Lesung aus dem Theaterstück von "Gräfin Aga" sorgt an historischer Stätte in Möckern für viel Applaus Auch nach 75 Jahren immer noch Publikumsmagnet
75 Jahre nach seiner Uraufführung ist am Freitag ein Theaterstück von Augusta Clara Elisabeth Gräfin vom Hagen über die Befreiungskriege bei Möckern am Originalschauplatz in Teilen wieder zu Gehör gebracht worden.
Möckern l "Wir sind ausverkauft", konnte Dr. Udo Rönnecke stolz verkünden, als er am Freitagabend das Publikum im Saal der Gaststätte "Schwarzer Adler" in Möckern begrüßte. Dieser Saal war schon 75 Jahre zuvor an drei Abenden voll besetzt gewesen, als das Theaterstück der "Gräfin Aga" erstmals mit Bürgern der Stadt Möckern aufgeführt worden war.
"Das Stück, dargestellt in neun Bildern, gab die damalige Situation wieder, wie es nach und während der Schlacht vor Ort aussah und mit welchen Lasten die Menschen damals fertig werden mussten", erläuterte Hans Dietrich Graf vom Hagen den Inhalt des Stückes. Der Nachfahre der kunstbegabten Adligen berichtete an dem Abend über das Leben und Wirken seiner Großtante, die 1872 in Möckern zur Welt kam und im Alter von 77 Jahren bei Schlieben/Berga starb.
Diesmal als Lesung in Kostüm
Anlässlich des 200. Jahrestages des Gefechtes bei Möckern am 5. April 1813 sollte das Stück zumindest in Teilen als Lesung wieder aufgeführt werden, hatten sich Mitglieder des Ortschaftsrates Möckern und des Fördervereines zur Sanierung der St.-Laurentius-Kirche gedacht. Die Idee geht auf einen Vorschlag von Angelika Gräfin vom Hagen vor zwei Jahren zurück. Und tatsächlich konnten an dem Abend 376 Euro Spenden zur noch ausstehenden Sanierung des Möckeraner Stadtkirchenturmes gesammelt werden.
Das Gefecht von Möckern gilt als erstes siegreiches Gefecht der Verbündeten gegen Napoleons Truppen auf deutschem Boden. Während diese Tatsache wohl den meisten Möckeranern noch bekannt ist, sind weitere geschichtliche Hintergründe zumeist nicht in Erinnerung. Eine Auffrischung der Geschichtskenntnisse bietet da die Reihe der unterhaltsamen "Geschichtsstunden", die auf Anregung des ehemaligen Bürgermeisters Dr. Udo Rönnecke ins Leben gerufen worden sind. Und so wurde daran erinnert, dass die Quadriga aus Berlin 1806 von den Franzosen nach Paris entführt wurde und 1814 nach dem Ende der Befreiungskriege mit viel Jubel wieder nach Berlin geholt wurde. "Einige Städte rissen damals die Stadttore nieder, damit die Quadriga durch den Ort gefahren werden konnte", berichtet Dr. Rönnecke. In Möckern erfuhr man zu spät von der Ankunft der Siegesgöttin Viktoria und ihrem von vier Pferden gezogenen Schlachtwagen. Das Theaterstück berichtet davon, dass daher die symbolträchtige Statue über Möckerns Äcker weiter nach Hohenziatz zog.
"Hochachtung für Autorin"
Wie schon vor 75 Jahren übernahmen Bürger der Stadt Möckern die Rollen des Theaterstückes. Originell war neben den Kostümen auch die Rollenverteilung: Es war versucht worden, dass Bürger, die den Nachnamen der geschichtlichen Personen von damals tragen, die jeweiligen Rollen übernehmen. Witzig auch die Hingabe, mit der manche in ihre Rolle schlüpften, etwa Regina Richter als die energische "Barthsche". Alle neun Bilder, wie sie Gräfin Aga auf die Bühne gebracht hatte, wollten die Initiatoren aber nicht aufführen. Dr. Udo Rönnecke: "Das geht heute nicht mehr."
Er sprach der künstlerisch sehr aktiven Gräfin Aga seine Hochachtung für die Vorbereitung und Durchführung des Stückes damals im gleichen Gaststätten-Saal aus. Lob gab es auch für die Akteure der Gegenwart: Mit viel Applaus wurden nach gut zwei Stunden alle Darsteller bedacht, ebenso Dr. Karin Wagner, die die Moderation zwischen den Bildern übernommen hatte, und der Loburger Kantor Thorsten Fabrizi, der mit zeitgenössischen Stücken die Aufführung musikalisch umrahmte.
Die abschließende "Geschichtsstunde III" ist für den 22. März in der Heimatstube im Schloss vorgesehen. Beginn ist um 19.30 Uhr.