Fotografie-Tipps vom Experten Tolle Fotos von Sternschnuppen und Milchstraße - so gelingen fantastische Nachtaufnahmen
Nachtaufnahmen und Fotos mit Langzeitbelichtung sind nicht nur für Hobbyfotografen eine Herausforderung – wir haben zehn praktische Tipps für Anfänger und Fortgeschrittene.
Halle (Saale)/Leipzig/DUR - Wie gelingt eigentlich ein tolles Foto von einem Vollmond, einem Feuerwerk oder von der Milchstraße? Diese Frage stellt sich so mancher Hobby-Fotograf, wenn in klaren Sommernächten Sternschnuppen am Horizont aufblitzen oder ein beeindruckender Sternenhimmel leuchtet. Wäre doch schön, mit einem coolen Foto bei Instagram, Facebook und Co. punkten zu können. Aber wie?
Foto-Tipps: Nachtaufnahmen und Fotos von Milchstraße, Sternschnuppen, Mond, Feuerwerk und Co.
Die meisten „Sternenknipser“ merken schnell, dass es gar nicht einfach ist, im Dunkeln brauchbare Aufnahmen zu machen. Damit gute Fotos gelingen, gibt es so einiges zu beachten. Wir haben mit Tobias Büttner gesprochen - einem ausgewiesenen Experten auf diesem Gebiet. Büttner ist Mediengestalter, Grafiker der MZ-Redaktion und ein ambitionierter Fotograf. Wir konnten ihm die folgenden hilfreichen Fotografie-Tipps entlocken.
Nachtaufnahmen: Sternschnuppen fotografieren - welche Ausrüstung benötige ich?
Unabhängig von der Art und Qualität der vorhandenen Kamera - also egal ob Spiegelreflexkamera, analoge Kamera oder Smartphone - sollten für Nachtaufnahmen oder Fotos bei Dämmerung immer ein Stativ und ein Fernauslöser genutzt werden, um Verwacklungen zu vermeiden. Falls vorhanden, kann alternativ auch die kamerainterne Auslöseverzögerung benutzt werden. Dabei sollte aber mindestens 2 Sekunden Verzögerung eingestellt werden, damit Kamera und Stativ nach dem Auslösen zur völligen Ruhe kommen können. Dies ist wichtig, damit die Bilder nicht verwackeln und unscharf werden.
Nachts fotografieren: Welchen Standort sollte ich wählen?
Damit gute Nachtfotos gelingen, sollte man sich im Vorfeld einen passenden Standort wählen. Ideal ist ein Ort mit höchstmöglicher Umgebungsdunkelheit und möglichst ohne sogenannte Lichtverschmutzung. Leider zählt der Ballungsraum Halle-Leipzig nicht zu den idealen Regionen für Nachtaufnahmen.
Um zu sehen, welcher Standort sich anbietet, lohnt ein Blick auf die kostenlose Website www.lightpollutionmap.info - hier kann man sich die Lichtverschmutzung auf einer Karte darstellen lassen.
"Dort findet man zum Beispiel extra ausgewiesene Sternenparks, wie die Sternwarte Sankt Andreasberg im Westharz oder den Sternenpark Westhavelland in Brandenburg. In Sachsen-Anhalt gibt solche Parks leider nicht“, bedauert Tobias Büttner, der trotzdem viel mit seiner Kamera in Sachsen-Anhalt unterwegs ist. Für seine stimmungsvollen Abend-, Nacht und Dämmerungsfotos heimst er auf seinem Instagram-Account regelmäßig viel Lob ein.
Zum Insta-Account @tobiaswashere
Tipps für gute Fotos: Für Nachtaufnahmen keinen Automatikmodus nutzen
Um gute Aufnahmen vom Nachthimmel mit Sternbildern oder Milchstraße zu bekommen, sollte ausschließlich im manuellen Modus fotografiert werden. Wichtig sind Einstellungen der Blende, Verschlusszeit, ISO und des manuellen Fokus. Die Belichtungszeit, die Blendezahl und der ISO-Wert beeinflussen sich gegenseitig. Sie bilden das sogenannte Belichtungsdreieck. Übrigens sind diese Einstellungen auch für manche Smartphones mit entsprechenden Apps möglich.
Für Nachtfotografie lichtstarke Objektive nutzen
Wichtig ist auch die Wahl eines lichtstarken Objektivs, denn es muss ja möglichst viel Licht auf den Sensor der Kamera gelangen. Die Lichtstärke meint die kleinste mögliche Blendenzahl, die ein Objektiv aufweist (zum Beispiel 1.4 – 2.8). Hat man kein lichtstarkes Objektiv, muss man die Lichtempfindlichkeit des Sensors mit dem ISO-Wert ausgleichen, was wiederum zu mehr Bildrauschen führen kann und das Endergebnis mindert.
