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Mann aus Barleben zeigt tschechische Firma an Übler Trick der "Czech Media Factoring" mit Telefonsex

17.09.2011, 04:30

Wolfgang Fabich aus Barleben (Bördekreis) hat die Nase gestrichen voll. Seit mehr als einem Jahr wird er von einer "Czech Media Factoring" aus dem tschechischen Pilsen belästigt und aufgefordert, für die angebliche Nutzung einer telefonischen Sex-Hotline am 22. Mai 2006 Bares hinzublättern. Die Volksstimme ging der Sache nach.

Von Bernd Kaufholz

Barleben. Wolfgang Fabich hat diesen "Service" nie genutzt und inzwischen beim Revierkriminaldienst in Wolmirstedt (Bördekreis) unter der Vorgangsnummer WMS RK 1/6857/2011 Anzeige wegen Betrugs erstattet.

Die erste Zahlungsaufforderung von "CMF" hatte Fabich am 26. Juli 2010 erhalten: "Von ihrem Telefonanschluss wurde die Rufnummer

0031208080XXX, 003902006XXX, 0042024601XXX oder 0046850662XXX

angewählt und eine kostenpflichtige Serviceleistung (...) in Anspruch genommen. Czech Media Factoring wurde mit dem Factoring beauftragt. Kos-ten pro Anruf EUR 90.00 (...)".

Am 16. August kam die erste Mahnung: 125 Euro (inklusive Mehrkosten wie Bürokosten und Porto).

Eine gute Woche später wurden die Bandagen schon härter: "Vermeiden Sie einen negativen Eintrag (Schufa, d. Red.) und weitere Maßnahmen!" – 190 Euro. "Wir gehen davon aus, dass Sie gerichtliche Schritte wünschen."

Am 12. September 2011 meldete sich "Euro Inkasso Solutions" aus Prag: "Forderung zur unverzüglichen Zahlung". Der Betrag: 230 Euro.

Das Sexinkasso der Euro Inkasso Solution ist in deutschen Ermittlerkreisen und bei Verbraucherschützern ebenso bekannt wie berüchtigt.

Immer wieder versucht die Prager Firma Forderungen für angeblichen Telefonsex einzutreiben. Der Verbraucher bekomme – wie im Falle des Barlebers – zuerst eine Rechnung, die ihm unterstellt, er habe eine sogenannte Sex-Hotline genutzt. Als Beleg für die Richtigkeit der Forderung wird die Telefonnummer des Verbrauchers genannt. Doch weder dem Briefpapier noch der Webseite im Internet ist die Zulassung für Inkassodienste in Deutschland zu entnehmen.

Auch die für ihre Abzocker-Tricks bekannte "CMF" (manchmal auch "MC Multimedia", "TRC Telemedia" oder "Roxborough Management inc."), deren Fäden nach Petersburg (Russland) nachzuverfolgen sind, ist berüchtigt. Sie berechnet Verbindungen, die entweder gar nicht stattgefunden haben oder denen ein unerlaubtes Geschäftsgebaren vorausging. Bisher gab es jedoch noch keine Forderung, die rechtlich sauber war und vor Gericht Bestand hatte.

Es liegt nahe, dass die Firma mit sogenannten Ping-Anrufen arbeitet. Der Trick: Es erfolgt ein Lockanruf, der jedoch nach einmaligem Signalton sofort abgebrochen wird. Die Betrüger machen sich dann die Neugier der Opfer zunutze. Da inzwischen viele Telefone Rückrufoptionen aufweisen und potenzielle Opfer glauben, einen wichtigen Anruf verpasst zu haben, wird oftmals zurück gerufen. Zumeist ist der Anschluss dann jedoch eine teure Mehrwertnummer.

Allerdings kann der Ping-Anruf auch von ganz normalen Festnetznummern erfolgen. Bei einem Rückruf hört man eine automatische Bandansage, zum Beispiel, dass ein Geldgewinn verfügbar sei, und es wird versucht, den Anrufer auf eine teure Mehrwertnummer zu locken: "Drücken Sie jetzt die 1."

Damit liegt eine betrügerische Werbung für Mehrwertnummern vor.

Ist man in eine solche Telefonfalle getappt, sollte man auf keinen Fall die Rechnung bezahlen. Betroffene sollten den Fall bei der Polizei anzeigen.