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Darf ich etwas sagen? Wenn bei einem befreundeten Paar einer untreu ist

Befreundete Paare und Fremdgehen: Das ist wirklich ein heikles Thema. Als Mitwisser gerät man schnell in die Zwickmühle und stellt sich Loyalitätsfragen. Soll man sich besser raushalten oder als guter Freund einmischen?

12.11.2018, 03:55

Berlin (dpa/tmn) - Manche Frage traut man sich kaum zu stellen - nicht einmal dem Partner, und auch nicht einem Arzt oder Anwalt. Das Thema ist unangenehm, der Einblick in die persönlichen Lebensumstände könnte peinlich und tief werden, vielleicht drohen sogar rechtliche Konsequenzen.

Doch wie gut, dass einen Freund gerade ganz genau dasselbe Problem beschäftigt. Fragen wir also doch mal für ihn...

Die Frage heute: Mein Freund weiß bei einem befreundeten Pärchen, dass einer den anderen betrügt. Soll er das dem anderen sagen?

Das kommt darauf an. Selten ist man mit beiden Partnern gleich stark befreundet - das hat einen Einfluss auf die Loyalität.

Fall eins: Ich bin mit dem Fremdgeher oder der Fremdgeherin enger befreundet. "Auch wenn ich mich vielleicht erst geschmeichelt fühle, weil ich eingeweiht wurde, kann die Mitwisserschaft unangenehm sein", sagt Mathias Miklaw, Beziehungsberater aus Berlin. Das Szenario: Man sitzt mit dem Paar am Tisch, die oder der Betrogene signalisiert, dass die Beziehung wunderbar läuft - und man selbst weiß es besser. Hier muss man gute Miene zum bösen Spiel machen.

"In diesem Fall ist es aber nicht unbedingt moralisch geboten, die oder den Betrogenen in Kenntnis zu setzen", sagt Miklaw. Denn dies könnte als Verrat an der Freundschaft gewertet werden. Einmischen sollte man sich aber trotzdem. Der Experte rät, das Gespräch mit dem untreuen Freund oder der untreuen Freundin zu suchen - und Fragen zu stellen: Warum machst du das? Warum verheimlichst du das? Warum redest du darüber nicht mit dem Partner? Und wo kann das hinführen?

Fall zwei: Ich bin mit dem oder der Betrogenen enger befreundet. Hier ist der Impuls stärker, die Freundin oder den Freund sofort über die Untreue des anderes zu informieren. Davon rät Miklaw jedoch ab - zumindest vorübergehend. Besser sei es auch hier wieder, das Gespräch mit dem untreuen Part der Beziehung zu suchen - auch wenn man mit diesem weniger gut befreundet ist. Aber: "Mit Bedacht vorgehen!"

Zunächst einmal müsse man genau wissen, was das Paar für eine Vereinbarung getroffen hat, sagt der Experte. Wenn Seitensprünge in der Beziehung komplett tabu sind, sollte man dem Fremdgeher oder der Fremdgeherin nahelegen, mit dem Partner das Gespräch zu suchen.

Miklaw rät dann zu einem "soften Ultimatum". Also nicht: "Wenn du es bis dann und dann nicht gesagt hast, mache ich es." Sondern erklären, dass man innerhalb der Freundschaft illoyal wird, wenn man seine gute Freundin oder seinem guten Freund die Sache verschweigt. Denn dies könnte die oder der Betrogene ebenso als Vertrauensbruch werten. "Man sollte also einen gewissen Druck ausüben, dass der Fremdgeher das Thema selbst irgendwann klärt", sagt Miklaw.

Eine Rolle spielt auch, ob es sich um einen One-Night-Stand gehandelt hat oder im schlimmsten Fall sogar um eine dauerhafte Affäre. Über eine einmalige Sache kann man womöglich eher hinwegsehen als über einen dauerhaften Betrug des Partners.