Seminar verrät viel über vergangenes Jahrhundert, aber keiner weiß, was im neuen Jahr geschieht 100 Jahre Schloss Wendgräben
Vor 100 Jahren bezog die Familie von Wulffen das Schloss Wendgräben. Das Jubiläum soll im September gefeiert werden. Doch 2014 ist auch das Jahr, in dem die Konrad-Adenauer-Stiftung das Schloss verlässt und die Immobilie einer ungewissen Zukunft entgegenblickt.
Wendgräben l Ob Schüler, Seminarteilnehmer oder Freunde des Hauses: Für viele "Ehemalige" wird dies der offizielle Abschied von "ihrem Schloss" sein, bevor am 19. Dezember 2014 die Konrad-Adenauer-Stiftung endgültig hinter sich die Pforten von Schloss Wendgräben zusperrt. Am Sonntag und Montag, 7. und 8. September, findet in dem Noch-Bildungszentrum der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) ein Seminar statt, mit dem Stiftung und der Freundeskreis Schloss Wendgräben an die wechselhafte, ein Jahrhundert dauernde Geschichte des imposanten Herrensitzes erinneren wollen.
In den Seminar-Einheiten geht es um die zeitlichen Abschnitte, in denen das Schloss mal Wohnhaus, Schule und zuletzt Bildungsstätte gewesen ist. Dazu konnten berufene Referenten gewonnen werden. So etwa Dr. Ulrich von Wulffen, Enkel des Bauherren Hans-Waldemar von Wulffen. Über die schwierige Zeit zwischen 1938 und 1947 referiert Prof. Dr. Mathias Tullner von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Über die Nutzung als Heimoberschule und Förderschule werden ehemalige Schüler sowie die damalige Internatsleiterin Heike Jeromin sprechen. Die Geschichte der KAS-Nutzung fasst Dr. Werner Blumenthal von der Hauptabteilung "Politische Bildung" der KAS zusammen. Sogar der Pfarrer Gerhard Gabriel, der am Sonntag um 9.45 Uhr den Gottesdienst bestreitet, ist ein ehemaliger Schule der Einrichtung.
Zu den prominenten Rednern des Seminares zählen am Sonntagvormittag der Landesminister für Landwirtschaft und Umwelt, Dr. Hermann Onko Aeikens, und am Sonntag um 18 Uhr der ehemalige Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Dr. Wolfgang Böhmer.
Nicht das letzte Seminar
Für Kurzentschlossene gibt es noch Seminarplätze, sogar mit Übernachtungsmöglichkeit im Schloss, sagt Alexandra Mehnert, die Leiterin der KAS-Bildungsstätte. Anmeldungen sind jedoch erforderlich.
Das Jubiläumsseminar sei aber nicht das letzte Seminar der Konrad-Adenauer-Stiftung im Schloss. Noch bis 19. Dezember finden im Bildungszentrum Seminare statt. Darin geht es etwa um den Fall der Mauer vor 25 Jahren. Auch der gastronomische Betrieb geht zumindest bis zum Jahresende uneingeschränkt weiter, betont der Pächter, Henning Strüber.
Was danach mit dem Schloss geschehen soll, ist allerdings völlig offen. Der Investor, eine Immobilienfirma namens Munitor, hat bislang kein Konzept für die Nachnutzung vorgelegt. Nachfragen bei dem Investor blieben stets unbeantwortet. "Wir hätten schon Vorstellungen, wie wir im Schloss weitermachen könnten, aber es gibt keinen neuen Pachtvertrag", so Henning Strüber gestern. Auch seitens der Stadtverwaltung Möckern werden derzeit keine Aussagen über die weitere Nutzung des Schlosses als Außenstelle des Standesamtes gemacht.
"Wir hoffen sehr, dass sich eine öffentliche Nachnutzung unmittelbar anschließen wird", so Alexandra Mehnert. Sie und ihre neun Mitarbeiter nehmen mit mindestens einem weinenden Auge Abschied von einem der schönsten Arbeitsplätze der Region. Sechs von ihnen beziehen ab Januar neue Räumlichkeiten in der Landeshauptstadt Magdeburg, um von dort für Sachsen-Anhalt die politische Bildungsarbeit der CDU-nahen Stiftung zu koordinieren.
Auch der Freundeskreis Schloss Wendgräben, der das Jubiläums-Seminar im September mit veranstaltet, weiß bislang nicht, wie und wo er seine Arbeit weiterführen kann. Schließlich war diese eng mit dem Haus und der Konrad-Adenauer-Stiftung verknüpft. Projekte und Veranstaltungen, die von der KAS nicht geleistet werden konnten, übernahmen die über 100 Vereinsmitglieder. Der Freundeskreis schaffte etwa Bänke für den Park an, veranstaltete Ausstellungen, Lesungen und Konzerte.
"Wir denken über eine Satzungsänderung nach, wollen aber weiter daran glauben, dass es eine Nachnutzung des Schlosses gibt, bei der wir uns einbringen können", sagt Christa Nowak, die Geschäftsführerin des Freundeskreises.
Der Verein beteiligt sich an dem Seminarwochenende mit einer Ausstellung von Werken, die mit Hilfe des Freundeskreises in den zurückliegenden 17 Jahren erworben werden konnten und im Schloss verteilt hängen. Auch eine kleine Ausstellung zum Beginn des ersten Weltkrieges, der vor ebenfalls 100 Jahren begann, ist geplant.
Kontakt: 039245/95 20
www. kas.de/sachsen-anhalt/