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Bundesagentur für Arbeit Wegen Flüchtlingszustroms mehr Kinder in Hartz IV

Eltern ohne Geld und ohne Job - das macht Hunderttausende von Kindern unfreiwillig zu Hartz-IV-Beziehern. Zuletzt ist ihre Zahl sogar noch gestiegen. Auch wenn Forscher die Entwicklung kritisieren - für die Bundesagentur kommt sie nicht ganz überraschend.

12.04.2017, 14:40

Nürnberg (dpa) - Die stärkere Flüchtlingszuwanderung in den vergangenen beiden Jahren hat auch die Zahl der auf Hartz IV angewiesenen Kinder steigen lassen.

Im Dezember 2016 lebten gut 2 Millionen Kinder in sogenannten Bedarfsgemeinschaften, die auf die finanzielle Hilfe der Jobcenter angewiesen waren, wie aus aktuellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervorgeht. Ihre Zahl stieg damit binnen Jahresfrist um 3,3 Prozent.

Nach BA-Angaben ist allein die Zahl der in Hartz-IV-Familien lebenden ausländischen Kinder zwischen Ende 2015 und Ende 2016 um 138 050 auf 505 600 gestiegen. Dies entspricht einer Zunahme von 37,6 Prozent. Die Zahl der in Hartz-Familien lebenden deutschen Kind sank dagegen im selben Zeitraum um 73 400 auf knapp 1,5 Millionen (minus 4,6 Prozent). Die Zahlen zeigten, dass die Zunahme der Gesamtzahl mit der wachsenden Zahl von Ausländern, vor allem von Flüchtlingen, zusammenhänge, gab ein BA-Sprecher zu bedenken.

Für die Bundesagentur ist die Entwicklung nicht überraschend: Da viele anerkannte oder geduldete Flüchtlinge nach dem Abschluss des Asylverfahrens meist nicht sofort eine Arbeit finden, beziehen sie Grundsicherung von den Jobcentern. Im Dezember 2016 hatten fast 700 000 Männer, Frauen und Kinder aus nichteuropäischen Asylherkunftsländern von Hartz-IV gelebt. Der Anstieg bis zum Herbst 2016 hatte sich zuletzt aber abgeschwächt.

Jugendforscher Klaus Hurrelmann kritisierte laut WAZ, dass bisher fast alle Hilfsprogramme auf die Eltern und nur ganz wenige direkt auf die Kinder zielten. "Das ist der große Konstruktionsfehler", sagte er. Hurrelmann sprach sich dafür aus, dass der Staat Kinder außerhalb ihrer Familien unterstütze, damit die Förderung auch jenen zugute komme, deren Eltern weniger Wert auf Bildung legten. "Wir wissen, dass die oberen 20 Prozent der Gesellschaft zu 80 Prozent wollen, dass ihre Kinder Abitur machen, von den unteren 20 Prozent wollen das nur 20 Prozent."