Ruhig abwarten: Ein Hörsturz ist kein Notfall
Frage: Bei meinem Mann trat ganz plötzlich eine Hörminderung auf. Die HNO-Ärztin diagnostizierte einen Hör-sturz, fand aber keine Ursache. Sie riet ihm, sich zunächst zu schonen und nach einigen Tagen wiederzukommen. Wird der Hörsturz heute nicht mehr akut behandelt?
Es antwortet Dr. Karen Lampe von der HNO-Universitätsklinik Magdeburg: Nach den Leitlinien der Deutschen HNO-Gesellschaft ist der Hörsturz eine ohne erkennbare Ursache plötzlich auftretende, meist einseitige Innenohrschwerhörigkeit unterschiedlichen Schweregrades bis hin zur Ertaubung. Es können zusätzlich Schwindel und Ohrgeräusche auftreten. Als Ursache werden gefäßbedingte Störungen, Infektionen sowie zelluläre Regulationsstörungen diskutiert.
In Deutschland kommen statistisch auf 100 000 Einwohner etwa 160 bis 400 Hörstürze pro Jahr. Frauen und Männer sind gleich häufig betroffen. Zu den Untersuchungen gehören eine vollständige HNO-ärztliche Untersuchung, eine Ohrmikroskopie, eine Hörprüfung, eine Mittelohrdruckmessung sowie eine Prüfung der Gleichgewichtsorgane. Im Einzelfall können weitere audiologische und andere Untersuchungen nützlich sein.
Der Hörsturz ist kein Notfall, der sofort behandelt werden muss. Da ein Hörsturz aber eine drastische Einschränkung der Lebensqualität bedeutet, ist grundsätzlich ein Behandlungsversuch gerechtfertigt. Eine kausale Therapie kann aufgrund der unklaren Ursache des Hörsturzes nicht angegeben werden. Bewährt haben sich blutverdünnende Medikamente (Rheologica) sowie Glucocorticoide (Prednisolut). Bei Patienten mit geringem Hörverlust ohne Beeinträchtigung des sozialen Gehörs kann zunächst einige Tage eine Spontanheilung abgewartet werden.