Die beste Hose im Test ist eine der billigsten Warentest prüft Herren-Jeans auf Passform und Haltbarkeit
Ben Affleck trägt gerne 7 for all mankind, Matthias Schweighöfer Boss Orange und Jimi Blue Ochsenknecht am liebsten Levi’s. Jeans sind Alltagsdress und Kult zugleich, nicht nur für Promis. Ob klassisch oder vintage, ob dirty oder destroyed: Denim-Mode ist Geschmackssache. Die Stiftung Warentest nennt harte Fakten. Wie sind Haltbarkeit und Passform, stecken Schadstoffe drin? Manch teure Designerjeans sah dabei nicht sogut aus. Manche Billigjeans aber auch nicht. Überraschung allerdings: Den Testsieg trägt eine Jeans für gerade mal 26 Euro davon.
Berlin (rgm). Die beste Jeans kommt von Zara – für günstige 26 Euro. Die spanische Modekette zeigt sich zudem bei ihren Produktionsbedingungen transparenter als viele andere Firmen. Die Tester nahmen sich eine breite Palette vor: von der Billigjeans für 10 Euro von Kik bis zur amerikanischen 7 for all mankind für knapp 250 Euro. Dazwischen liegen Welten, optisch jedenfalls. Qualitativ weniger. Die schicke 7 for all mankind ist gut, die unscheinbare Kik immerhin noch befriedigend. Doch Macken haben beide. Die teuerste Hose im Test passt exzellent, scheuert aber relativ schnell durch. Die Jeans vom Textildiscounter ist robuster, verdreht aber nach dem Waschen die Beine. Dann sitzen die Nähte am Unterschenkel nicht mehr seitlich, sondern weiter vorn. Das sieht billig aus, der Schnitt ist hin.
Unter den neun guten Jeans finden sich drei, die weniger als 50 Euro kosten. Es sind Zara Slim fit 003 und For friends FF slim straight fit für je 26 Euro und H M Original regular waist straight leg für 40 Euro. Überhaupt machen alle Jeans eine erstaunlich passable Figur. Richtig schlecht ist keine einzige. Jack Jones, Diesel und G-Star scheuern schneller durch als andere. Ihre Haltbarkeit ist ausreichend. Doch selbst diese Typen kommen noch mit einem blauen Auge davon. Die Warentester haben sie nur milde abgewertet. Schließlich gehören Löcher bei Jeansträgern häufig zum guten Ton.
Jeans werden oft mit Chemikalien bearbeitet. Um so erstaunlicher, dass die Prüfer kaum Schadstoffe fanden. Lediglich in den Modellen von Lee, H M und Levi’s registrierten die Messgeräte geringe, für den Träger harmlose Spuren von Schwermetallen oder Formaldehyd. Und in der neuen Wrangler Texas fand sich etwas mehr Kupfer. Nach der ersten Wäsche war aber auch das kaum noch nachweisbar. Die Waschanleitungen betonen oft, die Jeans von links und separat zu waschen. Manche Anbieter empfehlen sogar Feinwaschmittel plus Schonwaschgang. Das ist übertrieben, sagen die Tester. Bei ihnen rotierten die Jeans gemeinsam im normalen Buntprogramm bei 40 Grad mit pulverförmigem Colorwaschmittel. Andere Textilien wurden dabei kaum verfärbt. Teilweise wusch sich zwar recht viel Farbe aus, aber die landete meist im Abwasser. Nur der gewollt schmuddelige Ton der Nudie Average färbte ab. Spätestens nach zehn Wäschen war vom modischen Dirty Style nichts mehr übrig – enttäuschend bei einer Hose für stolze 139 Euro.
Unliebsame Überraschungen drohen grundsätzlich durch alle Jeans: Der blaue Stoff kann durch Reibung abfärben, bei billigen genauso wie bei teuren Hosen. Entscheidend für den Preis ist in erster Linie das Design und der klangvolle Name des Labels, der Marke.
Die Stiftung Warentest hat gleichzeitig auch soziale und ökologische Verantwortung (Corporate Social Responsibility, CSR) der Jeanshersteller getestet. Mehr als jeder zweite Jeanshersteller im Test legte seine soziale und ökologische Unternehmensverantwortung nicht offen: Diesel, Hugo Boss, Jeans Fritz, Kuyichi und Salsa – ebenso 7 for all mankind, Lee und Wrangler, die zur VF Corporation gehören. Die VF Corporation ist das größte Textilunternehmen der Welt.
Immerhin sieben Jeansanbieter öffneten den Testern die Fabriken: von H M und Kik in Bangladesch über Levi’s in Pakistan, Jack Jones in der Türkei, Zara in Marokko bis hin zu G-Star und Nudie in Italien. Wirklich starkes Engagement fanden sie nirgendwo. Am Ende stehen H M und Zara am besten da. Selbst Jeans-Urgestein Levi’s bekommt nur CSR-Ansätze bescheinigt.
Das Oktober-Heft der Stiftung Warentest erscheint heute am Kiosk und ist auch über das Internet erhältlich.