Trennen und schlichten Tipps gegen Streit auf der Familienfeier
Ihren neuen Freund finden alle schrecklich. Und der Cousin ist immer noch sauer wegen des Streits um das Erbe von Opa. Konflikte wie diese können auf Familienfesten jede Harmonie vertreiben. Doch Gastgeber können etwas dagegen tun - am besten vorher.
Coburg (dpa/tmn) - Es könnte so schön sein. Und ist es doch häufig nicht. Denn allzu oft enden Familienfeiern nicht in der erhofften Harmonie, sondern im Streit.
Dabei sind es gerade die großen Feste, die eskalieren - Kommunion oder Konfirmation, Taufen oder Hochzeiten etwa. Anlässe also, bei denen Menschen zusammenkommen, die sich sonst nie sehen.
"Bei so einem Familienfest treffen sich sehr unterschiedliche Personen", sagt der Psychologe und Familientherapeut Hans Berwanger. "Die sind zwar miteinander verwandt oder verschwägert, können aber trotzdem in Streitigkeiten miteinander verwickelt sein." Hinzu kommt, dass die Feste vom Gottesdienst über das Mittagessen bis zum Kaffeetrinken oft Stunden dauern - reichlich Gelegenheit für Streitereien also.
Die richtige Sitzordnung
Doch Gastgeber können etwas tun, um Streit zu vermeiden, sagt Berwanger - angefangen bei der Sitzordnung. Man setzt potenzielle Streithähne nicht nebeneinander, und auch nicht gegenüber. "Denn wenn sie das ganze Fest über Blickkontakt haben, ist das nicht gut, selbst auf große Distanz."
Eventuell hilft auch ein Gespräch vor der Feier. "Man sagt dann "Ich erwarte, dass der Konflikt auf dem Fest ruht" - und zwar wirklich "erwarten", nicht "wünschen" oder "hoffen"", erklärt Berwanger.
Streitschlichter benennen
Falls abzusehen ist, dass ein Gespräch allein nicht reicht, können Gastgeber auch Streitschlichter benennen. "Im Idealfall sind das ein Mann und eine Frau mit guten sozialen Kompetenzen, die die Konfliktparteien zwar kennen, aber nicht unmittelbar an dem Streit beteiligt sind", sagt Berwanger.
Typische Konfliktherde bei Familienfeiern sind zum Beispiel neue Partner einzelner Familienmitglieder. Besonders schwierig kann es werden, wenn die Eltern von Konfirmand oder Kommunionkind getrennt und wieder neu liiert sind.
Beziehungskonflikten und Streit um das Erbe
"Solche Situationen sind Stress-Trigger, also Auslöser heftiger Gefühlsausbrüche", sagt Berwanger. Neben Beziehungskonflikten sind es seiner Ansicht nach vor allem Erbschaften, die scheinbar harmlose Familienfeiern in emotionale Minenfelder verwandeln. Zum Beispiel, wenn sich einer der Geschwister nach dem Tod eines Elternteils ungerecht behandelt fühlt.
"Oft sind das uralte Geschwisterkonflikte aus der Kinderzeit, die quasi eingefroren sind und auf dem Familienfest wie in der Mikrowelle blitzschnell aufgewärmt werden", sagt Berwanger. "Die Beteiligten haben dann vielleicht gar keine Beziehung mehr miteinander - und haben jetzt die Gelegenheit, alte Rechnungen zu begleichen."