Medizin Wenn die Schilddrüse groß wird
Normalerweise ist sie sehr klein. Bei Erkrankungen wächst sie. Die Schilddrüse stand im Mittelpunkt des Medizinischen Sonntags.
Magdeburg l In Form und Größe ähnelt die gesunde Schilddrüse einem kleinen Schmetterling. Sie sitzt unterhalb des Kehlkopfes, wiegt weniger als ein Spatz und ist für medizinische Laien kaum tastbar. „Obwohl sie unscheinbar erscheint, erfüllt sie doch sehr wichtige Aufgaben“, sagte Dr. Kirsten Reschke, Oberärztin an der Uniklinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Diabetologie und Endokrinologie. Die Schilddrüse produziert Hormone, die an vielen Stellen des Körpers in Stoffwechselprozesse eingreifen. Beispiele dafür sind das Herz-Kreislauf- und das Nervensystem, die Muskulatur und Knochen sowie das Körperwachstum.
Ärzte beurteilen die Gesundheit der Schilddrüse durch Tast- und Ultraschall-Untersuchungen sowie mit Kontrollen spezifischer Hormonwerte wie das sogenannte TSH. Weiter führt ggf. die Kontrolle der Schilddrüsenaktivität (Szintigraphie). Bei kalten Knoten mit Verdacht auf einen Tumor sollte zusätzlich eine Gewebeentnahme (Biopsie) erfolgen, so die Mediziner. Ärzte unterscheiden eine Über- und eine Unterfunktion.
Mögliche Symptome, die auf eine Unterfunktion der Schilddrüse hinweisen, sind: häufige Müdigkeit, langsamer Puls, Frostgefühle bei normaler Umgebungstemperatur, trockene Haut, Stuhlgangsprobleme (Verstopfung) und unerklärbare Gewichtszunahme. Ursache kann eine Erkrankung des Immunsystems namens Hashimoto sein. Sie führt zu chronischen Entzündungen des Drüsengewebes. Weitere Gründe sind angeborene Formen der Schilddrüsenunterfunktion und ein Mangel an mit der Nahrung aufgenommenen Jod und Selen. Die Behandlung einer krankhaften Unterfunktion der Schilddrüse erfolgt mit Tabletten, die den Mangel an Schilddrüsenhormon beheben (L-Thyroxin).
Symptome, die auf eine Überfunktion der Schilddrüse hinweisen können, sind u.a. eine erhöhte Nervosität, vermehrtes Schwitzen, ein schneller Puls, Herzrasen, Stuhlgangsprobleme (häufiger Durchfall) und unerklärlicher Gewichtsverlust. Eine mögliche Ursache der Schilddrüsenüberfunktion ist eine Erkrankung des Immunsystems, die nach einem ehemals in Merseburg tätigen Arzt Morbus Basedow benannt wird. Die Therapie erfolgt ebenfalls mit Medikamenten (Thyreostatika) bzw. mit Operation oder Radio-Jod-Therapie.
Operationen sind heute, sofern es das Ausmaß der Veränderungen des Drüsengewebes möglich macht, meist mit sehr kleinen Schnitten möglich. Dr. Constanza Chiapponi von der Magdeburger Uniklinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie zeigte in Bildern aus dem Klinikalltag die meist guten Heilungserfolge. Mit der OP lässt sich überaktives Schilddrüsengewebe entfernen, das beispielsweise Schluckbeschwerden verursacht. Auch bei sogenannten kalten Knoten mit Verdacht auf einen Tumor ist eine OP erforderlich.
In den ersten Monaten nach dem Eingriff kann es bei etwa ein bis zwei Prozent der Patienten zu Heiserkeit kommen, die sich aber nach drei bis fünf Monaten meist bessert.
Dr. Chiapponi informierte zudem über mögliche Verletzungen der Nebenschilddrüsen während des Eingriffs und die Möglichkeiten der Korrektur.
Eine weitere Alternative bei der Behandlung der Basedowschen Krankheit sowie überaktiver Schilddrüsen, inklusive heißer Knoten und Struma ist die sogenannte Radio-Jod-Therapie. „Da die Therapie den Einsatz radioaktiv strahlender Isotope erfordert, gibt es in der Öffentlichkeit unbegründete Vorbehalte und Ängste“, sagte Professor Dr. Holger Amthauer, Leiter des Bereichs Nuklearmedizin am Magdeburger Uniklinikum. Der Mediziner lieferte konkrete Informationen über den Ablauf einer Radio-Jod-Behandlung und die Sicherheit. Diese Therapie kann eine Alternative zur OP sein.
Sie verringert das Risiko von Schädigungen der Stimmbänder und Nebenschilddrüsen und erfordert in der Regel auch nur einen Klinikaufenthalt von wenigen Tagen. Allerdings können bis zur Wirkung zwei bis drei Monate vergehen. Bei Tumorverdacht ist die Radiojod-Therapie keine Alternative zur OP. Alle Vorträge können ab sofort im Internet erneut angesehen werden:
www.med.uni-magdeburg.de/medizinischer_sonntag