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Jahrhundert-Hochwasser spült das Landesfest weg, das 2002 in der Ihlestadt stattfinden sollte Am Donnerstag um 13.06 Uhr steht fest: 7. Sachsen-Anhalt-Tag in Burg fällt aus

Von Andreas Mangiras 16.08.2012, 05:17

Auf den Tag genau heute vor zehn Jahren sollte in Burg der 7. Sachsen-Anhalt-Tag beginnen. Er fiel ins Wasser - wegen der Jahrhundertflut. Die Absage kam einen Tag vor der Eröffnung.

Burg/Genthin l "Ich fuhr mit Tränen in den Augen von Magdeburg zurück nach Burg." Bernhard Sterz (SPD), im Sommer 2002 Oberbürgermeister der Sachsen-Anhalt-Tag-Gastgeberstadt Burg, blickt noch heute ergriffen auf jene dramatische Entscheidung zurück, die am 15. August, einen Tag vor Festbeginn in der Staatskanzlei gefallen war. Dorthin hatte Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) alle Landesfest-Verantwortlichen aus Regierung und Kreis gerufen. Sterz war zusammen mit Landrat Lothar Finzelberg dort. Die schwierige Hochwasserlage beherrschte das Denken.

"Es war genau 13.06 Uhr, als Böhmer sagte: ,Ne, sagen wir es ab!\'", erinnert sich Sterz. "Die Entscheidung fiel schwer, aber sie war notwendig und richtig. Wir konnten in dieser Situation kein Fest ausrichten und feiern." Gut ein Jahr Vorbereitung war futsch. Das ganze Land habe sich vorbereitet, Vereine, Helfer, Sicherstellungskräfte.

Doch die Lage ist ernst - auch für Burg und das Jerichower Land. Als Sterz an diesem 15. August nach Burg zurückkommt, beginnt etwa in Alt-Lostau die Evakuierung. Die Elbe bedroht den kleinen Ortsteil in der Aue. Die Gefahrenabwehr muss organisiert werden. Bis zum Wochenende werden zwischen Gommern und Jerichow rund 500 000 Sandsäcke zur Stärkung der Deiche gefüllt und verbaut. Bundeswehr, Feuerwehren, Polizei, viele, viele Freiwillige sind im Einsatz. "Die nächsten 14 Tage gab es keine normale Arbeit mehr, in der Verwaltung war eine 12-Stunden-Schicht-Dienst eingeteilt", so Sterz.

Noch am Abend des 15. August kommt der Burger Hochwasserstab zusammen. Deichwachen für die Elborte werden bestimmt.

Musik und Hochstimmung gibt es am 16. August dennoch in Burg. In der Sporthalle der Berufsschule, wo der MDR seine Show vom Sachsen-Anhalt-Tag präsentieren wollte, wird kurzerhand eine Benefizgala für die Opfer der Jahrhundertflut an der Elbe organisiert. Ihr Motto: "Die Hoffnung stirbt zuletzt!". Udo Lindenberg oder Rosenstolz treten auf. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), Bayerns Ministerpräsident und Kanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU) und zahlreiche Mitglieder der Landesregierung sind mit dabei. Schröder hat tags zuvor an die Spenden- und Hilfsbereitschaft der Deutschen appelliert. Der Elbeflut stellt sich eine Welle der Unterstützung entgegen.

"Es war ein schlimmes Ereignis, aber es hat die Leute zusammengeschweißt", fasst Sterz eine zentrale Erfahrung zusammen. Und er ist noch heute dankbar dafür.

Ein Jahr später findet der Sachsen-Anhalt-Tag dann doch in Burg statt. "Eigentlich sollte 2003 Aschersleben dran sein. Aber die Stadt hat zu unseren Gunsten verzichtet", so Sterz. "Warum sollte die viele Vorarbeit umsonst gewesen sein, wir hatten doch schon vieles bedacht. Die Entscheidung des Stadtrates, es 2003 nochmal zu machen, war richtig." Der Sachsen-Anhalt-Tag sollte ein Höhepunkt in der Stadtgeschichte werden, blickt Sterz zurück. Doch daran war 2002 noch nicht zu denken. Erstmal hatte die Elbe den Lauf der Dinge im Griff.