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Deutschland Mit Hammer, Meißel und UV-Licht: Schatzsuche für Anfänger

Fossilien klopfen, Gold schürfen, Kristalle finden: Abraumhalden oder Steinbrüche bieten Schatzsuchern gute Chancen. Im Rhein lockt Edelmetall und Bernstein gibt es nicht nur am Meer. Fünf Tipps.

Von Geraldine Friedrich und Stefan Weißenborn, dpa 19.02.2025, 00:05
Schatzsuche auf der Halde: Auf dem Gelände des Kieswerks Lüttow kann man nach Gesteinen, Fossilien und Kristallen suchen. Es liegt unweit der A24 an der Grenze Mecklenburg-Vorpommerns zu Schleswig-Holstein.
Schatzsuche auf der Halde: Auf dem Gelände des Kieswerks Lüttow kann man nach Gesteinen, Fossilien und Kristallen suchen. Es liegt unweit der A24 an der Grenze Mecklenburg-Vorpommerns zu Schleswig-Holstein. Rolf Konkel/GeoPark Nordisches Steinreich/dpa-tmn

Berlin - Ob Beeren, Pilze oder Gold und Kristalle: Suchen und Sammeln zählt zu den Urtrieben des Menschen. Früher war Sammeln überlebensnotwendig. Denn: wer mehr Nahrungsmittel ergatterte, hatte schlicht mehr zu essen. Und wer Edelmetalle oder Mineralien fand, hatte eine Tauschwährung.

Heute bedeutet Sammeln Abschalten vom Alltag - auch als Familienausflug oder Einzeltrip. „Für Erwachsene ist es häufig wie Meditation. Man schaut fokussiert auf den Boden und versucht etwas zu finden“, sagt Kerstin Pfeiffer.

Zudem rückten die Milliarden Jahre alten Mineralien die Alltagsprobleme in ein anderes Licht. Die Geologin beim Geopark Nordisches Steinreich sagt: „Bei Kindern ist es stets die Aussicht etwas Wertvolles zu finden und diesen Schatz mit nach Hause nehmen zu können.“

Reich wird man bei solchen Familienausflügen zwar nicht, aber ein paar nette Funde für die heimische Vitrine sind in jedem Fall drin. Und die Erinnerung an ein - hoffentlich erfolgreiches - Gemeinschaftserlebnis.

Vier Orte in Deutschland, an denen man buddeln und schürfen und das Sammlerglück finden kann:

Gediegene Fundstücke: Mineralienhalde der Grube Clara

Auf den ersten Blick sieht man nur Geröllhaufen - doch wer wühlt und sucht, der kann kleine Schätze finden: Die Mineralienhalde der Grube Clara in Wolfach-Kirnbach, eine halbe Autostunde von Offenburg entfernt im Schwarzwald, lässt auf gediegenes Kupfer und Silber hoffen. Insgesamt verbergen sich in den Haufen über 400 verschiedene Mineralien und Metalle, darunter farbige Malachite.

Die mehrere Meter hohen Geröllhaufen bestehen größtenteils aus dicken Flussspat- und Schwerspatbrocken. Das Material stammt aus der 13 Kilometer entfernten Grube Clara in Rankachtal in Oberwolfach. Lastwagenweise wird das Gestein zur Aufbereitungsanlage in den Ortsteil Kirnbach verfrachtet.

Direkt daneben liegt die öffentlich zugängliche Mineralienhalde, auf der ein Teil für die Hobbysucher abgeladen wird. Experten vor Ort stehen bereit, um die Fundstücke auf Wunsch zu begutachten.

Pro Erwachsenem darf man acht Kilo mit nach Hause schleppen, pro Kind sind es fünf Kilo. Beim Verlassen des Geländes wird gewogen. Tipp: nicht allzu viele Brocken Schwerspat einpacken, denn Nomen est omen. Nützlich: eigene Eimer und Schutzhandschuhe mitbringen.

Information: 

  • Erwachsene zahlen 15 Euro Eintritt zur Mineralienhalde
  • Kinder im Alter von vier bis 15 Jahren 10 Euro
  • Die Familienkarte (zwei Erwachsene, zwei Kinder) kostet 35 Euro
  • Hammer, Meißel und Eimer können gegen Gebühr geliehen werden 

(mineralienhalde.com).

Fossile Exkremente: Schieferbruch Kromer

In der Jurazeit waren große Teile Europas von einem tropischen Meer bedeckt. Im Schieferbruch Kromer in Ohmden bei Holzmaden in der Schwäbischen Alb kann man in den Ablagerungen des Flachmeeres auf Fundstücke aus dieser Zeit treffen. Sie sind an die 200 Millionen Jahre alt: Fossilien von Meeresbewohnern wie Ammoniten, Belemniten und Muscheln.

Wer sich hier auf die Suche macht, wird selten mit leeren Händen nach Hause gehen, verspricht der Betreiber. Was man auch finden kann: fossiles Treibholz - Gagat genannt - und versteinerte Knochen oder -teile von Meeresreptilien wie dem weltbekannten Ichthyosaurus. Sogar auf deren versteinerte Exkremente kann man stoßen. 

