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Coronavirus Nach Infektion die Zahnbürste wechseln

Auch in Zeiten der Corona-Pandemie ist die regelmäßige Zahnpflege wichtig. Wie sollte man sich derzeit verhalten?

Von Uwe Seidenfaden 18.04.2020, 03:00

Ich habe demnächst einen Vorsorgetermin beim Zahnarzt. Dieser Termin wurde bereits vor Verhängung der Corona-Maßnahmen vereinbart. Sollte ich den Termin absagen? Ich habe bisher keine gesundheitlichen Beschwerden.
Wenn Sie sich gesund fühlen, keine Grippesymptome und kein Fieber haben, dann spricht nichts dagegen, den Vorsorgetermin wahrzunehmen. In allen Zahnarztpraxen gelten generell hohe Hygienestandards: Patienten mit einem normalen Immunsystem, das nicht durch Vorerkrankungen geschwächt ist, haben dort kein erhöhtes Infektionsrisiko. Falls Sie trotzdem einen vereinbarten Termin nicht in Anspruch nehmen können oder möchten, bitten wir Sie, zuvor Ihre Zahnarztpraxis telefonisch zu informieren. Sie verhindern damit unnötige Wartezeiten für andere Patienten. 

Bietet mehrfaches Zähneputzen am Tage mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta einen Schutz vor der Corona-Infektion?
Alltägliches, gründliches Zähneputzen mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta am Morgen und am Abend ist eine wirksame Karies-Prophylaxe. Beim Putzen nehmen die Zähne das Fluorid aus der Zahnpasta auf und werden dadurch widerstandsfähiger gegenüber Umwelteinflüssen. Zu empfehlen ist Zahnpasta, die 0,1 Prozent Fluorid enthält. Auf der Zahnpastatube ist diese Menge oft auch mit „1000 ppm“ (parts per million) angegeben. Vor einer Corona-Infektion kann Zähneputzen nicht zuverlässig schützen.

Wir empfehlen Patienten mit grippalen Infekten oder einer Corona-Infektion, die Zahnbürste nach einigen Tagen Gebrauch zu erneuern. So verhindern Sie, dass an den oftmals nicht ganz trockenen Zahnborsten Bakterien und Viren länger überleben. Der mehrfache Gebrauch der Zahnbürsten kann die Genesung nach einer Infektion gefährden. Ganz abzuraten ist von einem gemeinsamen Gebrauch einer Zahnbürste in der Familie.

Ich bin seit vielen Jahren Allergiker. Wie sollte ich mich bei Zahnschmerzen angesichts der Corona-Pandemie verhalten?
Eine allergische Erkrankung schließt eine zahnärztliche Behandlung natürlich nicht aus. In der aktuellen Situation kann man aber nicht ganz ausschließen, dass Heuschnupfen-Patienten auch zusätzlich an Covid-19 erkrankt sind. Die Symptome können denen von Heuschnupfen/allergischem Asthma ähneln, zum Beispiel Atembeschwerden und Luftnot, Husten, Müdigkeit und Appetitlosigkeit. Fieber spricht für eine akute Atemwegserkrankung, wie sie bei der Grippe und der Infektion mit Corona auftritt. Am besten ist es, wenn sogenannte Risikopatienten ihre Zahnarztpraxis vor dem Besuch anrufen. So lässt sich zum Beispiel ein Termin ohne längeren Aufenthalt im Wartezimmer finden. 

Mir wurde vor einigen Jahren ein Tumor aus der Mundhöhle entfernt. Seit einigen Tagen habe ich wieder Schmerzen im Oberkieferbereich. Sollte ich wegen der Corona-Pandemie abwarten?
Wenn innerhalb der Nachbeobachtungszeit nach der Tumor-Operation gesundheitliche Probleme wie unerklärliche Schmerzen, Nachblutungen, Entzündungen auftreten, sollten Patienten darüber ihren behandelnden Arzt in der Tumornachsorge informieren. Auch wenn der nächste reguläre Kontrolltermin bald ist, empfehlen wir, nicht lange zu warten und den Arzt zu kontaktieren. 

