Garten Salat aus der Kiste
Alte Kisten für den Garten umfunktionieren: die kleinen Gärten sind pflegeleicht, kinderfreundlich und rückenschonend.
Stuttgart (dpa) l Eigentlich stapeln sich rote Kunststoffkisten vor den Bäckereien – gefüllt mit duftenden Brötchen. Immer öfter stehen diese markanten Kisten auch auf Balkon, Terrasse oder im Innenhof. Dann aber verströmen sie den Duft von Tomatenblättern, Basilikum und anderen Kräutern, die in den Behältern wachsen.
„Man kann den Begriff Kistengarten tatsächlich wörtlich nehmen“, erklärt Dorothea Baumjohann, Gartenbau-Ingenieurin und Buchautorin aus Bodenwerder (Niedersachsen). Die Kiste ersetzt genauso wie ein Blumentopf das Beet – bietet aber auf einer Fläche von 40 mal 60 Zentimetern mehr Platz. Gut ist das natürlich für alle, die auf Balkon oder im Hinterhof gärtnern müssen. Aber auch im Hausgarten lassen sich so Brachflächen für die Gemüseaufzucht nutzen.
Das relativ große Erdvolumen und die geringe Platzverschwendung durch die eckige Grundform sind für Kullmann entscheidende Vorteile dieser modernen Art des Gemüsegartens. „Man ist aber auch unabhängig vom Boden“, ergänzt Baumjohann. Durch den modularen Aufbau mit den Kisten, die je nach Modell eine Höhe von rund 30 bis 40 Zentimetern haben, kann man bequeme Hochbeete schaffen. Baumjohann legt immer erst eine Euro-Palette auf den Boden. Darüber kommen vier Kisten in zwei Ebenen übereinander. So kann sie rückenschonend arbeiten und auf unterschiedliche Böden achten, die die Gemüse- und Kräuterarten benötigen. Fruchtgemüse und Kohl verlangen zum Beispiel einen hohen Nährstoffgehalt, während Salate und Kräuter mit weniger Dünger auskommen.
„Natürlich müssen die Kisten an allen Seiten durchbrochen sein, damit Wasser abfließen kann“, betont Baumjohann. Die Kisten lassen sich aber mit Vlies oder Karton auskleiden, damit das Substrat nicht herausrieselt. Es hängt von den angebauten Kulturen und ihrer Wurzeltiefe ab, ob man die untere Lage der Kisten mit Substrat befüllt. Wenn, dann rät die Buchautorin, die untere Kiste bis zum Rand zu befüllen. Es sollte von der darüber stehenden Kiste Substrat nach unten durchrieseln können, denn nur so entsteht eine Verbindung für die Wurzeln.
„Als Substrat nimmt man am besten eine torffreie Hochbeeterde“, rät Baumjohann. Die Kistengärtnerin schichtet in ihren unteren Gefäßen – ähnlich wie in einem Hochbeet – zunächst grobes Häckselgut aus dem Garten auf und gibt halbfertige Komposterde darüber. In das obere Gefäß kommt zur Hälfte reife Komposterde. Gemüse- oder eine Universalerde füllen es auf. Wer diese Materialien nicht zur Verfügung hat, kann die verschiedenen Typen Hochbeeterde auch im Handel erwerben. Für die Befüllung einer Kiste benötigt man rund 70 Liter Substrat.
Rasch sieht man den Erfolg des Kistengärtnerns bei schnellwachsenden Kulturen wie Salat und Radieschen. Kullmann rät beim Salat zu Jungpflanzen. Vier bis sechs Pflanzen reichen, um einen Single-Haushalt täglich mit frischen Salatblättern zu versorgen. „Gute Erfolge habe ich mit Rote Bete, Balkontomaten, Snackpaprika und buntem Mangold erzielt“, sagt Baumjohann. Auch Möhren, Zwiebeln und Kohlrabi eignen sich. „Wenn eine Kiste vollständig abgeerntet ist, kann man die Erde etwas auflockern und eine weitere Pflanzung vornehmen“, erklärt die Expertin.
Das Kistengärtnern macht auch mit Kindern sehr viel Spaß. Es ist die Möglichkeit, mitten in der Stadt Erfahrungen über Lebensmittel und ihren Ursprung zu sammeln. „Mit Kindern verwendet man Pflanzen, die die Sinne anregen“, rät Baumjohann. Das ist alles, was die Kinder ernten und direkt naschen können – etwa Radieschen, Erdbeeren und Möhren.
Grundsätzlich sollte man daran denken, ein paar Kräuter zu integrieren. Der Duft ist nicht nur für Kinder ein angenehmer Nebeneffekt, sondern rundet die Kombination gut ab. Baumjohann empfiehlt, eine getrennte Kiste für mediterrane Kräuter wie Thymian oder Oregano einzuplanen.