Wasserspielzeug Schwimmflügel taugen nicht zum Lernen
Hilfsmittel gehören dazu, wenn Kinder die ersten Male im Wasser planschen. Aber längst nicht alle sind geeignet.
Bonn/Nürnberg (dpa) l Die Freibadsaison beginnt. Ein perfekter Zeitpunkt, um Kindern das Schwimmen beizubringen. Doch nicht jedes Hilfsmittel ist dafür geeignet. Grundsätzlich muss man unterscheiden zwischen Wasserspielzeug und Schwimmlernhilfen. „Wichtig ist, dass die Eltern nicht nur auf die Kennzeichnung achten, sondern auch darauf schauen, wer sie vergeben hat“, erklärt Rainer Weiskirchen vom Tüv Rheinland. Unter Umständen handelt es sich um eine Fälschung. Außerdem besitzen geprüfte Schwimmlernhilfen mindestens zwei Luftkammern. Ist eine Kammer defekt, wird das Nichtschwimmerkind trotzdem an der Wasseroberfläche gehalten.
Wer denkt, Kinder würden bei Gefahr laut schreiend umherpaddeln und auf sich aufmerksam machen, der irrt: „Kinder geraten in Schockstarre. Sie ertrinken absolut still und unbemerkt“, sagt Alexander Gallitz. Er ist Präsident des Deutschen Schwimmlehrerverbands. Die spielerische Wassergewöhnung sei wichtig. Dadurch können sich Kinder ohne Angst im Wasser bewegen und sind in der Lage, mit Hilfe des physikalischen Auftriebs wieder an die Oberfläche zu kommen. Einige Hilfsmittel können dabei unterstützen.
● Schwimmflügel: Der Klassiker, den die meisten Eltern wohl noch aus ihrer eigenen Kindheit kennen. Gallitz sagt ganz klar: „Zum Schwimmenlernen sind sie nicht geeignet.“ Denn Kinder lernen dadurch nicht die richtige Wasserlage, vielmehr treiben sie aufrecht im Nass. Trotzdem haben die Flügel ihre Berechtigung: Sie sind ein simples Mittel, um Kinder vor dem Ertrinken zu retten.
● Schwimmkissen: Die Kissen bestehen aus Baumwolle und kommen ohne Ventile oder Stöpsel aus. Ein Gurt um den Oberkörper hält sie am Körper, ohne dass die Arme behindert werden. Für Gallitz sind die Kissen das beste Mittel zum Schwimmenlernen: „Weil die Kinder automatisch in der richtigen Lage sind.“ Ein weiterer Vorteil: Sie haben laut Hersteller eine Tragfähigkeit von 11 bis 60 Kilogramm und sind somit auch für größere Nichtschwimmer geeignet.
● Schwimmnudel: Ursprünglich kommt die Nudel aus der Aqua-Fitness. Doch auch Schwimmanfänger kommen mit ihr gut zurecht: Kinder können in Brust- oder Rückenlage ihre Arme darauf ablegen und ihr Gleichgewicht trainieren.
● Schwimmbretter: Sie empfiehlt Gallitz eher zur Verfeinerung der Technik – sie kommen also eher für Kinder in Betracht, die schon eine Weile in den Schwimmkurs gehen. Mit dem Brett können Kinder zwar gut den Beinschlag trainieren: „In Kombination mit dem Armzug ist das aber eine der komplexesten Bewegungen überhaupt.“
● Schwimmanzüge mit eingenähtem Schaumstoff: Sie funktionieren vom Prinzip her wie Schwimmflügel. Kinder bleiben dadurch zwar über Wasser, treiben aber wie ein Korken umher. Kippen sie um, kann es gefährlich werden.
Weiterhin empfehlen die Sicherheitsexperten, die Schwimmlernhilfen nicht ohne das Kind zu kaufen, sondern es mitzunehmen und es ausprobieren zu lassen. Mädchen und Jungen dürfen auf keinen Fall in den Hilfen eingeengt sein.
Trotz Kennzeichnung: Bei vielen Hilfen droht Gefahr, auch wenn sie harmlos aussehen. Weiskirchen gibt ein Beispiel: Einige Schwimmringe haben am Boden zwei Löcher, durch die Kinder ihre Beine stecken können. Vor allem für größere Kinder kann das Lebensgefahr bedeuten: „Die Löcher sind so eng, dass Größere ihre Beine dann nicht mehr rausziehen können“, warnt Weiskirchen. In der Folge werden die Kinder unfähig, sich zu bewegen. Eltern sollten deshalb besonders die Altersempfehlungen der Hersteller im Blick haben. Und ihre Kinder nie unbeaufsichtigt mit Schwimmhilfen ins Wasser lassen.
Selbst gute Auftriebshilfen bieten keinen Schutz vor dem Ertrinken. Dies können nur Rettungswesten. Selbst wenn das Kind ohnmächtig wird, trägt die Weste es sicher über das Wasser.