Vor etwa einem Monat erhielt ich einen neuen Zahnersatz. Er verursacht eine Druckstelle im Mund. Meine Zahnarztpraxis ist im verlängerten Osterurlaub. Muss die Nachbehandlung deshalb warten?
Wenn eine Zahnarztpraxis in Urlaub ist, benennt sie eine Vertretung durch einen anderen Zahnarzt, meist in der Umgebung. Die im Aushang genannte Praxis wird Sie bei akuten Beschwerden weiterbehandeln, bis Ihr Zahnarzt wieder in seiner Praxis ist. Alternativ können Sie sich auch an die Kassenzahnärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalts unter der Telefonnummer 0391/629 001 wenden und dort um Hilfe bitten.

Können Kinder oder Erwachsene mit einem beim Unfall ausgeschlagenen Zahn sofort in die Zahnarztpraxis kommen?
Die akute Schmerz- und Notfallversorgung ist in jedem Fall in Deutschland gesichert. Das gilt auch, wenn sich beispielsweise eine Zahnfüllung oder eine festsitzende Zahnbrücke lockert. Notfallpatienten können mit einem ausgeschlagenen Zahn in prinzipiell jede Zahnarztpraxis kommen. Ein vorheriger Anruf ist aber aus organisatorischen Gründen zu empfehlen.

Werden bei einem vorzeitigen Verlust von Zahnfüllungen während der Corona-Pandemie nur vorübergehende, zahnmedizinische Behelfsmaßnahmen durchgeführt?
Grundsätzlich werden wie bisher alle zahnmedizinischen Behandlungen durch die Zahnärzte durchgeführt. Wer außerhalb der normalen Sprechzeiten wegen starker, akuter Zahnschmerzen in einer Notfallpraxis versorgt wird, sollte sich danach in eine Weiterbehandlung beim Haus-Zahnarzt begeben.

Meine Mutter lebt seit zwei Jahren in einem Alten- und Pflegeheim. Ich darf sie wegen der Corona-Krise aktuell leider nicht besuchen, bestenfalls mit ihr telefonieren. Dürfen Zahnärzte die in Alten-und Pflegeheimen wohnenden Menschen wie bisher weiterhin besuchen?
Grundsätzlich haben Zahnärzte Zugang zu Patienten in Alten- und Pflegeheimen, sofern dieser Dienst von den Patienten und Einrichtungen angefordert wird. Da eine gute Mundgesundheit und Zahnpflege eine wichtige Voraussetzung für die Allgemeingesundheit ist, sollte den zahnmedizinischen Prophylaxe-Teams auch weiterhin der Zugang in Alten- und Pflegeheimen möglich sein.

Seit drei Jahrzehnten habe ich eine künstliche Herzklappe. Ich muss deshalb Medikamente einnehmen, welche die Blutgerinnung einschränken. Wie verschärft die aktuelle Corona-Pandemie mein generelles Risiko bei eventuell erforderlichen Zahnbehandlungen?
Wenn Sie sich an die schon seit einigen Jahren gültigen Prophylaxe-Maßnahmen halten, ist Ihr Risiko nicht sonderlich erhöht. Ihnen stehen prinzipiell alle bisherigen zahnmedizinischen Behandlungen zur Verfügung. 

Ich bin derzeit mit einem Corona-Verdacht unter Quarantäne gestellt. Neben Husten, Kopf- und Gliederschmerzen habe ich auch Zahnschmerzen. Kann ich beim Zahnarzt behandelt werden?
Unter Quarantäne gestellte Patienten, die unter Zahnschmerzen oder einem akuten zahnärztlichen Notfall leiden, sollen sich zunächst über die Telefonnummer des ärztlichen Bereitschaftsdiensts (Tel. 116117) zum weiteren Vorgehen beraten lassen. Nicht jeder vermeintliche Zahnschmerz während einer Grippe hat seinen Ursprung in einem kranken Zahn. 

Vorübergehend kann eine medikamentöse Schmerzbehandlung Linderung versprechen. In Notfällen werden aber auch Patienten, die positiv auf das Corona-Virus getestet wurden, zahnmedizinisch behandelt. Das geschieht in Sachsen-Anhalt in einigen ausgewählten Einrichtungen, zum Beispiel den Unikliniken in Halle und Magdeburg sowie im Ameos-Klinikum Halberstadt. Nicht jeder Zahnarztpraxis kann die medizinisch-technischen Voraussetztungen für die Behandlung von Corona-Patienten bieten.