andere spontane, kreative Ansätze“, so Stockmeyer. Diese Reibungen seien aber wichtig, da sie unterschiedliche Stärken in die Teamarbeit einbringen. Sie können auch verhindern, dass das Team entweder in eine träge Routine oder Überforderung verfällt.
3. Konflikte um Ressourcen
Ressourcen wie Zeit, Budget oder Personal sind begrenzt - geht es um eine gerechte Verteilung oder Priorisierung, sind Auseinandersetzungen oft vorprogrammiert. Der positive Effekt? Sie zwingen ein Team dazu, sich mit seinen Kernaufgaben auseinanderzusetzen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
4. Persönliche Spannungen
Auch persönliche Konflikte - etwa aufgrund verschiedener Werte - sind Stockmeyer zufolge normal, wenn Menschen eng zusammenarbeiten. Nötig sind sie trotzdem: „Sie bringen unausgesprochene Erwartungen oder Regelverstöße ans Licht.“ Geht das Team konstruktiv damit um, stärkt das die Zusammenarbeit und das Vertrauen.
Will ein Team lernen, Konflikte konstruktiv zu lösen, muss es der Expertin zufolge Spannungen als normale Dynamik akzeptieren und sie aktiv reflektieren. So lassen sich wiederkehrende Themen und Belastungen erkennen und bearbeiten.
Auch eine Kommunikationskultur mit klaren Regeln und regelmäßigen Reflexionsrunden fördere den offenen Umgang mit Konflikten. Dazu gehört nicht zuletzt, dass sich alle Teammitglieder für die Klärung von Spannungen verantwortlich fühlen sollten.