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Lifte und Gondeln Steiler, schneller, sanfter: Neuheiten aus den Skigebieten

Dauert die Fahrt auf den Berg zehn oder fünf Minuten? Über einen Skitag gerechnet summiert sich das spürbar. Doch nicht nur der Zeitfaktor hebt viele neue Aufstiegsanlagen ab. Ein Überblick.

Von Tom Nebe, dpa 24.10.2024, 02:05

Saalbach-Hinterglemm/Flims - Am Berg ist nie Stillstand: Wenn die Wintergäste abgereist und der Schnee getaut ist, rücken in vielen Gebieten Bautrupps an und errichten neuen Lifte und Bahnen. Es geht um mehr Komfort, Kapazität und Schnelligkeit im Kampf um die Gunst der Skifahrer und Snowboarderinnen - sie zahlen schließlich hohe Preise für die Tickets. 

Weltweit mehr als 200 neue Anlagen listet das Portal Skiresort.de aktuell auf. Alle aufzuzählen, würde ein Buch füllen. Doch einige Highlights stechen hervor - in den Alpenländern und Skandinavien und auch in Übersee. Der Überblick.

Drei Neuheiten aus Österreich:

1. Crowdfunding für die Bergbahn

Gleich zwei neue Bahnen öffnen im Skicircus Saalbach-Hinterglemm, dem Verbundskigebiet, das sich über zwei Bundesländer erstreckt: Tirol und Salzburg. In Hinterglemm wird die 12er-Nord - eine Einseil-Umlaufbahn mit je zehn Sitzplätzen pro Gondel - die 35 Jahre alte Stehgondelbahn ersetzen. 

In Fieberbrunn, das ebenfalls zum Skicircus zählt, wird die neue Streubödenbahn eröffnet, eine weitere Einseil-Umlaufbahn. Sie befördert Wintersportler schneller hinauf zum Lärchfilzkogel und ersetzt laut Österreich Werbung die 33 Jahre alten Bahnen Streuböden und Lärchfilzkogel. Künftig geht es demnach ohne Zwischenstopp zur Bergstation. Eine Besonderheit der neuen Streubödenbahn sei ihre Finanzierung: Ihm Rahmen eines Crowdfundings konnten sich Einheimische und Gäste beteiligen.

 

2. Panoramabahn statt Panoramastraße

Im Salzkammergut hat im Skigebiet Loser eine neue Kabinenbahn eröffnet. Sie ist seit September in Betrieb, geht in ihre erste Wintersaison und ersetzt zwei Sessellifte.

Das bedeutet mehr Komfort im Winter, aber auch im Sommer: Nicht nur Wintersportgeräte steigen mit auf, sondern auch Kinderwagen und Mountainbikes. Und sie erspart Autofahrten auf der Panoramastraße zum Hochplateau – so hofft man zumindest vor Ort auf ungefähr 30.000 Autofahrten weniger pro Sommer dank der neuen Bahn.

3. Mit Skiern in die Gondel

Das größte Skigebiet der Steiermark rüstet auf: Eine neue Kabinenbahn verbindet Schladming mit dem Anfängergelände im Rohrmoos-Areal und soll auch die Anbindung an das Gebiet Planai/Hochwurzen verbessern.

Die Rohrmoos-I-Bahn mit 30 Panoramagondeln ersetzt einen Zweier-Sessellift. Die Ski müssen in den Innenraum der Gondeln mitgenommen werden, was das Zu- und Aussteigen beschleunigen soll. Die Talstation der neuen Bahn liegt in Gehweite vom Schladminger Bahnhof.

Eine weitere Neuheit im Schladming-Dachstein-Gebiet ist ein Achter-Sessellift am Hauser Kaibling, der am Kaiblinggrat eine Vierer-Sesselbahn ablöst und deutlich mehr Menschen den Berg hinaufbringt.

Drei Neuheiten aus der Schweiz:

1. Steilste Seilbahn der Welt

Im Wintersportgebiet Mürren-Schilthorn in der Jungfrau-Skiregion im Berner Oberland eröffnet die laut Schweiz Tourismus steilste Seilbahn der Welt: Sie fährt ab Mitte Dezember zwischen Stechelberg im Tal und dem Bergdorf Mürren und bringt es auf 159,4 Prozent Steigung. Zeitgleich werde außerdem eine der zwei Luftseilbahnen von Mürren zur Mittelstation Birg auf 2.677 Meter eröffnet.

Geschlossen bleibt bis zum Frühjahr die Luftseilbahn zwischen Birg und der Bergstation am Schilthorn auf knapp 3.000 Meter. Sie wird renoviert und soll Mitte März wieder eröffnen. Für Skifahrer in dem Gebiet wohl verschmerzbar: Vom Schilthorn führt im Winter nur eine Piste bergab. Die anderen Pisten des Gebiets sind erreichbar.

 

2. Neue Stationen für das Gondeltaxi

Nachdem in Flims Laax Falera in Graubünden vergangenen Winter eine Gondelbahn mit „Ropetaxi“-Technologie Premiere hatte, wird das Streckennetz des „vollautomatischen Gondeltaxis“ in dieser Saison erweitert: Laut Schweiz-Tourismus kommen zwei neue Sektionen, von Startgels nach Segnes und von Segnes nach Nagens Sura, hinzu.

