Gab es einst Ritter zwischen Parchen und dem Fiener? / Neuer Besitzer kümmert sich um Mauerreste Alte Burg: Viele Rätsel und noch mehr Dornen
Kein Fleck Erde im Jerichower Land birgt so viele Rätsel wie die Alte Burg am Fienerrand in Parchen. Als neuer Besitzer will Karl Hoppe das Areal wieder kultivieren.
Parchen l Schlehenbüsche hüllen die Alte Burg in einen stachligen Mantel. Und auch sonst ranken sich Märchen und Mythen um einen tausend Jahre alten Hügel, dessen knorrige Baumwurzeln die uralten Geheimnisse bewahren: Gab es einst Rittersleute in Rüstungen aus Metall auf der Burg am Rande des Fieners?
"Ich glaube nicht", sagt Karl Hoppe. Der 61-jährige Parchener ist seit April dieses Jahres Besitzer dieser Anlage, die von Fachleuten als Bodendenkmal katalogisiert wird. Hoppe meint: "Es gibt keinen vernünftigen Grund, mehr als zwei Kilometer vom nächsten Ort entfernt einen solchen militärischen Schutzbau zu errichten." Er glaubt vielmehr an die Theorie, dass es sich hier um die Reste eines Jagdschlosses handelt.
Hoppe hat das Areal auf einer Internet-Immobilien-Versteigerung erworben. Es handelt sich um das Miniwaldstück auf dem Hügel, den die Parchener als Burgruine bezeichnen. Plus vier Hektar Weide drumherum. Was er mit dem Gelände will? "Ganz einfach, als Grünland bewirtschaften", sagt Hoppe, der als studierter Förster genau weiß, wovon er spricht.
Doch es geht dem 61-Jährigen nicht um Wirtschaft: "Das ist mein Hobby. Ich interessiere mich für Wald und ich interessiere mich für Geschichte." Wie könnte man beide Themen besser verknüpfen als mit der Alten Burg? Als Förster schaut er auf die dornigen Schlehenbüsche, die das scheinbar vergessene Areal an Dornröschen erinnern. Hoppe sagt: "Zu DDR-Zeiten hat die Parchener Schafherde das Gelände gepflegt. Danach hatte der Wildwuchs freie Bahn." Das gelte auch für die Weiden, die künftig nach EU-Norm gemulcht werden.
Oben auf dem Hügel gibt es einige Bäume, die so dick und knorrig sind, dass sie als böse Geister aus dem Märchenwald taugen würden. Die Äste einer Eiche sind kreuz und quer gewachsen wie die Kraken eines Tintenfischs. Hoppe vermutet, dass der Baum 500 Jahre alt ist. Noch spannender findet er eine Flatterulme: "Das ist eine Baum- art, die hier eigentlich gar nicht hergehört." Auch dieses Exemplar hat einen Fünf-Meter-Stammumfang. Die vielen dicken, freiliegenden Wurzeln wirken fast schon gruselig auf den Betrachter.
Hoppe hat das komplett zugewachsene Gelände teilweise kultiviert. Jeder Schritt ist mit der Denkmalbehörde abgestimmt. Ein Weg nach oben ist freigelegt, jetzt hat die Sonne wieder freie Bahn. Zum Beispiel auf die Reste einer zwei Meter dicken Feldsteinmauer. Die hat Hoppe mit seinem Sohn jetzt im Oktober aufgearbeitet. Die Steine dafür haben die Maurerlaien in der Umgebung gefunden. Bis auf einen dicken Feldstein: "Der stammt von meinem Elternhaus in Parchen." Der neue Besitzer meint, dass es sich um die Kellermauer eines quadratischen Hauses handelt. Quasi ein Nebengebäude des einstigen Jagdschlosses. Zwischen dem alten Eichenbaum und der dicken Ulme gibt es einen großen runden Schacht, auch hier sind die Mauern zwei Meter dick. Fachleute vermuten, dass es sich um einen Brunnen handelt. Karl Hoppe will dieser These nicht folgen: "Nach meinen Recherchen handelt es sich um das Fundament eines Turms."
Erfahren hat Karl Hoppe von der Versteigerung des Grundstücks ganz zufällig. Er saß Anfang des Jahres in der Parchener Gaststätte Herget, als jemand sagte: Hast du schon gehört, die Alte Burg soll versteigert werden. Er schaute sich im Internet um - und war einige Wochen später Grundstücksbesitzer.
Zur Historie der Burg gibt es verschiedene Theorien. Zum Beispiel: Die Burganlage im Fiener ließ Abt Reinbodo vom Kloster Berge zu Magdeburg 1197 an der Grenze der Dörfer Dürremark (existiert nicht mehr) und Parchen unter der Bezeichnung "Mundzoige" oder "Mundzog" erbauen. 1458 wurde die Burg als wüste Burgestelle erwähnt. Abt Reinbodo nannte seine Burg oder auch sein Schloss "Freudenberg". Die Burg diente zunächst als Wehranlage und wurde später als Jagdschloss genutzt.
Nach der Wende gab es eine sogenannte Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM), die den vermeintlichen Brunnen freilegte. Doch danach wurde es ruhig und dornig um die Alte Burg - bis Karl Hoppe die Gaststätte Herget betrat...