Sojus-Rakete mit viel Technik Russland schickt deutsche Satelliten in den Weltraum
Im Norden Russlands startet eine Sojus-Rakete ins All. An Bord hat sie viel deutsche Technik. Vier Zwerg-Satelliten aus Würzburg sollen in einer Höhe von 600 Kilometern die Erde beobachten.
Plessezk/Würzburg (dpa) - Mit einer Sojus-Trägerrakete hat Russland mehrere deutsche Forschungssatelliten ins All geschickt. Der Start vom Weltraumbahnhof Plessezk im Norden des Landes sei wie geplant verlaufen, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Montag Agenturen zufolge mit.
Bei dem Flug sollten 19 kleinere Satelliten ins All gebracht werden, auch 3 russische Kommunikationssatelliten waren an Bord. Es war vierte Start einer derartigen Sojus-Rakete von Plessezk in diesem Jahr.
Die vier deutschen Trabanten aus Würzburg sollen die Erde aus unterschiedlichen Perspektiven beobachten. Mehrere Monate lang sollen die sogenannten "NetSat"-Pico-Satelliten in einer Umlaufbahn in etwa 600 Kilometern Höhe selbstständig optimale Beobachtungspositionen im dreidimensionalen Raum abstimmen. Ziel ist es unter anderem, die Klimaforschung zu unterstützen. So sollen Wolken vermessen werden.
Die Satelliten wurden von Würzburger Wissenschaftlern vom Zentrum für Telematik entwickelt. In Bayern wurde der Start ins All gefeiert. Die kleinen Satelliten leisteten einen enormen Beitrag für die Erdbeobachtung und für künftige Telekommunikationsnetze, sagte Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach einer Mitteilung zufolge. Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger sagte: "Ich bin überzeugt, dass die gewonnen Daten Wirtschaft und Wissenschaft helfen werden, konkrete Probleme und Herausforderungen noch schneller zu lösen."
Es sind nicht die ersten Würzburger Satelliten, die im All unterwegs sind. Der erste deutsche Pico-Satellit war 2005 der Würzburger "Uwe-1". Seine Mission: via Internet im All Signale an die Bodenstation senden und das in Experimenten optimieren.
Die aktuellen Satelliten wiegen jeweils rund vier Kilogramm und sind etwa 10 mal 10 mal 30 Zentimeter groß. Gesteuert werden sie von Würzburg aus per Funkverbindung. Sie könnten zum Beispiel bei Vulkanausbrüchen eine 3D-Karte von Aschewolken aufnehmen. Damit soll es etwa einfacher werden, diese zu umfliegen.
Die Mission ist auf mehrere Monate ausgelegt, wie der Geschäftsführer des Zentrums für Telematik, Daniel Eck, erklärte. "Wir erproben Formationsflüge im All - in einer Reihe, in einer Ebene, als Tetraeder." So könne man von mehreren Seiten gleichzeitig auf Objekte schauen.
Die Zwerg-Satelliten sind in Entwicklung und Transport deutlich günstiger als ihre großen Geschwister, deshalb bieten sie sich für Hochschul-Projekte und bestimmte Forschungsaufgaben an. Das Zentrum für Telematik ist eine außeruniversitäre Einrichtung.
© dpa-infocom, dpa:200928-99-744507/2