Auch die Brennweite eines Objektivs beeinflusst die Einstellungen der Belichtungszeit. Für Nachthimmelaufnahmen empfiehlt sich daher ein Objektiv mit geringer Brennweite (etwa 12 – 35 Millimeter). Durch einen großen Bildwinkel kann man einerseits viel Himmel einfangen - andererseits kann mit einer geringeren Brennweite auch länger belichtet werden – und das ist nötig. Denn bedingt durch die Erdrotation „wandern“ die Sterne für uns Betrachter über uns hinweg. Dies hat zur Folge, dass man in der Belichtungszeit eingeschränkt ist. Man kann also nicht zu lange belichten, da die Sternenpunkte sonst unscharf – oder sogar zu Sternenstreifen werden.
Einstellungen für Nachtaufnahmen – wie stelle ich den Fokus ein?
Damit man die auch Sterne auf den Bildern auch als solche erkennt, sollte manuell fokussiert werden. Am besten den hellsten sichtbaren Stern am Himmel suchen, ihn durch den Sucher anvisieren und über den Fokusring des Objektivs „scharf stellen“. Denn auch wenn der Autofokus moderner Kameras recht zuverlässig funktioniert, kann man sich für Nachtaufnahmen leider nur bedingt auf ihn verlassen. Im Dunkeln ist es schwierig, einen Punkt zum Scharfstellen zu finden. Nutzt man hingegen den manuellen Fokus, kann man sicherstellen, dass die Kamera nicht wahllos auf irgendeinen Punkt der Aufnahme scharfstellt, sondern eben genau den gewünschten.
Welche Belichtungszeit stelle ich ein?
Die verwendete Belichtungszeit sollte, abhängig von der Brennweite, generell zwischen 13 Sekunden und maximal 20 Sekunden liegen.
Bildrauschen vermeiden – welche ISO-Werte verwenden?
ISO-Werte sollten in der Regel möglichst tief gehalten werden, um Bildrauschen zu vermeiden. Hier kann man aber Kompromisse eingehen und lieber etwas mehr Bildrauschen in Kauf nehmen als keine Sterne oder nur einen schwachen Sternenhimmel auf dem Foto zu haben. Heutige Digitalkameras sind technisch so gut, dass man durchaus auf ISO-Werte von 1.000 bis 6.400 zurückgreifen kann. „Hier sollte man sich herantesten und herumprobieren, denn die Unterschiede sind von Kamera zu Kamera mitunter groß“, empfiehlt Büttner.
Gute Fotos am Abend oder in der Nacht: Welches Bildformat wählen?
Zur besseren Nachbearbeitung der Fotos empfiehlt Foto-Experte Büttner, wenn möglich im RAW-Format zu fotografieren. Der höhere Dynamikumfang des RAW-Modus bietet im Vergleich zum JPEG-Format mehr Vorteile bei der späteren „Entwicklung“ mit einer Bildbearbeitungssoftware. Hier ließe sich auch der beim Fotografieren eingestellte Weißabgleich im Nachhinein noch verlustfrei und nach Bedarf anpassen.
Fotos nachbearbeiten: Welche Software nutzen?
Es gibt inzwischen eine große Anzahl guter Bearbeitungssoftware der verschiedensten Anbieter. Hier seien nur kurz einige kostenpflichtige Beispiele (Abobe Lightroom, Adobe Photoshop, Luminar AI, Affinity Photo) und einige kostenfreie Möglichkeiten genannt (Gimp, Darktable, Photopea, Raw Therapee).
Zusätzliche Hilfsmittel zur Planung eines außergewöhnlichen Fotomotivs
Bei der Nachthimmelfotografie lohnt es sich auch auf hilfreiche Apps zurückzugreifen. Als nützlich empfiehlt Experte Büttner die Apps „Photopills“, „Star Walk“ oder „Sternenatlas“, die aber teils kostenpflichtig sind. Diese Tools bieten sich an, wenn man im Vorfeld wissen möchte, wann und in welcher Himmelsrichtung das Zentrum der Milchstraße, die Perseiden oder eben andere Sternenbilder zu sehen sind.
Mit all diesem Wissen gewappnet, kann man nun die Jagd nach einem spektakulären Sternenhimmel-Foto beginnen. "Die besten Erfahrungen gewinnt man sowieso durch ausgiebiges Ausprobieren und Testen", sagt Büttner. Anders als bei Tageslichtaufnahmen, die meist problemlos gelingen, sollte man bei Nachtaufnahmen die Einstellungen seiner Kamera genau kennen. Am besten, man macht immer einige Testaufnahmen. Von Vorteil kann dabei auch die Aufnahme in verschiedenen Belichtungsreihen sein.