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Medizinischer Sonntag zu Schmerzen an der Wirbelsäule fand großes Publikumsinteresse Krafttraining auch für Senioren geeignet

24.09.2012, 03:24

Rückenschmerzen - vom Nacken bis zum Steißbein - standen im Mittelpunkt der Vorträge auf dem gestrigen Medizinischen Sonntag in Magdeburg - einer Gemeinschaftsveranstaltung des Uniklinikums, der Magdeburger Urania und der Volksstimme.

Magdeburg (use) l "Ich habe Rücken", klagt der Komiker Hape Kerkeling in der Rolle des Journalisten Horst Schlämmer. Und das Publikum versteht ihn, schließlich geht es vielen Menschen in Deutschland ganz ähnlich. Der Nacken ist verspannt, es sticht im Kreuz und das Bücken fällt schwer.

Auf dem gestrigen Medizinischen Sonntag war Deutschland beliebter Unterhaltungskünstler leider nur im Geiste anwesend. Dafür klärten zwei Magdeburger Ärzte auf ebenso unterhaltsame wie informative Art über Wirbelsäulenschmerzen auf.

Wichtig zu wissen: "Rückenschmerzen sind keine Erkrankung. Sie sind ein Symptom, das durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden kann", so Dr. Thomas Feindt, Neurologe mit Praxis in Magdeburg.

Häufige Gründe sind Überlastungen der Muskulatur von Hals, Schultern und Brustkorb, begünstigt durch Fehlhaltungen und einseitige Beanspruchungen. Auslöser können beispielsweise eine verkrampfende Sitzhaltung, einseitige Bewegungen am Arbeitsplatz und eine falsche Hebetechnik, z.B. von zu pflegenden Angehörigen, sein. Auch das Alter spielt eine gewichtige Rolle, denn mit den Jahren schwindet die Elastizität der Wirbelsäulengelenke. Der Fettanteil steigt und die Muskelmasse schwindet - sofern man nicht durch gymastisches Training entgegenwirkt. Manche Menschen haben zudem ein genetisch erhöhtes Risiko von Gelenkbeschwerden (Osteoporose). Auch Tumormetastasen an der Wirbelsäule können Schmerzauslöser sein.

Die gute Nachricht ist, dass die meisten Rückenschmerzen nach wenigen Tagen bis Wochen von alleine verschwinden. Für etwa zehn Prozent der Bevölkerung ist der Schmerz jedoch ein dauerhafter Begleiter.

Chronischen Schmerzen lassen sich vermeiden

Ziel sollte es sein, es erst gar nicht zu einem chronischen Schmerz kommen zu lassen, so Dr. Feindt. Und dabei kommt der Motivation für körperlicher Aktivität eine wichtige Bedeutung zu. In der Phase akut auftretender Rückenschmerzen mögen Bewegungsübungen für manche Menschen zunächst paradox klingen, ist es doch gerade der Schmerz, der Bewegungen erschwert. Andererseits lehrt die Hirnforschung, dass der Schmerz nicht zuletzt eine Kopfsache ist. Wer davon überzeugt ist, selbst etwas für gegen den Schmerz tun zu können und nicht nur passiv alle Behandlungen erduldet, dem geht es langfristig meist besser.

All das heißt aber nicht, den "Indianer zu spielen" und jeden Schmerz zu erdulden. Um die Bewegungen erträglicher zu machen, kann der Arzt verschiedene schmerzlindernde und die Durchblutung fördernde Medikamente verordnen. Hilfreich bei unspezifischen Rückenbeschwerden sind zudem Wärme- und Kälteanwendungen sowie Lockerungs- und Kräftigungsübungen der Muskulatur. Langfristig nützlich können auch Methoden der asiatischen Medizin wie Yoga, Thai-Chi und Meditation sein.

Tanzen gegen die Schmerzen ohne Nebenwirkungen

Und so seltsam es klingen mag, auch das Tanzen kann den Rücken stärken, sagt Dr. Feindt. Dabei werden nicht nur diverse Muskeln und die Orientierung gestärkt, sondern auch noch soziale Kontakte, die Gefahr laufen, mit zunehmendem Alter zu schwinden. Selbst ein moderates Krafttraining ist im Alter noch von Nutzen, so der Magdeburger Neurologe unter Hinweis auf seriöse wissenschaftliche Studienergebnisse der Sporthochschulen Köln und Leipzig. Eine gute Muskulatur kräftigt den Rücken bis ins hohe Alter und beugt Schmerzen und Gebrechlichkeit vor.

Dennoch lassen sich Rückenschmerzen nicht immer mit den genannten konservativen Methoden lindern. Manchmal müssen die Mediziner auch Operationen in Erwägung ziehen. "Notwendig ist das insbesondere dann, wenn es als Folge einer Wirbelkanalverengung zu akuten Lähmungen und Blasenentleerungsstörungen kommt", sagt Professor Raimund Firsching, Direktor der Uniklinik für Neurochirurgie. Die Wirbelkanalenge kann heutzutage oft - aber auch nicht immer - mit einem mikrochirurgischen Eingriff behoben werden.

"Nach unseren Erfahrungen ist eine operative Erweiterung des Wirbelkanals ausreichend", sagte Professor Firsching. Eine Versteifung der Wirbesäulengelenke, bei der die benachbarten Wirbelkörper mit Schrauben und Schienen starr verbunden werden, führt langfristig nicht immer zu einer Besserung. Dieser Eingriff an der Halswirbelsäule kann unter Umständen zu einer beschleunigten Degeneration (Abnutzung) der benachbarten Wirbelsegmente führen. Die Folge ist, dass die Schmerzen nach einigen Monaten erneut auftreten.

Eine mögliche Alternative zur Wirbelsäulen-Versteifung ist der Einsatz von künstlichen Bandscheiben, insbesondere im Bereich der Halswirbelsäule. Der Vorteil einer künstlichen Bandscheibe ist, dass damit die Beweglichkeit zwischen den Wirbeln zunächst erhalten bleibt.

Künstliche Bandscheiben an der Halswirbelsäule

Allerdings kommt aus medizinischen Gründen auch nicht jeder Patient dafür in Frage. An der Magdeburger Uniklinik für Neurochirurgie werden seit einem Jahrzehnt erfolgreich künstliche Bandscheiben eingesetzt, informierte Professor Firsching.

Der nächste, 100. Medizinische Sonntag in Magdeburg ist für den 28. Okrober 2012 geplant. Dann werden international renommierte Fachärzte aus Magdeburg über Diagnostik, Therapien und Möglichkeiten der Vorbeugung von Magenkrankheiten informieren.

Abschließend noch ein Wort in eigener Sache: Die Veranstalter bitten die technischen Tonstörungen während des gestrigen Medizinischen Sonntags zu entschuldigen. Beide Vorträge und Anleitungen für das Rückentraining werden im Internet kostenlos bereitgestellt:

www.med.uni-magdeburg.de/

www.med.uni-magdeburg.de/medizinischer_sonntag