Fachärzte des Magdeburger Universitätsklinikums informierten über häufige Hörstörungen Schwerhörigkeit heißt nicht nur weniger, sondern meist auch noch falsch zu hören
Hören ist ein Stück Lebensqualität. Das gilt nicht nur im Konzertsaal. Über Ursachen und Therapien der Schwerhörigkeit informierten gestern Ärzte auf dem Medizinischen Sonntag - einer Gemeinschaftsaktion des Uniklinikums, der Urania und der Volksstimme.
Berlin (use) l Reden ist Silber, Verstehen ist Gold. In Abwandlung einer bekannten Redensart macht dieser Satz durchaus Sinn. Vor allem wissen das jene Menschen, die von Hörproblemen betroffen sind.
Doch keder kann selbst etwas dafür tun, auch im Alter noch gut hören zu können, so Dr. Dorothea Rostalski, Oberärztin an der HNO-Universitätsklinik. Dazu zählt es, zu laute Beschallung in jungen Jahren zu vermeiden.
Während der beruflichen Tätigkeit hat der Gesetzgeber Schallschutzmaßnahmen vorgeschrieben. In der Freizeit muss man selbst darauf achten, sich nicht zu lauten Geräuschen auszusetzen.
Schwerehörigkeit kann verschiedene Gründe haben. Neben angeborenenen Entwicklungsstörungen des Gehörsystems können das zum Beispiel chronische Entzündungen, traumatische Verletzungen (z.B. durch einen Knallkörper oder eine Ohrfeige) sowie degenerative Prozesse durch laute Geräusche, Nebenwirkungen von Medikamenten (z.B. gegen Krebs oder Bluthochdruck) und natürliche Altersvorgänge sein. Welche Art von Hörschwäche im Einzelfall vorliegt, kann nur der HNO-Arzt mit Tests herausfinden.
So vielfältig wie die Ursachen, sind auch die Möglichkeiten der Behandlung. Das Therapiespektrum reicht von medikamentösen Behandlungen, über den Einsatz verschiedener Hörgeräte bis zu mikrochirurgischen Operationen.
Häufige Ursache von Hörstörungen im Kleinkindalter ist ein sogenannter Paukenerguss im Mittelohr, ausgelöst durch angeschwollene Rachenmandeln. Ohne ärztliche Behandlung kann es zu einer chronischen Entzündung kommen, die mitunter zu schweren Schädigungen des Trommelfells und sogar der knöchernden Teile im Hörsystem (Hammer, Amboss und Steigbügel) führt.
Mit drei kurzen Videos verdeutlichte Oberärztin Rostalski, wie die Mediziner das Trommelfell rekonstruieren und die Gehörknöchelchen, die kaum so groß wie ein Stecknadelköpfen sind, durch künstliche Implantate oder durch körpereigenes Gewebe aus dem Körper ersetzen. Nicht jedes Implantat wird im Knochen verankert. Bei den Hörgeräten unterscheiden die Ärzte nach Sitz und Verankerung zwischen verschiedenen Varianten. Sogenannte Im-Ohr-Geräte sitzen vollständig im Gehörgang bzw. in der Ohrmuschel. Sie sind nur so groß wie ein Daumennagel und enthalten die ganze Technik. Bei hochgradigen Hörverlusten (mehr als 30 Dezibel) helfen die Im-Ohr-Geräte nicht, so die Oberärztin Dr. Rostalski. Auch Menschen, die häufig unter Ohrentzündungen leiden oder die wegen Rheumas nicht sehr Fingerfertig sind, würde die Expertin von den Im-Ohr-Geräten eher abraten. Eine Alternative sind sogenannte Hinter-dem-Ohr-Geräte. Wie der Name besagt, werden sie hinter der Ohrmuschel getragen. Der von einem Mini-Mikrofon aufgenommene Schall wird über einen kleinen Schlauch in die Ohrmuschel geleitet, wie die Ärztin in OP-Videos demonstrierte.
Für Patienten mit Mittelohrschädigungen als Folge von Entzündungen oder nach operativen Eingriffen können sogenannte BAHA-Hörgeräte ein Hilfsmittel sein. Mit BAHAs wird der Schall direkt vom Knochen auf die Hörschnecke übertragen.
Sensibilität ist am "Türeingang" viel größer als am "Ausgang
Darüber hinaus gibt es auch noch voll- und teilimplantierbare Hörhilfen, die je nach Art und Umfang der anatomischen Veränderungen im Bereich des Mittel- bzw. des Innenohres individuell angepasst werden können.
Die HNO-Ärzte räumten auch mit einem verbreiteten Vorurteil auf: Schwerhörigkeit im Alter bedeutet nicht, insgesamt weniger zu hören. Treffender wäre der Begriff Fehlhörigkeit.
Mit den Jahren geht nämlich vor allem die Fähigkeit verloren, Warum das so ist, ist an einem Beispiel zu erklären. Genauso wie der Teppichläufer am Wohnungseingang im Verlauf des Lebens stärker abgenutzt wird, verhält es sich auch mit unserem Tonempfangssystem.
Die für das Sprachverständnis hohen Töne verschwinden zunächst am häufigsten.
Alle medizinischen Vorträge können von Interessierten im Internet jederzeit nachgesehen werden: