Knoten mit Jodpräparaten behandeln / Operieren ist allerdings nur selten nötig Schilddrüsenknoten sind meist gutartig
Etwa jeder dritte Deutsche hat einen oder mehrere Schilddrüsenknoten, oft ohne es zu wissen. Nur selten sind diese Knoten allerdings bösartig.
Essen (dapd) l Die Hauptursache für den Knoten sei Jodmangel, vor allem bei älteren Menschen, sagt Klaus Mann, Endokrinologe und emeritierter Direktor am Universitätsklinikum Essen. "Anders als heute, wo in vielen Speisen Jodsalz verwendet wird, war Deutschland in ihrer Jugend ein Jod-Mangelgebiet." Die Schilddrüse braucht Jod, um die für den Körper wichtigen Schilddrüsenhormone zu produzieren. Bei Jodmangel reagiert sie mit Zellvermehrung, um das knappe Gut besser verwerten zu können. "Außerdem regt Jodmangel in der Schilddrüse Wachstumsfaktoren an, die die Kropfbildung fördern."
In manchen Fällen entpuppe sich der Schilddrüsenknoten als Zyste, eine Art flüssigkeitsgefülltes Bläschen, das oft von allein wieder verschwinde. Nur selten sei ein Schilddrüsenknoten tatsächlich bösartig, sagt Mann: "Die Wahrscheinlichkeit, dass es Krebs ist, liegt bei unter fünf Prozent." Dennoch rät der Experte dringend dazu, Knoten und Knötchen ärztlich untersuchen zu lassen: "Zum einen um sicherzugehen, dass sie nicht lebensbedrohlich werden, zum anderen um Druckgefühl, Schluckbeschwerden oder einem dicken Hals entgegenzuwirken."
Ohne Angst die Ursache rasch abklären lassen
Allerdings bekommen es viele, bei denen ein Arzt anhand von Laborbefunden Schilddrüsenprobleme feststellt, erst einmal mit der Angst zu tun, berichtet Kirsten Wosniack vom Schilddrüsenbundesverband "Die Schmetterlinge" - der Name ist abgeleitet von der Form des im Halsbereich liegenden Organs. "Gerade deshalb sollten Betroffene die Ursache so schnell wie möglich bei einem Endokrinologen oder einem Nuklearmediziner klären lassen."
Der Facharzt sollte die Schilddrüse gründlich abtasten und Größe, Struktur und Durchblutung der Knoten mit Ultraschall untersuchen. "Sind sie größer als ein Zentimeter, oder ist der TSH-Wert im Blut erniedrigt, ist eine sogenannte Szintigrafie der Schilddrüse sinnvoll", erläutert Experte Mann. Dabei lässt sich mit Hilfe einer besonderen Kamera und radioaktivem Technetium feststellen, wie aktiv die Knoten sind. "Sind sie aktiver als das umliegende Schilddrüsengewebe, sprechen Ärzte von einem warmen oder heißen Knoten. Sind sie dort kaum aktiv, ist von einem kalten Knoten die Rede."
Während heiße Knoten fast immer gutartig seien, könne hinter einem kalten Knoten auch Krebs stecken. Klarheit bringe eine Gewebeprobe. Dafür empfehlen Experten bei kalten Knoten eine Schilddrüsenpunktion mit feiner Nadel. Diese Punktion sei jedoch aufwändig und werde daher in der Praxis nicht immer angewandt.
OP nur bei Krebsverdacht und Druck auf die Speiseröhre
Operiert werde in der Regel nur, wenn ein Krebsverdacht vorliege oder wenn der Knoten Beschwerden verursache, indem er auf die Luftröhre drücke oder beim Schlucken zu spüren ist. Klaus Mann beruhigt: "Die Riesenschnitte, die man früher gemacht hat, gibt es heute nicht mehr." Es werde auch meist nicht die gesamte Schilddrüse entfernt, sondern nur ein Schilddrüsenlappen.
Eine Alternative zur Operation sei die sogenannte Radiojodtherapie. Dabei nimmt der Patient radioaktives Jod in Form einer Kapsel ein. Dieses reichert sich in den stoffwechselaktiven Schilddrüsenzellen an und zerstört sie. Das Verfahren werde vor allem bei gutartigen heißen Schilddrüsenknoten angewandt oder bei älteren Patienten, die wegen einer Begleiterkrankung nicht operiert werden dürfen.
Wer normale Schilddrüsenwerte und einen kleineren durch Ultraschall und Szintigrafie als harmlos erkannten Schilddrüsenknoten habe, brauche zunächst gar keine Behandlung, meint Fachmediziner Mann. Allerdings sollten diese Patienten ein Mal im Jahr von einem Schilddrüsen-Experten kontrollieren lassen, ob sich die Knoten oder die Funktion der Schilddrüse verändern.
Durch Einnahme eines Kombinationspräparates aus dem Schilddrüsenhormon Thyroxin und Jod lasse sich verhindern, dass Knoten weiter wachsen. Mit dieser Behandlung schrumpften auch bestehende Knoten und vergrößerte Schilddrüsen häufig wieder.