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Telefonforum Mitspracherecht bei Stromtrassen

Experten beantworten Leserfragen zur Stromtrasse SuedOstLink, die bis zum Jahr 2025 in Sachsen-Anhalt mit Erdkabeln verlegt werden soll.

26.04.2017, 23:01

Magdeburg (jj) l Im Telefonforum beantworteten Anja Gödicke, Gesa Dodt und Mikiya Heise vom Bürgerdialog Stromnetzwerk die wichtigsten Fragen rund um die Stromautobahnen, die von Wolmirstedt aus in den Süden Deutschlands führen.

Warum ist eine Stromtrasse durch Sachsen-Anhalt überhaupt notwendig?

Wir haben viel Windstrom im Norden. Im Süden wird künftig Energie fehlen, wenn 2022 die letzten Atomkraftwerke abgeschaltet werden. Durch die neuen Stromtrassen gibt es dann eine bessere Verteilung des Stroms in Deutschland. Die Netze im Norden werden durch die Stromautobahn entlastet, die Netze im Süden profitieren.

Was sind die bisherigen Planungen?

Bis Ende 2015 waren die Stromtrassen noch als Freileitungen geplant. Nach Bürgerprotesten hat man entschieden, Erdkabel zu bauen. Dazu muss man allerdings anders planen. Nun wird die Beschaffenheit des Bodens wichtig. Deswegen hat man die Planungen erneut begonnen. Ende September 2016 wurden die zwei Trassenvorschläge vorgestellt.

Was sieht der Plan für die Zukunft vor?

Die Trassenkorride werden in der sogenannten Bundesfachplanung festgelegt. Dort entsteht ein Korridor, der etwa einen Kilometer breit ist. Das wird noch bis ins Jahr 2019 andauern. Wenn ein Korridor gefunden ist, wird innerhalb dieses Korridors zentimetergenau festgelegt, wo die Kabel verlegt werden sollen. Das nennt man Planfeststellungsverfahren. Dort gibt es auch Beteiligungsmöglichkeiten für die Öffentlichkeit. Danach folgt ein Planfestellungsbeschluss und der Bau kann beginnen. Das soll laut dem Netzbetreiber 50Hertz etwa 2022 sein. Im Jahr 2025 sollen die Leitungen dann in Betrieb genommen werden.

Warum gibt es zwei Varianten des Trassenverlaufs?

Der Netzbetreiber muss einen Korridor sowie eine Alternativroute vorschlagen. Das ist gesetzlich geregelt. Die beiden Vorschläge werden gleichberechtigt eingereicht und können auch nachwirkend noch geändert werden.

Sind die elektromagnetischen Felder eine Gefahr für Mensch und Tier?

Es gibt keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen für Mensch und Tier. Die Kabel haben Gleichstrom und ähneln dem Erdmagnetfeld. Es gibt Grenzwerte für elektromagnetische Felder, die eingehalten werden müssen, damit  gesundheitliche Beeinträchtigung ausgeschlossen werden können. Diese Grenzwerte werden bei den verlegten Erdkabeln bei weitem unterschritten. Selbst für sensible Geräte wie Herzschrittmacher gibt es keine Beeinträchtigungen. Schon bei Abständen von 15 Metern von einem Erdkabel sind die elektromagnetischen Felder von vielen Haushaltsgeräten (wie z.B. einem Föhn) höher als die des Erdkabels.

 

Das Projekt soll mehrere Milliarden Euro kosten. Wie teuer wird der Strom dann für den Verbraucher?

50Hertz rechnet bei SuedOstLink mit Kosten zwischen vier und fünf Milliarden Euro. Das Geld wird über die Netzentgelte auf das gesamte Bundesgebiet umgelegt. Die Kosten werden allerdings für den Stromnutzer gering ausfallen.

Was muss ich als Grundstückeigentümer beachten, wenn die Trasse durch meinen Grund und Boden verlegt werden soll?

Es gibt einige Dinge, die Grundstückseigentümer beachten sollten. Man sollte frühzeitig Kontakt zum Netzbetreiber aufnehmen. In der Regel kommen jedoch die Netzbetreiber auf die betroffenen Grundstückseigentümer zu. Das wird jedoch erst im Planfeststellungsverfahren geschehen, also ab dem Jahr 2019.

Die neue Stromtrasse wird durch landwirtschaftliches Gebiet verlegt. Werde ich für eventuelle Ernteausfälle entschädigt?

Nach Angaben von 50Hertz sollen Landwirte, die ihren Boden zur Verfügung stellen, mit bis zu 25 Prozent des Verkehrswertes entschädigt werden. Schäden, die während der Bauphase entstehen, und etwaige Ernteausfälle sollen zudem komplett abgegolten werden. Die Bauernverbände bemühen sich derzeit noch um eine jährliche Nutzungsvergütung.

Kann der Boden noch genutzt werden, wenn die Erdkabel verlegt sind?

Die Kabel werden in etwa 1,70 Meter Tiefe im Boden verlegt. Der Landwirt kann wirtschaften wie gewohnt. Tiefwurzelnde Bäume können jedoch in einem Abstand von zweieinhalb Metern zur Trasse nicht gepflanzt werden. Außerdem können keine Gebäude an diesen Stellen errichtet werden.

Der Wasserhaushalt des Bodens kann bei der Kabelverlegung gestört werden. Wie wird das gelöst?

Die Kabel werden in etwa 1,70 Meter Tiefe im Boden verlegt. Der Landwirt kann wirtschaften wie gewohnt. Tiefwurzelnde Bäume können jedoch in einem Abstand von zweieinhalb Metern zur Trasse nicht gepflanzt werden. Außerdem können keine Gebäude an diesen Stellen errichtet werden.

Die Stromkabel erzeugen im Erdboden Wärme. Um wie viel Grad wird der Boden wärmer?

Da gibt es bislang noch keine verlässlichen Zahlen. Bei verschiedenen Studien schwankt die Erwärmung des Erdbodens zwischen ein und drei Grad Celsius. Das ist für die landwirtschaftliche Nutzung schwierig. Es betrifft allerdings nur das Erdreich, dass unmittelbar oberhalb des Kabels liegt. Landwirte schlagen hier die Anlegung von Blühstreifen vor.

Wo kann ich mich als Bürger beteiligen?

In der derzeitigen Bundesfachplanung gibt es Möglichkeiten für die Öffentlichkeit sowie Bürger, sich zu beteiligen. Zum ersten Mal ist dies am 3. Mai möglich. Dann findet im AMO Kultur- und Kongresshaus, Erich-Weinert-Straße 27 in Magdeburg ab 9 Uhr eine sogenannte Antragskonferenz statt. Die Netzbetreiber werden die Vorschlagsroute sowie die Alternativroute dort vorstellen. Dort können sich alle Interessierten beteiligen. Eine Anmeldung wird im Internet erbeten. Die Netzbetreiber sind in dieser Phase auf Hinweise von Bürgern, Kommunen und Institutionen angewiesen.