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Empfindliche Hörorgane Ohne Böllerei: So geht tierfreundliches Silvester

Detonationen nehmen Tieren den Orientierungssinn und lösen Schocks aus. Die Silvester-Böllerei ist gar nicht gut für sie. Hilft ihnen das Feuerwerk-Verkaufsverbot? Und was kann man sonst für sie tun?

Von Claudia Wittke-Gaida, dpa 28.12.2021, 04:16
Ein Chihuahua-Pekinesen-Mix versteckt sich vor lauten Knall-Geräuschen unter einem Sessel.
Ein Chihuahua-Pekinesen-Mix versteckt sich vor lauten Knall-Geräuschen unter einem Sessel. Daniel Maurer/dpa-tmn

Hamburg - Zu Silvester 2021 dürfen keine Böller und Raketen verkauft werden. Doch das entspannt Tierfreunde rund um den Jahreswechsel keineswegs. Es ist nicht auszuschließen, dass noch Restbestände gezündet werden.

Außerdem lassen sich Feuerwerkskörper online oder jenseits deutscher Grenzen besorgen. Doch das Getöse ist ein großes Problem für das Gehör von Tieren, warnen Tierschützer.

So reagieren Wildtiere stark auf laute und unvermittelte Knallgeräusche. Laut der Tierschutzorganisation Vier Pfoten hätten Radar-Messungen in den Niederlanden gezeigt, dass Vögel an Silvester zu Tausenden in große Höhen aufsteigen, wo sie sich kaum orientieren können.

Panische Hunde wollen der Situation entfliehen

Auch die Hälfte aller Hunde fürchtet sich vor Lärm, schätzen die Vier-Pfoten-Experten. Denn die Natur habe sie mit sehr empfindlichen Hörorganen ausgestattet. Sie können den Lärm nicht als ungefährlich einordnen, beschreibt Vier-Pfoten-Heimtierexpertin Sarah Ross das Problem. Hunde reagierten unterschiedlich auf den Stress. „Das reicht von ängstlich bis panisch - nicht selten versuchen sie, der Situation zu entfliehen“, sagt die Tierärztin.

Die Panik könne schlimmstenfalls sogar dazu führen, dass Hunde durch ein offenes Fenster im dritten Stock springen würden, um der Situation zu entkommen, sagt der Ulmer Tierarzt Ralph Rückert. Als Zeichen des immensen Stresses gälten weiterhin körperliche Symptome wie Durchfall, stundenlanges Zittern oder Verweigerung der Nahrungsaufnahme. Dabei hielten Angstsymptome häufig noch Wochen nach dem Jahreswechsel an.

Tipps für ein tierfreundliches Silvester:

- „Verhalten Sie sich so, als wäre es ein ganz normaler Tag“, sagt Christoph May von der Welttierschutzgesellschaft (WTG). Denn das persönliche Verhalten übertrage sich auf das Tier. So signalisierten Herrchen oder Frauchen gegenüber ihren Schützlingen Sicherheit und Normalität.

- Tiere sollten Silvester nicht alleine gelassen werden, Freigängerkatzen ein bis zwei Tage vor Silvester schon nicht mehr ins Freie, rät die WTG. Wer Silvester selbst vor die Tür tritt, sollte es auf alle Fälle ohne Tier tun.

- Leiden die Tiere bekanntermaßen besonders stark unter dem lauten Jahreswechsel oder neigen gar zu Panikattacken, kann es ratsam sein, in Absprache mit einem Tierarzt beruhigende Medikamente zu verabreichen.

„Mittlerweile gibt es Mittel, die man nicht mehr Tage vorher einschleichen und danach ausschleichen muss. Sondern sie werden etwa mittels Gel verabreicht, in dem sie in der Mundhöhle verteilt werden“, sagt Sonja Krämer von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz. Halterinnen und Halter würden da vom Veterinär genau eingewiesen.

- Frühzeitiges Schließen von Fenstern, um Lärm zu reduzieren. Wenn vorhanden, sind auch Rollläden und Vorhänge schon nachmittags zu schließen. „Das vermeidet grelle Lichteffekte“, so Christoph May.

- Dem Tier eine Ruhezone schaffen: Man kann ein abgedunkeltes und ruhig gelegenes Zimmer einrichten und dort leise Musik und Fernseher laufen lassen. May: „Das sorgt für eine beruhigende Geräuschkulisse.“ Dabei gilt aber: „Das Tier sollte diese Räume und Klänge bereits kennen und sich damit wohlfühlen“, so May.

- Für den Fall, dass ein Tier aus Panik ausbüxt, sollte rund um den Jahreswechsel dem Halsband für den Notfall ein Adressanhänger mit Telefonnummer angehängt werden.

- Kleintier- und Heimvögel-Besitzern rät der WTG: Decke über Käfig oder Gehege hängen und diesen möglichst weit vom Fenster wegstellen.

- Beim Neujahrsspaziergang mit Hund sollte man auf Scherben und andere Gegenstände achten, die zu Verletzungen führen könnten, rät die WTG.