Leseranwalt Mit Rad nur mit Mühe in den Zug
Nur mit Mühe oder Hilfe anderer Reisender kann Kerstin Wöltjen seit geraumer Zeit am Bahnhof Gommern ihr Fahrrad in den Zug hieven.
Gommern l „Die hier eingesetzten Züge weisen einen so enormen Höhenunterschied zur Bahnsteigkante auf, dass ein gefahrfreies Ein- und Aussteigen für Reisende mit Kinderwagen, Rollator, schweren Koffern oder Fahrrad nicht möglich oder sehr schwierig ist“, schilderte Kerstin Wöltjen das Bahnsteigproblem in ihrem Wohnort. Auf Nachfrage bei der Deutschen Bahn habe sie erfahren, dass dies dort bekannt sei, „doch gab es bisher keinerlei Lösungsvorschlag“.
Im Moment tatsächlich nicht, bestätigte auf Anfrage des Leser-Obmanns Bahnsprecherin Erika Poschke-Frost. Grund für die Hindernisse am Bahnsteig in Gommern ist ausgerechnet die Modernisierung und Erweiterung des Mitteldeutschen S-Bahn-Netzes. Mitte Dezember 2015 in Betrieb genommen, soll es eigentlich die Attraktivität des Nahverkehrsangebotes für die Reisenden weiter erhöhen. Doch dauert es noch eine Weile, bis auch neue Fahrzeuge auf dem erweiterten Netz zum Einsatz kommen.
Ein „hochwertiges Ersatzkonzept“ versprach die Bahn derweil, hatte dafür bundesweit moderne Doppelstockzüge zusammengezogen und für den mitteldeutschen Raum an den Start gebracht.
Und diese fahren nun seit Dezember vergangenen Jahres auch auf der Strecke Magdeburg–Dessau–Leipzig. „Übergangsweise werden Fahrzeuge eingesetzt, die nicht alle über Schiebetritte verfügen“, räumt die Bahn-Sprecherin ein.
Für den Bahnsteig in Gommern seien diese aufgrund der Spaltbreite in der Tat aber nicht fahrgastfreundlich. Ab Sommer sollen jedoch die neuen S-Bahn-Triebwagen ausgeliefert werden, die über Schiebetritte verfügen würden. „Spätestens im Herbst fahren diese neuen Fahrzeuge auf allen Linien, welche die DB Regio über Gommern fährt, so dass dort dann ein Ein- und Aussteigen wieder problemlos möglich sein sollte“, versichert Erika Poschke-Frost.
Wann genau das sein wird, kann sie aber noch nicht sagen.
Reisenden, die den Abstand zur Bahnsteigkante nicht bewältigen können, empfiehlt sie derweil, sich an die Mobilitätsservicezentrale der Deutschen Bahn (Telefon 0180/6 512 512, 20 Cent/Anruf aus dem Festnetz, Mobilfunk maximal 60 Cent/Anruf) zu wenden und sich dort wegen Hilfe beim Ein- und Aussteigen anzumelden.