Jugendsprache Teenager als Trendsetter
Englisch, Denglisch oder ganz neue Worterfindungen prägen die Gespräche der Jugendlichen. Doch woher kommt das?
Magdeburg l Jugendliche sind eine Gruppe für sich. Sie sind diejenige, die die Trends von heute setzen. Doch nicht nur in Sachen Mode haben sie das Sagen. Sie verändern auch die Sprache, um auf coole Weise den neuesten Tratsch auszutauschen.
Mit Sätzen wie: "Mein Bro hat mir ne voll nice Story erzählt" oder "Der ist safe ein Ehrenmann", verstehen viele Eltern meist nur noch Bahnhof. Gerade englische Wörter haben sich bei vielen Kindern und Jugendlichen im täglichen Sprachgebrauch etabliert. Aber woher kommt diese Veränderung der Sprache und nutzen nur Jugendliche sie?
Wenn man sich das letzte halbe Jahrhundert anschaut und die Wörter, die ins Deutsche übernommen wurden, dann steht da vor allem das Englische an erster Stelle, sagt Kersten Sven Roth, Professor für germanistische Linguistik an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg. Insofern könne man diese Art zu sprechen zwar als einen Trend ansehen, allerdings als einen der nicht neu sei.
Obwohl gerade Jugendliche vermehrt Anglizismen in ihrem Sprachgebrauch nutzen, sind sie allerdings nicht die Einzigen, die sie verwenden. "Vermutliche sagen die meisten von uns eher "Ich mache Sport" als "Ich mache Leibesübungen", sagt Roth.
Dass man das Gefühl hat, dass gerade Jugendliche vermehrt englische Wörter benutzen, liegt wohl daran, dass sie mehr neue und andere Wörter verwenden als die Erwachsenen es tun.
"Was wirklich nur ein 'Trend' ist, hält sich naturgemäß nur kurz", sagt der Germanistik-Professor. Aber gerade, weil das Englische die weltweite Verständigungssprache ist, wird dieser Sprachtrend wahrscheinlich dementsprechend lange anhalten, schätzt der Linguist.
Viele englische Wörter haben es über die Jahre schon in den deutschen Wortschatz geschafft, zum Beispiel "Meeting", "Cornflakes" oder "Baby". Andere hingegen konnten sich nicht durchsetzen und gerieten beziehungsweise geraten auch in Zukunft schnell wieder in Vergessenheit.
Dass vor allem Jugendliche solche Sprachtrends setzen, ist nicht ungewöhnlich, da sie am ehesten offen für sprachliche Innovation seien. Wandel komme daher tendenziell immer von der Jugend. Dies gelte für Kleidung, neue gesellschaftliche Ansichten, politische Konzepte oder private Lebensmodelle, erklärt Roth.
"Besonders schön kann man das immer an den jeweils generationstypischen positiven Wertungswörtern zeigen. In den 1960er-Jahren war 'prima' ein Jugendwort. Heute werden es junge Leute eher von ihren Großeltern kennen."
Die Sprache war und ist dauerhaft im Wandel. Denn wie Roth sagt, ist eine Sprache, die sich nicht verändert, eine tote Sprache. Es gehört also dazu, dass sich die Sprache immer an die sich verändernden Umstände anpasst.
Dies lässt sich zum Beispiel auch daran verdeutlichen, dass wir heute nicht mehr wie Goethe sprechen. Dass aber ein Trend plötzlich Einfluss auf die Sprache nimmt, sei nicht richtig, denn der wichtigste Faktor für solch einen Sprachwandel sei der sogenannte „Sprachkontakt" – also die Beeinflussung verschiedener Sprachen.
So haben schon das Lateinische, Italienische, Französische und nun eben das Englische den Einfluss auf unsere Sprache dominiert. Und jede dieser Sprachen hat Spuren im Deutschen hinterlassen. So zum Beispiel das lateinische „fenestra", das wir als Fenster übernommen haben, sagt Roth.
Jugendliche bringen sozusagen den Stein der Sprachveränderung ins Rollen und sorgen mitunter auch dafür, dass die deutsche Sprache nicht irgendwann eine tote Sprache wird.