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Volksstimme-Telefonforum Unbewältigte Probleme können viele Jahre später den Schlaf rauben

08.06.2011, 04:29

Ängste und Probleme in der Familie oder am Arbeitsplatz rauben nicht wenigen Menschen den Schlaf. Wichtig ist es auch, organische Ursachen für den Schlafmangel auszuschließen. Der Professor Dr. Jörg Frommer und Dr. Diane Wieczorek vom Uniklinikum Magdeburg beantworteten gestern Fragen und Antworten.

Frage: Wenn ich abends ins Bett gehe, kann ich manchmal nicht gleich einschlafen. Was kann ich tun, um besser in den Schlaf zu kommen?

Antwort: Es ist durchaus normal, dass Menschen hin und wieder einmal schlecht ein- oder durchschlafen können. Ursache können beispielsweise Stress am Vortag oder eine zu üppige Abendmahlzeit sein.

Von einer Schlafstörung im medizinischen Sinne wird gesprochen, wenn man mehr als vier Wochen lang mehrmals in der Woche Ein- oder Durchschlafprobleme hat und tagsüber psychische oder körperliche Beschwerden hinzu- kommen. Dann ist es ratsam, darüber mit Ihren behandelnden Arzt zu sprechen.

Frage: Mein Mann geht oftmals später als ich zu Bett und steht dennoch früher auf. Er braucht nur etwa sechs Stunden Schlaf pro Nacht, sagt er. Ist das nicht zu wenig?

Antwort: Das Schlafbedürfnis ist unter Menschen sehr verschieden. Auch ändert es sich im Verlauf des Lebens. Wenn Ihr Mann nach sechs Stunden Schlaf ausgeruht ist und sich auch tagsüber fit fühlt, besteht kein Anlass zur Sorge.

Frage: Ich schlafe meist sehr schwer ein. Morgens möchte ich dann am liebsten gar nicht aufstehen. Welche Tipps können Sie mir geben?

Antwort: Wichtig ist, sich geistig und körperlich von den Strapazen des Alltags zu erholen, damit Sie die Probleme nicht mit ins Bett nehmen. Wenn Sie im Beruf wenig körperliche Bewegung haben, sollten Sie einen Ausgleich schaffen, zum Beispiel mit einem Spaziergang oder sportlichen Aktivitäten. Lassen Sie dann den Tag langsam ausklingen, zum Beispiel mit beruhigender Musik. Wenn Sie nach einer halben Stunde im Bett nicht einschlafen können, sollten Sie noch einmal aufstehen, sich mit ablenkenden Dingen beschäftigen und zu einem späteren Zeitpunkt erneut zu Bett gehen.

Frage: Ich komme oft schlecht in den Schlaf, weil ich mich stundenlang mit den Dingen des kommenden Tages beschäftige. Es gelingt mir nicht, abzuschalten. Ich will aber nicht alltäglich auf Schlaftabletten angewiesen sein?

Antwort: Es ist gut, dass Sie das dauerhafte Schlafproblem nicht nur mit Schlaftabletten lösen wollen. Beruhigungsmittel helfen nämlich meist nur kurzzeitig und sind nicht für einen Dauergebrauch geeignet. Bei längerer Anwendung können sie zu Abhängigkeiten führen und bestehende Schlafstörungen sogar noch verstärken.

Stattdessen sollten Sie versuchen, Abstand von den Dingen des Tages zu gewinnen. Sprechen Sie darüber mit Freunden oder schreiben Sie Ihre Probleme am Abend auf einen Zettel und legen Sie ihn dann bis zum nächsten Tag beiseite.

Wichtig ist auch die Einhaltung der Schlafhygiene. Man sollte beispielsweise am Abend auf schwer verdauliche Speisen und zu viele alkoholische Getränke verzichten. Gleiches gilt für psychische Aufregungen, etwa durch Krimis vor der Nachtruhe. Lüften Sie vor dem Schlafengehen das Zimmer und gehen Sie, wenn möglich, immer zur gleichen Zeit ins Bett. Günstig wirken ein Spaziergang zum Ausklang des Tages, ein Glas Kräutertee oder warme Milch.

