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Fernreise Insel-Glück auf den Seychellen

Willkommen im Tropenparadies mit türkisfarbenem Wasser und pulverweichen Sandstränden.

Von Axel Ehrlich Aktualisiert: 21.02.2025, 10:11
 So geht Paradies: Menschenleerer Strand auf der Insel Aride.
So geht Paradies: Menschenleerer Strand auf der Insel Aride. Foto: Axel Ehrlich

Ankunft auf dem Flughafen der Hauptinsel Mahé. Es gießt wie aus Kannen. Klar. Regenzeit. Nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei. Und jetzt passiert es. Die tropische Insel explodiert. Farben in einer Intensität, die einen Mitteleuropäer schwindlig macht. Die Vegetation, eine Art von übergrün - die richtige Farbbezeichnung muss erst erfunden werden. Die sonst eher sonnengebleichte Altstadt von Victoria glänzt und strahlt im Rest des Regens.

Von Goldgelb über Schokobraun bis Purpurrot – die Auslagen der Gewürzstände auf dem Markt. Safran, Chili, Curry, Zimt, Vanille – alles hier gewachsen, geerntet, getrocknet. „Nur 15 Rupien“, sagt die Verkäuferin. Gute Idee, vielleicht lässt sich so ein bisschen Farbrausch mit nach Haus retten.

Das Geheimnis der Bananen-Staude

Jeder Hotelpool ist nur ein müder Versuch gegen das knallblau des Indischen Ozeans am Hafen von Victoria, der Hauptstadt von Mahé. Hier wartet die Dreimaster-Segelyacht „Sea Star“. Ihr Ziel: Die schönsten Inseln, Strände, Schnorchelreviere der Inneren Seychellen. Aubrey (37), der eben noch lachend eine Bananenstaude mit 240 extrem gelben Früchten an die Reling gebunden hat, verwandelt sich plötzlich in den Käpt´n. Ernst und sehr bestimmt erklärt er den Kurs und die Spielregeln auf der Yacht.

Käptitän Aubrey bei der Arbeit.
Käptitän Aubrey bei der Arbeit.
Foto: Axel Ehrlich

Später, als die „Sea Star“ über die Wellen tanzt und Aubrey sich am Steuer unbeobachtet glaubt, singt er laut Bob-Marley-Songs mit…

Das Geheimnis der Bananen-Staude: Die kleinen, überaus aromatische Seychellen-Früchte sind das bordeigene Snack-Reservoir. Jeder darf sich bedienen. Aber haushalten - ist die Staude leer gegessen, ist auch die Reise vorbei.

Das Unterhaltungsangebot der „Sea Star“ ist so überschaubar wie exklusiv: Vor Anker kann man Stand-up-Paddeln oder mit dem Kajak durch die Lagune schippern, schnorcheln oder einfach im suppenwarmen Ozean schwimmen. An Deck gibt es: Sitzen und in die Tropen schauen, wahlweise mit eiskaltem Seybrew oder einheimischen Takamaka-Rum in der Hand.

Reggae am Herd

Gefühlt den ganzen Tag werkt Koch Francis (29) in seiner Küche, die kaum größer ist, als eine Duschkabine. Aus dem permanent geöffneten Fenster duftet es verführerisch, dazu dröhnt chilliger Reggae aus den Boxen. „Meine Koch-Musik“, sagt Francis.

Was die Bord-Crew schließlich serviert, ist: aromatisch, farbenfroh, unsagbar lecker. Kreolische Küche, gesund, bodenständig und auf durchaus hohem Niveau. Gedünsteter Jobfisch mit Knoblauch und Zitrone, Octopus-Curry, dazu scharfer Krautsalat und pikant eingelegter Brokkoli, zum Dessert sahnige Panna Cotta mit Passionsfrucht. Francis hat im Kempinski gelernt. „Ich bin aber lieber auf dem Meer“. Kann man nur zu gut verstehen.

Das kleinste Paradies der Welt

Grande Soeur (Große Schwester) heißt das etwa fußballstadionkleine Eiland direkt neben der noch winzigeren kleinen Schwester Petite Soeur.

 Mit dem Beiboot geht es an den Strand.
Mit dem Beiboot geht es an den Strand.
Foto: Axel Ehrlich

„Sea Star“ muss vor der Küste warten. Mit dem Beiboot geht es über leuchtende Korallen und neugierige gelbgraubunte Doktorfisch-Schwärme mit Karacho direkt auf den Strand. Wer weiter will, muss Eintritt zahlen. 500 Rupien, etwa 35 Euro. Dafür gibt es das wohl kleinste Paradies der Welt. Unter olivfarbenen Takamakabäumen und saftgrün raschelnden Kokospalmen lümmeln träge zwei Wohnhäuser (heute keiner da). Sonst gibt es hier noch: einen imposanten graurotbraunen Granitfelsen, ein palmblattgedecktes Barbecuehaus - und das üppige Inselinnere mit kleinen Tümpeln, dicken, bis zu 250 Kilo schweren Schildkröten, die das flache Gras noch platter fressen oder drücken. Der Weg über das Inselinnere endet nach drei Minuten auf der Ostseite der Großen Schwester.

