Bei ersten Anzeichen müssen befallene Blätter und Früchte unverzüglich entsorgt werden Pilzkrankheiten gefährden Tomaten-Ernte
Auch wenn die eigenen Tomatenpflanzen voller Früchte hängen, ist die Ernte noch nicht sicher: Wenn Krautfäule auftritt, kann es mit dem Ertrag schnell vorbei sein.
Freising (dapd) l Viel Regen begünstigt jetzt Krankheiten an den Tomaten-Pflanzen. "Insbesondere die Kraut- und Braunfäule kann bei feuchtem Sommerwetter innerhalb von kurzer Zeit die komplette Ernte zerstören", warnt Thomas Lohrer, Experte für Pflanzengesundheit an der Staatlichen Forschungsanstalt für Gartenbau der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Deshalb sollten Hobbygärtner ihre Pflanzen genau beobachten.
Die Krankheit sei leicht an braunen Flecken auf Blättern und Trieben zu erkennen. Verursacht werde sie durch Pilze, die sich von Nachtschattengewächsen wie Kartoffeln und Tomaten ernähren. Sie ziehen ihre Nährstoffe aus den befallenen Pflanzen und verursachen die Krankheitserscheinungen. Bei den ersten Anzeichen helfe nur konsequentes Durchgreifen: Befallene Blätter und Früchte müssten sofort entsorgt werden, um eine weitere Verbreitung zu stoppen, sagt der Gartenbau-Ingenieur. Ist die Krankheit erst einmal voll ausgebrochen, gebe es keine Rettung mehr für die Ernte.
Befallene Blätter entsorgen
Die Tomaten schmecken selbst dann nicht mehr, wenn die braunen Stellen herausgeschnitten werden. "Sie sind ungenießbar und lassen sich auch nicht weiter verwerten", sagt Lohrer. Der Pilz erzeuge zudem ein Gift, das sich rasch in der ganzen Pflanze verteile und gesundheitsschädlich sein kann, darauf weist Eva Schumann hin, Gartenbau-Ingenieurin und Autorin des Buches "Tomaten aus dem Garten: Vielseitig - lecker - gesund". Sie rät davon ab, grüne Tomaten von erkrankten Pflanzen zu ernten und nachreifen zu lassen. "Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte alles entsorgen", so die Expertin.
Von aufgeplatzten Tomaten gehe hingegen kein Risiko aus. Dies sei keine Krankheit, sondern ein Zeichen von zu viel Wasser. Die Früchte reißen nach starkem Regenfall auf, aber auch bei sehr unregelmäßigem Gießen. "Bedarfsgerechtes Gießen und ein Regenschutz können das verhindern", sagt Schumann.
Eine Überdachung sei der beste Schutz vor der Kraut- und Braunfäule. "Die Pilzsporen können sich auf der Pflanze nur ansiedeln und ausbreiten, wenn die Blätter nass sind", so die Tomaten-Expertin. Ein vor Regen geschützter Standort, etwa an einer Hauswand, unter einem Vorsprung oder hochgestellten Frühbeetfenster oder im Gewächshaus, sorgt für trockene Blätter und gibt den Sporen keine Chance zum Keimen. Damit die Pflanzen schnell trocknen können, sollten sie zudem nicht zu dicht zusammen stehen. "Wichtig ist auch, dass man beim Gießen kein Wasser an die Pflanze spritzt", erklärt Schumann. Es sei falsch, einen Gartenschlauch mit viel Druck zu verwenden. Wenn Erde, die eventuell Pilzsporen enthält, und Wasser gegen die Stängel spritze, helfe auch die schönste Überdachung nicht. Am besten gießt man mit einer Gießkanne oder per Tröpfchenbewässerung.
Zudem sei es enorm wichtig, jedes Jahr den Standort der Tomatenpflanzen zu wechseln, weil die Pilze im Boden überleben können. Wer dafür keinen Platz habe, könne die Tomaten auch in Kübeln und Pflanzsäcken anbauen. "Auch da gilt: jedes Jahr frische Erde nehmen."
Um die Kraut- und Braunfäule nicht von Jahr zu Jahr zu schleppen, sollten befallene Tomatenpflanzen in die Biotonne und nicht auf den Garten-Komposthaufen gegeben werden. Denn im Kompost könnten Sporen überdauern. Die Tomatenexpertin rät zudem, Pflanzstäbe im Herbst mit heißem Wasser gründlich zu reinigen. Schnüre zum Festbinden würden am besten nach jeder Saison entsorgt. Da sich Tomatenpflanzen von Kartoffeln anstecken können, rät Gartenbauexperte Lohrer zudem davon ab, beides gemeinsam im Garten anzubauen.
Sollen Pflanzenschutzmittel gegen Kraut- und Braunfäule eingesetzt werden, gilt es, einige Regeln zu beachten: Mittel gegen Pilze, sogenannte Fungizide, könnten im Tomatenanbau nur helfen, wenn sie beim Auftreten der ersten Krankheitssymptome gespritzt würden. Gartenbesitzer sollten jedoch nur bei sicherer Diagnose und genau nach Anleitung dazu greifen, rät der Experte. Denn bei einigen Mitteln dürften die Tomaten frühestens sieben Tage nach der Behandlung mit dem Fungizid gegessen werden.