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Mörderisches Insekt Kannibalin gesucht - Behörde fahndet nach der Gottesanbeterin

Bei Arendsee ist sie schon gesichtet worden. Nun wird in der Westaltmark nach weiteren Exemplaren der Schrecke gesucht.

Von Gesine Biermann/vs 17.08.2024, 06:00
gottesanbeterin
gottesanbeterin Foto: Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt

Arendsee - Die einen finden sie faszinierend, die anderen eklig – egal wie: Die Gottesanbeterin ist ein spannendes Geschöpf. Denn ihr mörderischer Ruf eilt ihr voraus: Nach der Hochzeit verspeist die Insektendame nämlich gern mal ihren Bräutigam. Und nun erobert die Kannibalin den Norden Sachsen-Anhalts.

Und es werden immer mehr, teilt das Landesamt für Umweltschutz mit. „Im Jahr 2023 wurde mit 3.320 gemeldeten Sichtungen erneut der Melderekord des Vorjahres eingestellt. Die Ausbreitung der Art in Sachsen-Anhalt konnte somit bereits das vierte Jahr in Folge mit Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger detailliert verfolgt werden.“

Meldeportal eingerichtet

Dafür gab es ein großes Dankeschön seitens der Behörde, verbunden mit der Bitte, auch in diesem Jahr wieder nach der gruseligen Schönheit zu fahnden: „Das Landesamt für Umweltschutz bittet darum, weiterhin alle Sichtungen der Gottesanbeterin innerhalb Sachsen-Anhalts zu melden – vorzugsweise direkt online auf dem eigens eingerichteten Meldeportal https://lau.sachsen-anhalt.de/gottesanbeterin.“

Alternativ dazu können Beobachtungen mit Datum, Beobachtername, exaktem Fundort und einem Foto auch per E-Mail an artenmeldung@lau.mwu.sachsen-anhalt.de gemeldet werden. Alle Beobachtungen werden überprüft und finden Eingang in die zentrale Artdatenbank des Landesamtes für Umweltschutz. Dort werden sie für die wissenschaftliche Auswertung, die Bearbeitung der Roten Listen und die Fortschreibung der Artverbreitung genutzt.

Aktuell besiedelt die Gottesanbeterin schon den gesamten Südteil Sachsen-Anhalts bis zur Mitte des Landes auf Höhe Halberstadt, Magdeburg und Wittenberg. Im vergangenen Jahr kam die knapp acht Zentimeter groß werdende Fangschrecke offiziell auch in der Altmark-Region an. Die ersten Einzelbeobachtungen gab es bereits in Arendsee und bei Stendal.

Sehr auffälliges Insekt

Im Sommer und Herbst 2024 erwartet Marcel Seyring, Biologe am Landesamt für Umweltschutz, nun eine weitere Ausbreitung der Art in den Landkreisen Harz, Börde, Jerichower Land, Stendal und Salzwedel. Er rechne in den kommenden Wochen bis in den Spätherbst mit vermehrten Beobachtungen des sehr auffälligen Insekts, teilt das Landesamt mit.

Wer ihm begegnet, muss sich übrigens nicht fürchten. „Gottesanbeterinnen sind ungefährlich, nicht giftig und können nicht stechen“, versichert Marcel Seyring. Gesichtete Tiere müssten auch nicht eingefangen werden und könnten an Ort und Stelle verbleiben. „Da die Tiere in den Abendstunden gern Lampen und beleuchtete Fenster anfliegen, verirren sie sich regelmäßig in Wohnungen“, heißt es in der Pressemitteilung des Landesamtes. In diesem Fall könne das grazile schließlich Tier vorsichtig eingefangen und dann ins Freie gesetzt werden.

Gottesanbeterinnen lieben Wärme und vertragen Trockenheit. Seit Anfang der 1990er Jahre breiten sie sich durch klimatische Veränderungen immer weiter nach Norden aus. Einen ersten Fund in Sachsen-Anhalt gab es bereits 1991 in Magdeburg, ohne dass sich seinerzeit die Art etablieren konnte. Die erste, sich fortpflanzende Population in Sachsen-Anhalt existiert bereits seit 2004 am Geiseltalsee. Seit 2019 beobachtet das Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt eine rasante Ausbreitung der Art.