Magdeburger Ärzte beantworten im Volksstimme-Telefonforum Fragen von Lesern Wärme und Bewegung tun den Muskeln gut und lindern chronische Schmerzen
Für manche Menschen sind Schmerzen ein ständiger Begleiter. Über die Möglichkeiten, den Schmerz in den Griff zu bekommen, gaben Magdeburger Ärzte gestern Auskunft.
Frage: Wann geht ein akuter Schmerz in einen chronischen Schmerz über?
Antwort: Der Übergang vom akuten zum chronischen Schmerz ist oftmals fließend und individuell sehr verschieden. Wenn ein Schmerz oder eine Entzündung über eine längere Zeit andauert, entsteht das sogenannte Schmerzgedächtnis. Der Schmerz hat dann seine nützliche, warnende Funktion verloren.
Um dieser Chronifizierung vorzubeugen, ist es wichtig, Schmerz-auslöser möglichst frühzeitig zu erkennen und angemessen zu behandeln. Niemand sollte eine Schmerztherapie aus Angst vor Nebenwirkungen oder aus übertriebener "Tapferkeit" hinauszögern.
Frage: Mein Mann hat oft Rückenschmerzen. Er nimmt dagegen freiverkäufliche Schmerztabletten aus der Apotheke. Wie oft kann man eigentlich Schmerztabletten wie Ibuprofen oder Paracetamol einnehmen, ohne davon abhängig zu werden?
Antwort: Freiverkäufliche Schmerzmittel sollten nur bei gelegentlich auftretenden akuten Kopf-, Rücken-, Muskel- oder Gelenkschmerzen genommen werden. Man sollte sie maximal drei bis vier Tage hintereinander einnehmen. Bei länger auftretenden Schmerzen sollte ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursachen zu erkennen und angemessen zu therapieren. Werden freiverkäufliche Schmerzmedikamente unkontrolliert und regelmäßig über einen langen Zeitraum eingenommen, kann das nicht nur zur Abhängigkeit führen, sondern auch zu organischen Schädigungen des Magens, der Nieren und des HerzKreislaufsystems.
Opiat-Behandlung in niedriger Dosierung beginnen
Frage: Ich habe seit Jahren Rheumaschmerzen und habe dagegen Ibuprofen und ähnliche Medikamente genommen. Seit einer Magenoperation vertrage ich diese Tabletten aber nicht mehr. Was kann ich noch machen?
Antwort: Eine Alternative sind Opiate. Diese Medikamentengruppe schädigt nicht den Magen und kann auch über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. Man sollte mit der Therapie in niedriger Dosierung beginnen und sie dann langsam steigern, so dass die Schmerzen erträglich bleiben.
Frage: Vor fünf Jahren hatte ich eine Gürtelrose, die nicht richtig ausheilte. Seither leide ich immer wieder im Winter Schmerzen in den Beinen, die mein Arzt auf den Herpes zoster zurückführt. Ich habe schon mehrmals eine Akupunktur erhalten und nehme Voltaren-Tabletten und -Salben, aber das bringt leider nur wenig. Was kann mir helfen?
Antwort: Es gibt eine Reihe von Therapiemöglichkeiten bei Herpes-Zoster-Schmerzen. Dazu zählen beispielsweise eine spezifische Neuraltherapie (Grenzstrangblockaden), Medikamente, die die Spontanaktivität von Nervenzellen dämpfen, sowie spezielle Schmerzpflaster (Capsacain), die in der ärztlichen Praxis auf die Haut aufgeklebt werden und eine mehrmontatige Schmerzlinderung ermöglichen.
Frage: Meine Mutter nimmt seit über einem halben Jahr Tramadol-Tropfen gegen ihre Muskel- und Gliederschmerzen ein. Dennoch kann sie heute kaum mehr eine Nacht ungestört durchschlafen. Gibt es Alternativen?
Antwort: Tramadol-Tropfen wirken nur kurzzeitig und sind für eine Dauertherapie nicht geeignet. Das kann insbesondere in der Nacht zu einem Problem werden, wenn die Wirkung des Schmerzmittels nachlässt. Der Patient wacht auf und wird in seinem Nachtschlaf gestört.
Zur Behandlung länger andauernder Schmerzen sind sogenannte Retardpräparate deshalb besser geeignet. Diese Schmerzmedikamente geben ihren Wirkstoff kontinuierlich über einen Zeitraum von zirka zwölf Stunden in die Blutbahn ab. Sie werden regelmäßig nach einem festen Zeitschema eingenommen. Die Erfahrung zeigt, dass die Angst vor einer Suchtentwicklung bei Opiaten mit verzögerter Wirkstoff-Freisetzung unbegründet ist.
Wenn man ein Retardpräparat zum ersten Mal einnimmt, muss man allerdings damit rechnen, dass es etwas länger dauert, bis die Wirkung eintritt. Diese Zeit kann durch die zusätzliche einmalige Einnahme eines schnellwirkenden Schmerzmittels überbrückt werden.
Diabetes kann Schmerzen in Füßen verursachen
Frage: Ich bin 75 Jahre alt und habe immer Schmerzen in den Schultern. In der kalten Jahreszeit ist es besonders schlimm. Was kann ich tun. Mein Arzt sagt, die Schmerzen kommen vom Gelenkverschleiß der Wirbelsäule und dagegen kann man nichts machen.
Antwort: Bei einer Halswirbel-Arthrose werden Wärmeanwendungen im Nacken- und Schulterbereich fast immer als angenehm empfunden. Warme Duschen, Wärmflaschen oder eine feuchtheiße Rolle können eine Entspannung der Muskulatur und damit Linderung der Beschwerden bewirken. Günstig sind oft auch Fango-Packungen, Krankengymnastik und TENS-Anwendungen, die der Arzt verordnen kann.
In der kühleren Jahreszeit ist Thermowäsche im Nacken- und Schulterbereich zu empfehlen. Durch die Wärmeanwendungen und eine behutsame Krankengymnastik wird die verspannte Muskulatur besser durchblutet. Das führt zu einer Entlastung der Wirbelgelenke und reduziert den Schmerz.
Im Vordergrund sollten spezifische Eigenübungen stehen, die durch ein geschultes Personal eintrainiert werden.
Frage: Ich habe seit langem ein schmerzhaftes Kribbeln in meinen Füßen. Manchmal fühlen sich ganz taub an. Kann es am Diabetes liegen?
Antwort: Die von Ihnen geschilderten Symptome können auf Nervenschmerzen hinweisen, z.B. durch eine unzureichend behandelte Zuckererkrankung (Diabetes mellitus). Um das zu vermeiden, ist eine möglichst optimale Blutzuckereinstellung mit Medikamenten wichtig.