Hier gilt: Hinfahren, Auto parken, Plätzchen suchen, loslegen. Mit Hammer und Meißel werden die Schieferplatten gespalten, um hoffentlich Fossilien freizulegen. (schieferbruch-kromer.de)

Information: 

  • Der Eintritt zum Schiefersteinbruch kostet 4 Euro
  • Kinder zahlen 2,50 Euro 

In der Schwäbischen Alb gibt es weitere Fossilienklopfplätze wie auf dem Westerberg oder am Fossilienmuseum Dotternhausen.

Waschen mit Garantie: Goldschürfen mit dem „Rheindigger“

Rainer Stärk aus Weil am Rhein ist der „Rheindigger“. Er „gräbt“ in dem Fluss nach Gold. Im Drei-Länder-Eck von Deutschland, der Schweiz und Frankreich in Südbaden weist der hauptberufliche Zollbeamte am Alt-Rhein seine Gäste in den Gebrauch von Goldwaschpfannen ein.

Das Wichtigste bei der Suche nach dem Rheingold, so lernt man bei den Exkursionen, ist die Waschtechnik. Wer sie beherrscht, in dessen Pfanne senken sich hauchzarte Goldflitter ab, während das Gestein weggeschwemmt wird. Denn Gold hat ein hohes spezifisches Gewicht. Es ist rund 19-mal schwerer als Wasser und zählt damit zu den schwersten Elementen.

Am Anfang jeder Suchaktion gibt es ein Versprechen. Rainer Stärk gibt eine Fundgarantie. Der Beamte verrät, woran gute Fundstellen zu erkennen sind. Und so kann jeder ein Gläschen mit echtem Rheingold-Flitter später mit nach Hause nehmen. Was man mitbringen sollte: Gummistiefel oder Wasserschuhe. Je nach Laune und Jahreszeit kann man bei der Gelegenheit auch gleich im Fluss baden.

Information: 

  • Tagesexkursionen veranstaltet der „Rheindigger“ zwischen April und Oktober, sie gehen in der Regel von 11 bis 16 Uhr.
  • Die Ausrüstung zum Goldwaschen wird gestellt.
  • Erwachsene zahlen 30 Euro,
  • Kinder von sechs bis 14 Jahren 15 Euro, jüngere Kids dürfen gratis schürfen 

(rheindigger.de).

Mit UV-Lampe zum Sammlerglück: Im Geopark Nordisches Steinreich

Fossilien und Bernsteine, aber auch 1,35 Milliarden Jahre alte Sandsteine zählen zur Ausbeute von Exkursionen mit Diplom-Geologin Kerstin Pfeiffer im Geopark Nordisches Steinreich.

Das Angebot reicht von 1,5-Stunden-Schnupper-Exkursionen bis zu ganztägigen Ausflügen, die sich an Einsteiger und Familien, aber auch an Interessierte mit Vorwissen richten.

Ausflüge, auch mit dem Fahrrad, zu verschiedenen Kiesgruben werden angeboten. Da diese aktiv sind, dürfen sich die Suchenden außerhalb der Öffnungszeiten durch täglich frischen Abraum wühlen. Ob Bernsteine, Fossilien oder Kristalle, die Fundstücke dürfen mitgenommen werden.

Es gibt auch Nacht-Exkursionen, bei denen man mit UV-Lampe am Ostseestrand oder im Kieswerk auf die Suche geht. Eine bewährte Methode, denn Bernstein leuchtet unter Schwarzlicht im Dunkeln.

Insgesamt ist das Betätigungsfeld groß: Der Geopark erstreckt sich in West-Ost-Richtung von Hamburg bis Schwerin und von der Ostsee im Norden bis nach Lüneburg im Süden.

Information: 

  • Mehrstündige bis eintägige Exkursionen wie „Der Strand leuchtet“ oder „Geo-Kieswerk intensiv“ kosten zwischen 6 und 35 Euro pro Person.
  • Es werden auch Reisen mit Geologiefokus zu ferneren Zielen wie dem Harz oder Sardinien angeboten.

Eine Übersicht über Termine und Kosten bietet die Website (geopark-nordisches-steinreich.de).

Es funkelt: Achate und Amethyste aus Sachsen

Eimer, Wasser und Bürsten werden schon einmal gestellt. Und dann läuft man bei Schlottwitz im Müglitztal in Sachsen etwa einen Kilometer durch den Wald. Auf dem Claim angekommen, darf das Suchen, Klopfen und Waschen beginnen.

Dass das bei den Besuchern wohl mit viel Motivation passiert, darf man annehmen, schließlich können Lohn der Mühe Achate und Amethyste sein. Wer sein Sammlerglück nicht findet, kann als Trostpflaster und Andenken Mineralien vor Ort auch kaufen. Wer Schutzbrille und Arbeitshandschuhe vergisst, kann diese ebenfalls erwerben.

Information: 

  • Wie einige der Steinbrüche und Halden, öffnet auch der Claim in Schlottwitz erst im Frühjahr (ab März). Termine nur nach Vereinbarung.
  • Erwachsene zahlen ab 16 Euro Eintritt, Kinder ab 7
  • Familien mit bis zu drei Kindern ab 40 Euro für vier Stunden 

(achat-schlottwitz.de).