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Nachruf Blankenburg trauert um Hilde Thoms - Klostergärtnerin, Schlossretterin, Autorin, Stifterin

Mit großer Betroffenheit haben Weggefährten auf den Tod von Hilde Thoms reagiert. Sie würdigen die Blankenburgerin, die die Stadt über Jahrzehnte hinweg mit ihrem Wissen, Engagement und Herzenswärme bereichert hat.

Von Jens Müller 18.04.2025, 10:00
Hilde Thoms blättert in ihrem Kochbuch „Hackus, Knieste & Runx Munx“, mit dem sie alte Harzer Rezepte für die Nachwelt erhalten hat. Die Blankenburgerin ist am 10. April verstorben. Sie wurde 87 Jahre alt.
Hilde Thoms blättert in ihrem Kochbuch „Hackus, Knieste & Runx Munx“, mit dem sie alte Harzer Rezepte für die Nachwelt erhalten hat. Die Blankenburgerin ist am 10. April verstorben. Sie wurde 87 Jahre alt. Archivfoto: Jens Müller

Blankenburg. - Blankenburg trauert um eine außergewöhnliche Frau, die in der Harzstadt im wahrsten Sinne Spuren hinterlassen hat. Ein Nachruf auf Hilde Thoms - Klostergärtnerin, Schlossretterin, Buchautorin, Stifterin.

„Ohne Kultur verlieren wir unsere Identität.“ Für Hilde Thoms war dieser Satz Auftrag und Bestimmung. 1937 in Grevesmühlen geboren, arbeitete sie bis 1988 als Diplom-Pharmazie-Ingenieurin. Mit dem Umzug in den Harz eröffnete sich ihr ein völlig neues Feld. Und es begann ein wahres Abenteuer. Ihre Idee: die mittelalterlichen Klostergärten in Michaelstein nach altem Vorbild wieder aufzubauen.

Im Selbststudium eignete sie sich das nötige Wissen in Gartenbau, zum Klosterleben und zur Pflanzenkunde an. „So wurde sie zur ersten autodidaktischen Klostergärtnerin“, formulierte Blankenburgs Bürgermeister Heiko Breithaupt (CDU) anlässlich ihres 80. Geburtstages im November 2017. Ihr Buch „Der Klostergarten Michaelstein“ von 1996 ist bis heute das Standardwerk zur Anlage, die inzwischen zu den „Gartenträumen Sachsen-Anhalts“ zählt.

Ihr vielfältiges Wissen über die grüne Apotheke der Harzer Wiesen und Berge, ihre Liebe zur Natur und zur deutschen Sprache wollte sie mit vielen Menschen teilen. An Ruhestand war für diese kleine kluge Frau mit den stets wachen Augen und ihrer so bescheidenen Art aber nicht zu denken. Davon zeugen unter anderem zwei vielbeachtete Bücher, die in keinem Harzer Bücherschrank fehlen dürfen: „Altes Kräuterwissen im Harz“ und „Hackus, Knieste & Runx Munx“.

Hilde Thoms engagierte sich von Beginn an im Verein „Rettung Schloss Blankenburg“ als ehrenamtliche Schlossführerin und Chronistin. Dieses Ehrenamt eröffnete ihr zudem ein weiteres Herzensprojekt: Die Gründung ihrer Friederike-Caroline-Neuber-Stiftung 2017 und eines Fördervereins. „Bei ihren Nachforschungen über die Neuberin in Blankenburg und insbesondere im Großen Schloss fand sie heraus, dass die für die Neuberin äußerst bedeutende Zeit hier in der Theatergeschichte bisher völlig unberücksichtigt blieb. Durch mehrere Artikel, Vorträge, vor allem aber die Publikation ,Wo unsere Schauspielkunst zur Welt kam' konnte Hilde Thoms auch die Aufmerksamkeit der Theatergeschichtsforschung auf sich ziehen“, erklärte Fördervereinsvorsitzende Evelin Wittich.

Das Neuberin-Museum in Reichenbach nahm diese Erkenntnisse dankbar auf. Seit 2021 trägt die Auffahrt zum Blankenburger Schloss sogar den Namen Friederike-Caroline-Neuber-Straße.

Evelin Wittich: „Hilde Thoms hat diese für Blankenburg und das Schloss bedeutende Arbeit geprägt durch ihr unermüdliches Engagement, ihre Neugier und ihre Fähigkeit, auch andere Menschen für diese Themen zu begeistern. Wir werden sie vermissen.“

„Hilde Thoms war mehr als eine Chronistin unserer Stadtgeschichte – sie war eine Brückenbauerin zwischen Vergangenheit und Gegenwart“, würdigte Heiko Breithaupt. „Wir verlieren mit Hilde Thoms eine engagierte Bürgerin, eine kluge Forscherin und eine warmherzige Persönlichkeit.“