Durch ein Meer von violett rankenden Bougainvileen-Blüten kämpfen wir uns zum Strand. Weiß, Gold, Pink und puderzuckerfein der Sand, das Türkis und Ultramarin des Ozeans. Die schaumgekrönten Wellen schleudern den kühnen Schwimmer so richtig durch - immer wieder. Bis die Grenzen von oben und unten, unter und über Wasser verschwimmen. Schnell raus und unter die nächste Palme zum Trocknen…

Vorsicht, freilaufende Riesenschildkröte.
Vorsicht, freilaufende Riesenschildkröte.
Foto: Axel Ehrlich

FKK ist auf den Seychellen zwar nicht üblich, hier aber mindestens egal - wir sind nämlich ganz allein. Im kleinsten Paradies der Welt.

Komischer Vogel: Er kann nur Bruchlandung

Aride heißt soviel wie „trocken“ und ist ein Schwindelname. Die 68 Hektar große Insel ist nämlich ausnehmend fruchtbar. Das freut die 1,25 Millionen seltenen Meeresvögel, die hier leben und brüten. Und natürlich die sechs Naturschützer, die auf Aride aufpassen - und Besuchern diesen seltenen Schatz zeigen. Volunteer Anthony (32) aus Großbritannien, der einen Zweijahresvertrag als Naturwart auf der Insel hat, führt uns zu seinen Lieblingsplätzen.

An einer alten Takamaka-Wurzel direkt neben dem Weg sitzt ein etwa tennisballgroßes graues Flauschknäuel und guckt mit großen Babyaugen. Angst hat das Weißschwanz-Tropikvogel-Küken nicht. Es wartet auf den Futter-Nachschub, den die Eltern hoffentlich bald hier abladen. Weißschwanz-Mama kommt mit einer Ladung frischem Tintenfisch und einer spektakulären Bruchlandung: Sie fliegt gegen den Takamakabaum, rutscht dann, wie in einem Zeichentrickfilm, den Stamm herab - direkt vor Babys hungrigen Schnabel.

„Diese Vogelart hat ein spezielles Gleichgewichtsproblem“, sagt Anthony. „Die Füße sitzen so weit hinten, dass die Vögel nicht wie andere auf einem Ast balancieren oder landen können.“ Deshalb diese Bruchlandung, deshalb baut der Weißschwanz kein Nest, deshalb wachsen seine Küken am Boden auf.

Voll auf die Nuss

Im Nationalpark Vallee de Mai auf der Nachbarinsel Praslin gibt es von Rangerin Violetta einen amtlichen Kurs in Botanik und Fortpflanzungskunde. Hier wächst an den höchsten Palmen der Welt (bis 75 Meter hoch, 400 Jahre alt) die Coco de Mer, die größte Kokosnuss der Welt (bis 20 Kilo schwer). Die heruntergefallenen Coco de Mer werden zweimal pro Woche von den Parkwächtern aufgesammelt. Mit einem offiziellen Zertifikat werden die Nüsse als Souvenir verkauft - ab etwa 250 Euro pro Stück. Der Erlös fließt zu 100 Prozent in den Naturschutz.

Wegen ihrer erotischen Form, die an einen weiblichen Unterleib erinnert, ist sie in Asien hochbegehrt, als Aphrodisiakum. All das macht die Coco de Mer extrem wertvoll. Auch für Wilderer, die immer wieder versuchen, die Riesennüsse aus dem Park zu klauen. Darauf stehen satte Geld- und sogar Haftstrafen. Violetta zeigt uns die männliche Blüte der Kokospalme: Sieht aus wie ein gut ein Meter langer Riesen-Penis. Wenn männliche und weibliche Blüten zusammenkommen - gibt es kleine Coco de Mer. Das Zeitfenster für die Fortpflanzung beträgt gerade mal 36 Stunden - um die Chancen für möglichst viele Palmenkinder zu erhöhen, helfen die Parkmitarbeiter per Hand nach. Der Nationalpark-Eintritt kostet 350 Rupien (knapp 24 Euro). Weitere Infos gibt es unter www.sif.sc„Wir sind schließlich im Paradies“, sagt Vermieter Alvis - und bringt einen üppigen Teller frischer Früchte - Papaya, Mango, Maracuja, Ananas auf die Terrasse unserer urigen Holzvilla im Mini-Resort „Bois d ´ amour“ auf der drei mal sieben Kilometer kleinen Insel La Digue.

Wo die süßen Früchte vom Himmel fallen

Dschungel-Kino bequem vom Liegestuhl aus: Flughunde schweben über den Baumwipfeln. Üppige Palmen rascheln mit ihren Fächern im lauen Tropen-Hauch. Im Nachbargarten probt die örtliche Hobby-Kapelle Reggae-Coversongs. Ab und zu ein lauter Knall - wenn wieder eine kiloschwere Brotfrucht oder Kokosnuss aus acht Metern Höhe auf ein Hausdach kracht. „Paradies“ ist auf der nur drei mal sieben Kilometer kleinen Insel La Digue übrigens keine Erfindung von Tourismus-Strategen. Die Einheimischen reden selbst mit Stolz davon. Wetter: 30 Grad, ständig ein leichter Wind. In der „Regenzeit“ von Dezember bis März ab und zu ein paar beeindruckende, warme Güsse, meist nachts. Meer: ebenfalls um die 30 Grad das ganze Jahr. Natur: Dank des Klimas ist es hier immer grün mit blühenden Hibiskus- und Jasminsträuchern.

An den Bäumen im Urwald baumeln nahrhafte zuckersüße Jackfrüchte, saftige Mangos. Im fruchtbaren Boden wachsen Vanille, Zimtbäume quasi von selbst, bei Tomaten und Salat helfen die Menschen mit wenig Aufwand sanft nach…