Unser Bundesland bisher vom Großansturm der Blutsauger verschont/ Tipps vom Experten Keine Mückenplage in Sachsen-Anhalt
Nachricht aus Süd-Deutschland: Zwischen Sasbach in Südbaden und dem rheinland-pfälzischen Bingen wurden 190 Tonnen Mücken-Bekämpfungsmittel gestreut - viermal mehr als 2011. Wie sieht es in unserem Bundesland aus?
Magdeburg (rgm) l "Für die nächsten Tage kann ich für Sachsen-Anhalt Entwarnung geben", so Norbert Becker von der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft zur Bekämpfung der Stechmückenplage am Oberrhein (KABS) in Waldsee zur Volksstimme. Aus seiner Sicht wird es in unserer Region vorerst keine Mückenplage geben. "Dazu sind die Brutbedingungen derzeit nicht optimal", so der Experte.
Mit Kleinkindern im Fall der Fälle Arzt aufsuchen
Zwar lieben Mücken Feuchtigkeit, Nässe und Wärme, aber "am liebsten legen die Weibchen ihre Eier in Überflutungsgebieten ab. Dort haben sie beste Bedingungen für ihren Nachwuchs. Da die Flüsse in diesem Sommer bisher nicht über die Ufer getreten sind, fehlten diese Mückenparadiese. "An der Elbe haben wir es vor ein paar Tagen konkret untersucht", so Norbert Becker. "Wir haben dort in einer Nacht 300 dieser Insekten in Mückenfallen gefangen, in anderen, für Mücken besseren Sommern, waren es 3000 im selben Zeitraum."
Aber Umweltexperten sagen auch, dass bis Ende September Wachsamkeit geboten ist. Es gibt genug Pfützen und volle Regentonnen, in denen die Mückenweibchen ihre Eier ablegen können. Das ist allerdings normal, keine Plage. Wie sich der Sommer und damit die Mückenbrut entwickeln wird, kann Norbert Becker natürlich nicht voraussehen.
Mückenstiche sind lästig. Können Sie auch gefährlich sein und wenn ja für wen? Dr. Ulrich Arnold vom Institut für Medizinische Mikrobiologie des Uniklinikums Magdeburg gestern zur Volksstimme: "Eine leichte Schwellung, Juckreiz und Rötung um die Einstichstelle ist eine normale Reaktion auf die Fremdeiweiße, die beim Stich der Mücke in die menschliche Haut gelangen. Allergische Reaktionen, wie sie bei Bienen-, Wespen- oder Hornissenstichen auftreten, sind nach Mückenstichen sehr selten und vor allem meist weit geringer in ihrer Reaktion."
Immer wieder ist auch von Betroffenen zu hören, dass sie von Mücken regelrecht "aufgefressen" werden. Nur eine subjektive Wahrnehmung? "Es ist tatsächlich so, dass manche Menschen häufiger von Mücken gestochen werden als andere", so Dr. Arnold. "Es kann aber durchaus auch sein, dass Personen zu bestimmten Zeiten mehr oder weniger gestochen werden."
Zudem, was Mückenweibchen besonders anziehend finden, sagt Dr. Arnold: "Mücken reagieren vor allem auf ausgeatmetes Kohlendioxid und beispielsweise auch auf Fettsäuren und anderes, was über unsere Haut abgegeben wird. Außerdem kann der wechselnde Hormonspiegel im Blut die Mücken mehr oder weniger anlocken."
Einen relativ sicheren Schutz, allerdings immer nur für eine begrenzte Zeit, bieten verschiedene im Handel angebotene Repellentien. Das sind Substanzen, die Stechmücken und andere Insekten am Landen auf der Haut hindern oder zum sofortigen Weiterfliegen zwingen. Für extreme Mückenplagen gibt es auch Repellentien, die auf die Kleidung aufgesprüht werden können." Ein absoluter Mückenschutz im Freien ist kaum möglich", so Dr. Ulrich Arnold. "In Räumen ist dies aber durch zusätzliche Schutzgitter an Fenstern und Türen schon etwas einfacher."
Nach einem Mückenstich sollte dieser möglichst schnell gekühlt werden, beispielsweise mit Wasser, so der Mikrobiologe. "Damit wird die Schwellung und der Juckreiz abgemildert. Auf jeden Fall sollte ein Kratzen an der Stichstelle vermieden werden, da dadurch zusätzlich Bakterien in die Wunde eingebracht werden können, die die Entzündung verstärken." Bei stärkeren Schwellungen seien auch Antihistaminika als Gel oder in Tablettenform anzuwenden. "Bei Säuglingen und Kleinkindern ist gegebenenfalls ein Arzt aufzusuchen, bevor unkontrolliert Medikamente eingesetzt werden", empfiehlt Dr. Ulrich Arnold den Eltern.
Die gute Nachricht zum Schluss. Momentan werden in Deutschland keine Krankheitserreger durch die verschiedenen Mückenarten auf den Menschen übertragen. "Im Zuge der globalen Erwärmung treten aber zunehmend auch in Deutschland Mückenarten aus südlichen Regionen auf. Diese könnten in Zukunft auch Krankheitserreger verbreiten", so Dr. Arnold..