1,4 Prozent Prozent Anstieg Männer häufiger in bezahlter Elternzeit
Immer mehr Männer nehmen sich eine Auszeit, um sich daheim um den Nachwuchs zu kümmern. Doch hauptsächlich stecken nach wie vor die Frauen beruflich zurück. Ein Experte sieht noch einen großen Schritt zu gehen in Richtung Geschlechtergerechtigkeit.
Wiesbaden (dpa) - Erneut haben sich mehr Väter für eine bezahlte berufliche Auszeit zur Kinderbetreuung entschieden. Die Zahl der Männer, die Elterngeld erhielten, stieg vergangenes Jahr um 1,4 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
Ihr Anteil an den Beziehern von Elterngeld betrug damit knapp ein Viertel: Rund 462.000 Männer und 1,4 Millionen Frauen erhielten die staatliche Leistung. Väter übernehmen in der Mehrzahl aber weiterhin nur den kleineren Teil der Arbeit daheim.
Während Frauen im Schnitt 14,5 Monate Elterngeld bezogen oder beziehen wollten, waren es bei den Männern 3,7 Monate. Diese Verteilung sei in den vergangenen Jahren praktisch konstant geblieben, teilte das Bundesamt mit.
Traditionelle Rollenaufteilung bleibt verbreitet
Dies zeige, dass sich die traditionelle Rollenaufteilung hartnäckig halte, sagt der stellvertretende Leiter des Staatsinstituts für Familienforschung an der Universität Bamberg, Harald Rost. Nach wie vor schränkten hauptsächlich Mütter ihre Berufstätigkeit ein. Sie arbeiteten zu 73 Prozent in Teilzeit, Väter zu 7 Prozent. Da der Vater nach wie vor meist der Haupternährer sei, könnten viele Familien nicht vom Elterngeld leben, das sich aus dem Einkommen der Mutter errechnen würde. "Wenn man eine Gleichstellung möchte, ist noch ein großer Schritt zu gehen", sagt Rost.
Dennoch habe sich die Rolle des Vaters gewandelt, wie der seit Jahren steigende Anteil der Väter an den Elterngeldbeziehern zeige. Welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf die Entwicklung hat, werde sich erst in zwei bis drei Jahren zeigen. "Es gibt Studien, die weisen darauf hin, dass die Mütter wieder stärker in ihre traditionelle Rolle gedrängt werden, es gibt aber auch Studien, die zeigen, dass sich Väter aufgrund von Homeoffice mehr zuhause beteiligen", sagt der Soziologe.
Mit einem Väteranteil von 30 Prozent war Sachsen 2020 Spitzenreiter unter den Bundesländern, gefolgt von Bayern und Berlin mit je 27,2 Prozent. Am niedrigsten lag der Väteranteil im Saarland mit 19,1 Prozent und Bremen mit 20,7 Prozent.
Zahl der Geburten sinkt
Insgesamt sank die Zahl von Frauen und Männern, die Elterngeld erhielten, im vergangenen Jahr leicht um 0,2 Prozent auf rund 1,9 Millionen. Dies entspreche dem Trend bei den Geburten, sagte eine Sprecherin des Statistischen Bundesamts.
Elterngeld bekommen Mütter und Väter, wenn sie nach der Geburt des Kindes erst einmal gar nicht oder nur noch wenig arbeiten wollen. Der Staat unterstützt das mit mindestens 300 Euro und maximal 1800 Euro im Monat - abhängig vom jeweiligen Nettoverdienst. Frauen erhielten im vergangenen Jahr im Schnitt pro Monat 752 Euro, Männer 1258 Euro.
Die Nachfrage nach dem sogenannten Elterngeld Plus, das in der Regel monatlich niedriger ausfällt, dafür aber länger gezahlt wird, steigt: 552.000 Frauen und Männer entschieden sich vergangenes Jahr dafür - ein Anstieg um rund 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bei Elterngeld plus sind bis zu 36 Bezugsmonate für beide Eltern zusammen möglich, beim Basiselterngeld 14 Monate.
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