Volksstimme-Telefonforum zu Atemwegserkrankungen Länger als drei Wochen sollte Husten nie selbst kuriert werden
Fragen zu den Ursachen und Therapiemöglichkeiten von Atemstörungen standen im Mittelpunkt der Leseranrufe beim gestrigen Volksstimme-Telefonforum mit dem Lungenfacharzt Privatdozent Dr. Jens Schreiber und dem Kardiologen Dr. Ulf Meltendorf vom Uniklinikum. Uwe Seidenfaden notierte einige Fragen und Antworten.
Frage : Ich habe seit etwa einer Woche schon bei geringer körperlicher Belastung Luftnot. In Ruhe treten die Probleme nicht auf. Woran kann es liegen ?
Antwort : Luftnot ist ein Symptom, das bei vielen Herz- und Lungenerkrankungen sowie mitunter auch bei Blutarmut und bei Nerven- und Muskel-Erkrankungen auftreten kann. Sie sollten das vom Arzt untersuchen lassen. Hinweise auf die Ursache kann z. B. ein Belastungs-EKG, eine Röntgenaufnahme der Lunge oder eine Lungenfunktionsdiagnostik geben.
Frage : Mein Mann quält sich schon länger mit Reizhusten. In der Nacht hat er Atemnot und ist oftmals schweißgebadet. Was kann er tun ?
Antwort : Husten ist ein Symptom, das viele Ursachen haben kann. Ein hartnäckiger Husten, der länger als drei Wochen anhält, sollte immer einem Arzt vorgestellt werden.
Frage : Man Mann bekommt immer dann einen Hustenanfall, wenn er etwas isst. Kann es am Herzen liegen ? Er hatte schon zwei Infarkte und bekam vor einem Jahr einen Bypass.
Antwort : Das ist unwahrscheinlich. Eine Herzschwäche kann zwar über einen Blutstau in der Lunge einen Hustenreiz auslösen. Da bei Ihrem Mann der Hustenreiz immer nur beim Essen auftritt, es wahrscheinlicher, dass er sich verschluckt. Ursache kann zum Beispiel eine Nervenschädigung sein. Wichtig wäre eine ärztliche Untersuchung, um die Ursache festzustellen.
Frage : Ich leide seit etwa drei Wochen unter starkem Reizhusten. Kann es am Herzen liegen ? Ich bin herzkrank und muss blutdrucksenkende Medikamente nehmen.
Antwort : Ein plötzlich auftretender Reizhusten kann auch die Nebenwirkung einer bestimmten Gruppe von Medikamenten sein, die zur Blutdrucksenkung eingenommen werden ( so genannte ACEHemmer ). Sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Möglich ist eine Umstellung auf andere Medikamente.
Frage : Ich habe fortgeschrittene chronische Bronchitis ( chronisch obstruktive Bronchitis = COPD ). Obwohl ich Medikamente nehme, ist mein Luftvolumen weiter gefallen. Was kann man noch tun ?
Antwort : Die wichtigeste Maßname ist das Nichtrauchen. Weiterhin sollten Sie Infekte vermeiden. Lassen Sie sich deshalb gegen Grippe und Lungenentzündung impfen. Soweit es geht, sollten Sie sich weiterhin körperlich belasten ( z. B. Spaziergänge, Schwimmen ). Wenn die medikamentöse Therapie der COPD nicht mehr ausreicht, ist ein Sauerstoffgerät eine weitere Option.
Lassen Sie beim Arzt das Lungenvolumen und die Blutgase ( Sauerstoff und Kohlendioxid ) testen.
Frage : Ich habe seit vielen Jahren ein infektbedingtes Asthma. In den vergangenen zwei Jahren ging es mir auch ohne Einnahme von kortisonhaltigen Mitteln ganz gut. Weil jetzt eine Operation an der Galle ansteht, wurde mir wieder zur Einnahme der Asthma-Mittel geraten.
Antwort : Asthma ist eine chronische Erkrankung und sollte möglichst auch dauerhaft behandelt werden. Das ist wichtig, um einen Asthmaanfall unter einer Narkose zu vermeiden. Lassen Sie vor einer planbaren Operation einen Lungenfunktionstest machen.
Frage : Seit Jahrzehnten bin ich Asthmatikerin. Nach einem Knochenbruch wurde jetzt eine Osteoporose ( Knochenschwund ) festgestellt. Sollte ich die Kortison-Präparate absetzen ?
Antwort : Eine langjährige Einnahme von Kortision-Präparaten kann die Knochen schädigen. Dieses Risiko besteht bei der Inhalation von kortisionhaltigen Sprays aber nicht. Diese Mittel wirken nur auf der Bronchialschleimhat und führen nicht zu einer Knochenschwächung. Im Sinn einer optimalen Asthma-Therapie sollten Sie diese Mittel nicht weglassen.
Frage : Ich habe gelesen, dass eine Lungenverkleinerung bei einer Überblähung der Lunge ( Emphysem ) helfen kann. Was ist davon zu halten ?
Antwort : Die Volumenreduktion ist noch kein Verfahren, dass standardmäßig angewendet wird. Im Rahmen von Studien gab es Versuche, mit Hilfe einer OP oder durch das endoskopische Einsetzen von bronchialen Ventilen die Überblähung der Lunge zu mindern. Diese Studien zeigten, dass nur ein geringer Prozentsatz von Patienten mit spezieller Emphysem-Formen von dieser Behandlung profitiert.