Das System sorgt dafür, dass sich die Gondeln in der Station mit einem eigenen Elektroantrieb autonom bewegen und individuell je nach Fahrgastaufkommen fahren können. Nachdem die Fahrgäste ihr Ziel per Knopfdruck gewählt haben, geht es ohne Umsteigen zu der gewünschten Bergstation.

3. Bergauf in der Glaskabine

Die Kabinenbahn Alpine Top im Wallis geht in ihre erste Wintersaison, nachdem sie im Sommer eröffnet wurde. Die komplett verglaste Panoramabahn fährt von Grimentz hinauf ins Skigebiet Grimentz-Zinal. Am Berg auf 2.700 Meter wartet ein Panoramarestaurant. Blickfang ist das Weisshorn (4.505 Meter), einer der markantesten Alpengipfel.

Drei Neuheiten aus Italien:

1. Minutenzählerei in Livigno

Zeit ist auch im Skigebiet Geld: Schließlich sind die Ticketpreise oft gesalzen, und so ist man für jede zusätzliche Abfahrt dankbar. Entsprechend stellen Bergbahnbetreiber immer heraus, wenn eine neue Bahn mehr Menschen befördern kann, und das bestenfalls auch schneller.

So wie in Livigno: Dort nimmt die neue Mottolino-Bahn den Betrieb auf. Gegenüber der gleichnamigen Vorgängerin bietet sie eine höhere Kapazität und fährt statt 9 nur noch 5 Minuten und 20 Sekunden. Komfortmerkmal: Die Gondeln haben Sitzheizung.

Ebenfalls neu ist die Liftanlage am Monte Sponda: Der ebenfalls beheizte Achter-Sessellift sei der erste „Achter“ in der Lombardei-Region, so der Tourismusverband von Livigno.

2. Bergbahn statt Zweier-Sessel

Das Skigebiet von San Martino di Castrozza markiert die Südspitze des Riesenverbunds Dolomiti Superski. Auch dort werden diesen Winter die Beförderungskapazitäten ausgebaut: Die Gondelbahn Valcigolera ersetzt einen Zweier-Sessellift. Und mehr Tempo bringt sie auch: Dreieinhalb Minuten braucht sie, die alte Sesselbahn benötigte zehn Minuten.

 

3. Großinvestitionen bei Dolomiti Superski

Überhaupt wurde im Verbund für diesen Winter viel investiert: Nach Angaben von Dolomiti Superski flossen mehr als 95 Millionen Euro in die Erneuerung von neun Anlagen.

So gibt es unter anderem am Kronplatz einen neuen Achter-Sessellift namens Plateau, der den gleichnamigen Sechser ersetzt. Im Skigebiet Drei Zinnen fährt der neue Sechser-Sessellift Porzen, wodurch auch die dazugehörige Piste auf dem Rotwand-Berg erweitert wird.

Drei Neuheiten aus Frankreich

1. Im Expresstempo zum Gletscher

Schwarz-rote Sitze, Metalloptik: Die Kabinen des neuen Jandri Express 3S im Großskigebiet Les 2 Alpes erinnern optisch an ein riesiges Rennwagen-Cockpit. 32 Personen passen in eine Kabine, insgesamt bis zu 3.000 Personen pro Stunde kommen mit der Bahn auf den Berg.

Auch hier kommt der Faktor Zeit ins Spiel: Der alte Jandri Express überwand seit 1985 die gut 1.500 Höhenmeter zur Bergstation am Fuß des Gletschers in rund 40 Minuten. Die neue Anlage senkt die Fahrzeit um mehr als die Hälfte auf nur noch 17 Minuten.

2. Bergrenaturierung und mehr Kapazität

Aus Alt mach Neu gilt auch in Val-d´Isère: Dort wurde die Vallon-Bahn auf Vordermann gebracht. Die Gondeln, die zum Pisaillas-Gletscher fahren, fassen zukünftig maximal zehn statt sechs Personen. Schneller geht der Transport auch. In sechseinhalb statt zuvor 13 Minuten ist die Bergstation erreicht.

Laut dem Fachmagazin Seilbahnen International (online) wird die neue Bahn auf der bestehenden Trasse verkehren. 30 überflüssige Stützen der alten Bahn würden aber entfernt, sodass ein Teil des Berghangs in seinen ursprünglichen Zustand zurückgesetzt werden könne.

3. Neuer Sessellift über die Grenze

Am kleinen Sankt-Bernard-Pass wird die grenzüberschreitende Skigebietsverbindung zwischen Frankreich und Italien 40 Jahre alt, so der Tourismusverband France Montagnes. Das werde mit der Erneuerung des Chardonnet-Lifts gefeiert, der künftig ein Sechser- und kein Dreier-Sessellift mehr ist. Er ist die Verbindungsstelle der beiden Gebiete La Rosière (Frankreich) und La Thuile (Italien).

Blick nach Skandinavien: Ab in den Trollwald

Blick nach Übersee: Lift me up