Frage: Ich wache in der Nacht manchmal auf, weil meine Hände wie taub sind bzw. kribbeln. Kann das mit der Zuckerkrankheit zusammenhängen?

Antwort: Schlafstörungen durch Kribbeln oder Taubheitsgefühle in Händen und Beinen können viele Ursachen haben. Schlecht eingestellte Zuckerwerte können ein Grund sein. Sie sollten über die nächtlichen Probleme mit Ihrem Arzt sprechen.

Frage: Seit einem halben Jahr habe ich eine neue Partnerin. Sie beklagt, dass ich schnarche. Ich fühle mich morgens oftmals zerschlagen und müde. Was kann ich tun?

Antwort: Eine der häufigsten Ursache von Durchschlafstörung bei Männern sind kurzzeitige Atemstillstände. Das kann zum Absinken des Sauerstoffgehalts im Blut führen. Das als Schlafapnoe bezeichnete Leiden gilt als Risikofaktor für Bluthochdruck und Herzkrankheiten. Ursache ist eine Verlegung der oberen Atemwege durch übermäßiges Erschlaffen der Rachenmuskulatur. Gehen Sie zum Arzt und lassen Sie sich untersuchen.

Frage: Der Arzt hat meinem Mann eine nasale Überdruckbehandlung empfohlen. Wie lange dauert so eine Therapie?

Antwort: Die nasale Überdruckbehandlung ist ein Verfahren, das bei nächtlichen Atemstillständen angewendet wird. Dadurch wird verhindert, dass die Zunge im Schlaf zurückfällt und den oberen Atemweg versperrt. Es kann dann nicht mehr zu den bedrohlichen Atemaussetzern kommen. Die Therapie muss dauerhaft durchgeführt werden.

Wer an nächtlichen Atemstillständen leidet, sollte alles unterlassen, was dieses Leiden verschlimmern kann. Dazu gehört in erster Linie der Verzicht auf Alkohol vor dem Schlafengehen. Unterstützend sollte ein normales Körpergewicht angestrebt werden. Die Erkrankung tritt vor allem bei übergewichtigen Männern in mittleren Lebensjahren auf.

Frage: Als ich jünger war, hatte ich nur sehr selten Einschlafprobleme, obwohl ich als Kriegsvertriebener und später in verantwortungsvoller beruflicher Position viel verkraften musste. Vor fünf Jahren verlor ich meine Tochter und meinen Enkel bei einem Verkehrsunfall. Jetzt im Rentenalter, wo ich eigentlich keine Sorgen mehr habe, plagen mich öfter Schlafprobleme. Ich lebe allein in einer sehr ruhigen Umgebung. Warum kann ich dennoch nicht schlafen und wo kann ich Hilfe finden?

Antwort: Generell lässt sich sagen, dass mit zunehmendem Alter Schlafstörungen öfter auftreten. Neben organischen Ursachen können dazu auch unbewältigte Ereignisse aus der Vergangenheit, die lange verdrängt wurden, beitragen. Wenn organische Ursachen in einem Schlaflabor ausgeschlossen wurden, kann eine pyschotherapeutische Behandlung bei einem Facharzt oder einem psychologischen Psychotherapheuten helfen. Den Kontakt kann man über den Arzt-Suchservice der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalts (http://arztsuche.kvsa.de/arztsuche, oder Telefon: (0391) 6 27 60 00) herstellen.

Frage: Mein Lebenspartner schnarcht regelmäßig. Wie hilfreich sind Nasenpflaster?

Antwort: Auf dem Markt gibt es eine Vielzahl von Hilfen, die Linderung versprechen. Leider ist der Erfolg dieser Methoden meist sehr klein. Sinnvoller ist es in jedem Fall, einen Hals-Nasen-Ohren- oder einen Lungenfacharzt aufzusuchen, der die notwendigen Untersuchungsmöglichkeiten hat.