Stiftung Warentest: Viele Spielsachen sind stark mit Schadstoffen belastet
Eltern haben es nicht leicht, wenn sie für ihre Kinder auf die Suche nach Geschenken gehen. Denn die große, bunte Spielzeugwelt ist bei weitem nicht so sicher, wie sie aussieht. Ob Holzpuzzle, Puppe, Plüschtier oder Plastik-Traktor: Zwei Drittel der 50 Produkte, die die Stiftung Warentest unter die Lupe genommen hat, sind stark oder sehr stark mit Schadstoffen belastet.
Berlin (rgm). Oft fanden die Tester polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Nonylphenol, Formaldehyd, Weichmacher und zinnorganische Verbindungen. Betroffen ist ausgerechnet Spielzeug für Kinder unter drei Jahren – jene Altersgruppe, die alles in den Mund nimmt und ablutscht. Einige Spielzeuge sind beim Spielen nicht sicher und hätten gar nicht verkauft werden dürfen, zum Beispiel das Schiebepferd Trotto von Selecta. Bei ihnen lösen sich Einzelteile, die Kinder leicht verschlucken können. Nach den Normen muss Spielzeug reiß- und biegefest sein, es darf keine Schwermetalle abgeben und beim Fallen nicht zersplittern.
Ein weiterer unsicherer Spielgefährte ist der Plüschaffe von sigikid: Er brannte nach einem kurzen Kontakt mit einer Flamme sofort lichterloh. Dabei dürfen sich bei Plüschtieren Flammen nicht mehr als drei Zentimeter pro Sekunde ausbreiten. Eine böse Überraschung, dass auch Markenware diese Routineprüfungen nicht bestanden hat. Der Großteil des Spielzeugs im Test kommt von Markenherstellern wie Brio, Eichhorn, Fisher Price, Selecta, sigikid und Steiff.
Ausgerechnet Holzspielzeug ist stark mit Schadstoffen belastet, und das obwohl es als gute Alternative zu Plastik gilt. Keines der Holzspielzeuge im Test ist völlig schadstofffrei. Betroffen sind unter anderem die Eisenbahn von Brio und die Lok von Thomas & Friends. Hier fanden die Prüfer unter anderem PAK und Nickel. Schadstoffe entfalten ihre Wirkung oft erst langfristig. Viele stehen unter Verdacht, Krebs zu erzeugen, die Fortpflanzungsfähigkeit oder das Erbgut zu schädigen.
Das Gesundheitsrisiko ist umso höher, je mehr ein Schadstoff austritt. Das Kind kann ihn dann einatmen oder hat direkten Haut- oder Mundkontakt. Doch nicht alle Schadstoffe sind bisher per Gesetz geregelt. Und jetzige Regelungen beziehen sich oft weder auf Spielzeug noch auf Kleinkinder, die Grenzwerte sind also meist viel zu hoch. Einige Schadstoffe wurden von den Warentestern darum strenger bewertet, darunter die PAK. Diese komplexe Schadstoffgruppe gelangt über Weichmacheröle, Farbmischungen und Lacke ins Spielzeug. Es gibt bisher acht bekannte krebserzeugende Vertreter wie Benzo(a)pyren oder Chrysen. Die Wirkung vieler PAK ist jedoch noch unbekannt, weshalb ihr Vorkommen weitmöglich begrenzt werden sollte. Worauf können Eltern beim Einkauf achten? Das CE-Zeichen bietet keine Sicherheit: Alle 50 Produkte haben es getragen. Das Schiebepferd Trotto und der Affe von sigikid waren trotz unabhängiger Prüfzeichen wie GS und TÜV Süd nicht sicher genug. Dennoch ist Spielzeug mit Prüfzeichen wie GS, TÜV oder LGA zu bevorzugen: Anders als bei CE war hier eine unabhängige Prüfstelle mit im Spiel.